Das «zünftige Reisen» von Handwerkern hat eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht und bei den Maurer- und Zimmergesellen bis heute überlebt hat. Die Wanderschaft dauert traditionell drei Jahre und einen Tag, ehe der Geselle «einheimisch» wird. «Wer auf die Walz will, muss über einen guten Leumund verfügen und Junggeselle ohne Kinder sein», erklärt der Murtner Altgeselle Heiner Bosch. Unterwegs gelten für die Gesellen strikte Regeln: Dem Heimatort darf man sich auf höchstens 50 Kilometer nähern, und die Gesellen haben stets ihre Kluft zu tragen. Einziges Gepäckstück ist der Charlottenburger, das Bündel mit dem Hab und Gut der Gesellen. Während der Tippelei, der Wanderschaft von einem Arbeitsort zum anderen, sind die Gesellen zu Fuss oder als Anhalter unterwegs. Öffentliche Verkehrsmittel über längere Strecken sind gemäss Webseite der Vereinigung der rechtschaffenen fremden Zimmerer- und Schieferdeckergesellen Deutschlands verpönt, aber nicht verboten. «Zudem sollten die Gesellen nicht länger als sechs Monate am selben Ort arbeiten», erklärt Bosch. Nach drei Jahren und einem Tag werden die Gesellen schliesslich einheimisch, was jeweils mit einem Fass Bier gefeiert wird.
Organisiert sind die Gesellen in verschiedenen Vereinigungen, die Mitglied der europäischen Gesellenzünfte (CCEG) sind. luk