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Warten auf den Schulsozialarbeiter

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Cyber-Mobbing, Streitigkeiten und der Beginn der Pubertät: Auch an der Primarschule gibt es zunehmend Potenzial für Konflikte und Probleme. In Murten, Kerzers und der Stadt Freiburg gibt es darum Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter schon auf dieser Stufe. An den Orientierungsschulen (OS) sind schon seit mehreren Jahren Schulsozialarbeiter tätig. Diesen Sommer nun hat die erste Gemeinde im Sensebezirk einen solchen auf Primarstufe engagiert, nämlich Wünnewil-Flamatt (siehe Kasten).

«Schulleitung und Lehrpersonen haben seit längerem den Wunsch nach einem Schulsozialarbeiter geäussert», sagt die für Bildung zuständige Gemeinderätin Christa Bürgy-Schubnell. Man habe an der OS Wünnewil gute Erfahrungen gemacht «und gemerkt, dass auch auf der unteren Stufe Situationen entstehen, in denen ein Schulsozialarbeiter wertvoll sein kann».

Die Gemeinde berappt die 50-Prozent-Stelle selbst – vorerst. Gemäss dem Voranschlag 2019 kostet sie das 25 250 Franken. Vorgesehen wäre eigentlich, dass der Kanton und die Gemeinde sich die Kosten je zur Hälfte teilen. Denn eine solche Stelle ist seit der Einführung des neuen Schulgesetzes 2015 Sache des Kantons. Im Reglement zum Gesetz steht in Artikel 19, dass Schulen Sozialarbeiter oder Mediatoren (siehe blaue Box) einstellen können. Dies, um ein gutes Schulklima zu fördern.

«Keine Vollzeitäquivalente»

«Da wir die Notwendigkeit gesehen haben, haben wir als Gemeinde beschlossen zu handeln», führt Bürgy-Schubnell aus. Denn hätte die Gemeinde auf den Kanton gewartet, so hätte der Schulsozialarbeiter kaum bereits diesen Sommer die Arbeit aufnehmen können. «Momentan, das heisst in der Legislatur und im Finanzplan 2017 bis 2021, verfügt die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport über keine zusätzlichen Vollzeitäquivalente für Schulsozialarbeit», schreibt Marianne Meyer Genilloud, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Direktion, auf Anfrage der FN. Der Staatsrat habe die Aufnahme zusätzlicher Stellen in der Legislaturperiode 2022 bis 2026 vorgesehen.

Warum das lange Warten? Andreas Maag, Vorsteher des Amts für Deutschsprachigen Obligatorischen Unterricht, erklärt: Vor rund zehn Jahren wurden Schulsozialarbeiter auf der Orientierungsstufe eingeführt als Teil eines umfassenderen Massnahmeplans des Kantons. Jene Sozialarbeiter, die in diesem Rahmen eingestellt wurden, werden zur Hälfte vom Kanton und zur Hälfte von der Gemeinde oder dem Gemeindeverband finanziert. Daneben haben Gemeinden Sozialarbeiter angestellt als Teil der Gemeindepolitik im Jugendbereich, zu der beispielsweise auch die Jugendarbeit ausserhalb der Schule gehört. Diese werden allein von den Gemeinden finanziert.

«Die Schulsozialarbeit hat sich etabliert und wurde als Bedürfnis anerkannt», führt Maag aus. Sie sei darum ins neue Schulgesetz aufgenommen worden. Nun gebe es eine Übergangsphase, in der es gelte die bestehenden Schulsozialarbeiter zu übernehmen. Der Staatsrat hat aber nicht genug Mittel für Stellen gesprochen, damit alle diese Stellen auf einmal übernommen werden können. Er hat nämlich der Schulsozialarbeit eine weniger hohe Priorität eingeräumt und setzt stattdessen auf Relaisklassen. In diesen werden besonders verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler separat unterrichtet (die FN berichteten).

