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Wahlvorgänge können gesellschaftliche Moralvorstellungen und Normen beeinflussen

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Wer eine Meinung hat, äussert diese an einer Abstimmung. Oder er wählt eine Person in ein Gremium, die seine Meinung vertritt. Dass es aber auch in die umgekehrte Richtung funktioniert, hat eine Forschungsgruppe mit Freiburger Beteiligung kürzlich herausgefunden.

Wahlen beeinflussen Meinungen, so eine Studie, an der die Volkswirtschafterin Jana Freundt vom Lehrstuhl für Industrieökonomik der Universität Freiburg, mitgearbeitet hat. Denn sie können laut einer Mitteilung der Uni die Vorstellungen darüber, was ethisch richtig und was falsch ist, verändern. Und zwar nicht zu knapp, nachhaltig und durchaus auch unerwartet schnell. Solche Vorstellungen, sogenannte soziale Normen und Werte, geben den Menschen Orientierung in ihrem Alltag. Sie sind generell tief verankert. Aber bestimmte Wahl- und Abstimmungsergebnisse können sie infrage stellen. Und das ist eine Erkenntnis mit gesellschaftlicher Sprengkraft.

Verschiedene Erfahrungen

Als Beispiel führt die Gruppe das Brexit-Referendum in Grossbritannien von 2016 an. Als dessen Folge hätten die Behörden einen starken Anstieg von Hassverbrechen gegen Ausländerinnen und Migranten festgestellt. Fachleute führen dies darauf zurück, dass im Rahmen des Abstimmungskampfs fremdenfeindliche Rhetorik so sehr an der Tagesordnung war, dass sie bald als Normalität empfunden wurde. Ähnliches wurde nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gezeigt. Auf der anderen Seite wirkten sich Wahlerfolge von Kandidatinnen positiv auf die Einstellung gegenüber Frauen in der Politik und am Arbeitsplatz aus.

Ausgehend von diesen Erfahrungswerten hat die Gruppe ein Online-Experiment durchgeführt. Darin ging es oberflächlich nur darum, herauszufinden, ob Menschen bereit sind, ihr Einkommen mit anderen zu teilen. Ein Teil der Teilnehmer musste zuvor aber an einer Abstimmung darüber teilnehmen, ob das Teilen zur – wenn auch freiwilligen – Regel für alle erhoben werden soll. Anschliessend fragten die Forschenden die Teilnehmenden, für wie «sozial angemessen» sie das Teilen halten.

Das verblüffende Ergebnis: Die Gruppe, die zuvor über die «Teil-Pflicht» abstimmen musste, fand danach das Teilen unangemessen. Die Gruppe ohne Abstimmung aber fand, doch, Teilen sei löblich und Nichtteilen unangemessen. Falls aber in der Abstimmung herauskam, dass nicht geteilt werden soll, waren die Teilnehmenden auch danach nicht knausrig.

Demokratie und Gesellschaft

Die aus Sicht der Forschenden ernüchternden Erkenntnisse: Einerseits können sich auch weit verbreitete Moralvorstellungen rasch und unvorhergesehen ändern, und eigennütziges Verhalten kann rasch moralisch anerkannt werden. Worüber also zuvor die Gesellschaft die Nase gerümpft hatte, etwa über Egoismus, könne aufgrund eines Wahlergebnisses rasch als sozial angemessen wahrgenommen werden. «Ein zuvor bestehender moralischer Konsens wird dadurch tendenziell geschwächt.» Der kausale Zusammenhang zwischen Wahlen und Normen sei eindeutig.

Der Schluss daraus: Die Gesellschaft müsse neu über die Rolle von demokratischen Prozessen für ihren Zusammenhalt nachdenken.

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