Relaisklassen haben Priorität

Wie kam dieser Entscheid zustande? Staatsrat Jean-­Pierre Siggen antwortet, die Schaffung der Relaisklassen sei von den Schulleitungen und Schulinspektoraten klar priorisiert worden. Es habe dringender Handlungsbedarf bestanden wegen Kindern mit massiven Verhaltensauffälligkeiten. ­Relaisklassen seien «die ein­zige Möglichkeit des Schulin­spektors, auch gegen den Willen der Eltern, aber im Sinne des Wohles des Schülers», zu ­handeln.

Die Stellen für die Schulsozialarbeiter würden nun schrittweise geschaffen, sagt Maag. «Es ist klar, dass wir zuerst die bestehenden Sozialarbeiter übernehmen, bevor wir neue Stellen schaffen können.» Er fügt an: «Wir melden den Stellenbedarf bei der Schulsozialarbeit jedes Jahr im Budget an.» Der endgültige Entscheid liege beim Staatsrat. Dieser habe aber Stellen im ­Finanzplan 2022 bis 2026 zu­gesichert.

Düdingen schrieb Brief

Die Gemeinde Wünnewil-Flamatt hoffe, dass in die ­Sache bald Bewegung komme, sagt Christa Bürgy-Schubnell, und sich der Kanton, wie im kantonalen Gesetz über die obligatorische Schule vorgesehen, finanziell beteilige.

Düdingen geht es ähnlich. Die Gemeinde wolle seit längerem einen Schulsozialarbeiter oder eine Schulsozialarbeiterin an der Primarschule einstellen, sagt Gemeindepräsident Kuno Philipona. Das Bedürfnis sei da in der bevölkerungsmässig grössten Gemeinde des Sensebezirks. Düdingen sei hingegen nicht bereit, die Finanzierung zu übernehmen, da dies klar Aufgabe des Kantons sei. «Dies würde ein falsches Signal senden», sagt Philipona. Die Gemeinde hat deshalb einen Brief direkt an den Staatsrat gesandt, mit der Bitte, vorwärtszumachen.

«Gesetz nicht umgesetzt»

Einer, der in der Sache immer wieder nachhakt, ist der Grossrat André Schneuwly (Freie Wähler), der auch im Düdinger Generalrat sitzt. Bereits in einem parlamentarischen Vorstoss von 2017 fragte er zusammen mit seiner Grossratskollegin Bernadette Mäder-Brülhart nach Stellen für Schulsozialarbeiter. Der Staatsrat antwortete damals ausweichend: Die Schulen könnten Sozialarbeiter anstellen, das sei aber keine Pflicht. «Das Schulgesetz ist immer noch nicht fertig umgesetzt», stellt Schneuwly fest. Und: «Der Kanton kommt in dieser Sache seiner Verantwortung nicht nach.» Schneuwly versteht nicht, warum der Staatsrat Relaisklassen und Schulsozialarbeiter nicht parallel einführt.

Er sei seinerseits der Gemeinde Wünnewil-Flamatt dankbar für ihren Schritt. «Wenn Gemeinden diese Pionierarbeit leisten müssen, zeigt das, wie langsam die Umsetzung des Schulgesetzes vor­an­geht.»

Aufgaben

«Ein Schulsozialarbeiter hat andere Möglichkeiten»

Welat Bulut hat diesen Monat seine Stelle als Schulsozialarbeiter an den Primarschulen Wünnewil und Flamatt angetreten. «Ich freue mich sehr, etwas Neues aufzubauen», sagt er gegenüber den FN. Bulut hat zuvor als Sozialarbeiter an Schulen auf Primar- und OS-Stufe in Burgdorf gearbeitet. «Die Themen an der Primarschule sind andere als an der OS», sagt er. «Es geht mehr um Gruppendynamiken und Mobbing, während an der OS die Pubertät, das Interesse am anderen Geschlecht oder auch Sucht-Thematiken im Vordergrund stehen.»

Benno Grossrieder, Leiter der Primarschule Wünnewil, glaubt, dass gesellschaftliche Veränderungen zum Bedürfnis nach einem Sozialarbeiter geführt haben. «Die Gesellschaft ist sehr heterogen geworden: Es gibt viele unterschiedliche Vorstellungen von der Erziehung der Kinder und vom Familienleben. Auch hier widerspiegelt sich die Vielfältigkeit der Gesellschaft.» Das zeige sich auch in der Schule und könne zu Problemen führen, welche die Lehrpersonen alleine oft sehr schwer bewältigen können. Sie seien froh um die Unterstützung durch den Schulsozialarbeiter mit einer sozialpädagogischen Ausbildung und entsprechenden Methodenkenntnissen.

Dem stimmt auch seine ­Kollegin Cornelia Roth Buchs von der Primarschule Flamatt zu. «Ein grosses Thema ist derzeit der Umgang mit Medien. Viele Primarschülerinnen und -schüler haben bereits Handys», sagt sie. Den Kindern zu erklären, welche Risiken damit verbunden sind, gehe aber über die Kapazitäten der Lehrpersonen oder auch Schulleiter hinaus. Sie fügt hinzu: «Alles, was wir an der Primarschule regeln können, ist schon vorgearbeitet für die OS.»

Niederschwelliges Angebot

Gemäss Benno Grossrieder haben Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter andere Möglichkeiten, weil sie von aussen kämen und andere Zugänge hätten als etwa Lehrpersonen, welche die Schüler ja auch beurteilten. «Der Schulsozialarbeiter ist eine neutrale Anlaufstelle, nicht nur für die Kinder, auch für Eltern und Lehrerinnen und Lehrer.» Ziel sei es, das Angebot so niederschwellig wie möglich zu gestalten: Jeder solle ohne Anmeldung einfach vorbeigehen können.

Was genau die Themen sein werden, um die sich Welat Bulut in Wünnewil und Flamatt kümmert, wird sich zeigen. «Nun geht es erst einmal darum, das Angebot bekannt zu machen und sich gegenseitig kennenzulernen», sagt Benno Grossrieder. Bulut werde bestimmt bei konkreten Fällen, wie etwa Mobbing, reagieren. Ein grosses Anliegen sei zudem die Prävention. «Die Schulleitungen und Lehrerpersonen sind dem Gemeinderat und dem Generalrat sehr dankbar für den Entscheid für den Schulsozialarbeiter», fügt Grossrieder an.

Zahlen und Fakten

Kanton finanziert vier Schulsozialarbeiter mit

Derzeit gibt es das Angebot der Schulsozialarbeit im deutschsprachigen Kantonsteil an den Orientierungsschulen Düdingen, Plaffeien, Tafers und Wünnewil, Murten, Gurmels sowie der Deutschsprachigen Orientierungsschule Freiburg (DOSF) und den Primarschulen der Stadt Freiburg, von Murten, Gurmels und neu Wünnewil-Flamatt. Vom Kanton zur Hälfte finanziert wird die Schulsozialarbeit den OS Tafers und Plaffeien sowie der DOSF und der Primarschule Stadt Freiburg. Die restlichen Stellen werden zu 100 Prozent von den Gemeinden finanziert, wie die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport auf Anfrage schreibt. An den französischsprachigen Schulen gibt es zusätzlich Schulmediatoren. Dies sind Lehrpersonen, die eine Zusatzausbildung gemacht haben und mit einigen Lektionen diese Funktion ausüben. Sie sind vor allem an den Orientierungsschulen tätig, aber auch an den Primarschulen. Insgesamt 33  Lektionen für Schulmediation gibt es für 1446,5 französischsprachige Primarschulklassen. Diese werden alle zur Hälfte vom Kanton und zur Hälfte von den Gemeinden bezahlt.

 

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