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Warten auf die Nachtschwärmer

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Samstagnacht. Es ist zwei Uhr morgens, rund um den Bahnhof Murten ist es menschenleer. Einzig ein einsames Taxi wartet in der kalten Nacht vor dem Bahnhofsgebäude. Taxifahrer Hamid Kasmi ist seit 0.30 Uhr im Einsatz, seine Schicht dauert noch bis 6.30 Uhr. «Bisher hatte ich erst eine Fahrt», sagt er. Jeweils am Freitag und am Samstag hat er Nachtdienst in Murten. «Unter der Woche ist die Nachfrage sehr klein, deshalb haben wir dann keinen 24-Stunden-Einsatz in Murten.» Im Durchschnitt hat der 45-Jährige am Wochenende im Seebezirk zwischen fünf und sechs Fahrten pro Nachtschicht, wie er sagt. «In Freiburg ist das natürlich anders: Dort löst ein Kunde den nächsten ab.» Bis zu 20  Fahrten in die umliegenden Bezirke habe er dort früher pro Nacht gehabt. Von 2012 bis 2015 fuhr er in Freiburg Taxi. Die Kunden seien in der Nacht meistens junge Leute, die im Ausgang waren. Anders am Tag: «Dann sind die Passagiere oft ältere Personen. Oft machen sie den Termin schon vorher ab, sie wollen an den Flughafen fahren oder zum Arzt.» Sie seien auch grosszügiger mit dem Trinkgeld.

«Friedlich und sicher»

Es ist ruhig. Zeit, um etwas zurückzuschauen. Eigentlich hat der gebürtige Marokkaner eine kaufmännische Ausbildung, ist gelernter Buchhalter und spricht fliessend Französisch. «Doch mein Abschluss ist in der Schweiz nicht gültig.» So habe er 2012 entschieden, als professioneller Chauffeur zu arbeiten. Dafür legte er die obligatorischen Prüfungen ab. Seit sieben Jahren ist Kasmi für das gleiche Unternehmen tätig. «Heute bin ich eigentlich vorwiegend als Bus­chauf­feur im Einsatz», sagt er. Die Firma Wielandbus AG arbeitet mit den Freiburgischen Verkehrsbetrieben zusammen. Die einzigen beiden Taxi­schich­ten, die Kasmi noch übernimmt, sind die Nachtschichten in Murten. Kasmi fährt lieber Bus als Taxi: etwa wegen des Kontakts mit den zahlreichen Passagieren. «Auch ist der Verdienst besser als beim Taxifahren.» Kasmi arbeitet gerne in Murten. «Es ist friedlich und sicher.» Das sei in grösseren Städten anders. Bedroht worden sei er zum Glück noch nie. Aber er habe in der Stadt Freiburg andere ärgerliche Erfahrungen gemacht. «Manchmal zahlen die Passagiere nicht. Sie sagen, sie holen das Geld zu Hause, kommen aber nicht wieder zurück.» Besonders dreist sei eine junge Frau gewesen. «Sie behauptete, sie habe Autostopp gemacht und brauche deshalb nichts zu bezahlen.» Sie sei mit ihrer Masche bei der Polizei schon bekannt gewesen.

Es ist 2.20 Uhr. Das Arbeiten zur späten Uhrzeit scheint Kasmi nichts auszumachen. Gegen die Müdigkeit hat er eine Strategie entwickelt. «Ich schlafe meistens drei Stunden vor», sagt er. Das Sozialleben ist teilweise sogar vereinbar mit der ungewöhnlichen Arbeitszeit. «Ich war heute mit Freunden essen.» Er habe deswegen ausnahmsweise etwas weniger vorgeschlafen als sonst.

Mit Müdigkeit habe er während der Nachtschicht selten zu kämpfen. «Aber wenn es doch einmal der Fall ist, gebe ich der Zentrale Bescheid. Dann ziehe ich mich für eine kurze Schlafpause, einen Power­nap, ins Depot zurück.» Das Transportunternehmen hat in Courgevaux und in Freiburg je ein Depot. «Es gibt dort eine Küche und Aufenthaltsräume, wo wir uns erholen können.» Er habe immer eine Flasche Wasser dabei und zur Stärkung Trockenfrüchte.

Um 6.30 Uhr ist die Schicht zu Ende, und Kasmi fährt nach Hause nach Freiburg. «Danach werde ich bis elf Uhr schlafen.» Dafür braucht er Ruhe: eine Geduldsprobe für seine Kinder. «Das ist nicht immer einfach für sie.» Seine Frau arbeite 50  Prozent. «Für sie ist mein ungewöhnlicher Stundenplan am Wochenende kein Problem.» Anders war es früher: Eine Zeit lang habe er ausschliesslich in der Nacht gearbeitet. «Da mussten wir uns wegen der Kinderbetreuung organisieren.»

2.30 Uhr. Kasmi wartet immer noch auf Passagiere. Die Zeit verstreicht langsam. «Normalerweise nutze ich die Zeit, um zu lesen oder Sendungen zu hören und zu schauen, etwa Debatten im Radio und im Internet. Manchmal lerne ich auch Deutsch.» Zwei Personen kommen aus der Unterführung und nähern sich dem Wagen. Der junge Mann, der alkoholisiert ist, und die junge Frau erkundigen sich nach dem Preis für eine Fahrt nach Müntschemier. Sie möchten anonym bleiben. Die Passagiere steigen ein, Kasmi fährt los. Die FN vereinbaren mit dem Taxifahrer, ihn nach der Fahrt wieder am Bahnhof zu treffen. Auch im Stedtli ist nicht viel los. Eine Stippvisite zeigt: Einzig in den Bars ist noch Betrieb bis zur Polizeistunde um 3 Uhr.

3.25 Uhr. Am Bahnhof ist es sehr still. Das Taxi kommt zurück. «Ich habe unterwegs noch einen Anruf bekommen, eine Fahrt an den Vully, nach Môtier.» Das Geschäft läuft gut in dieser Nacht, Kasmi ist zufrieden. Die Zentrale habe schon einen weiteren Auftrag entgegengenommen: eine Fahrt nach Gempenach. Der Chauffeur ruft den Kunden an und fragt, ob er damit einverstanden sei, dass die FN mitfahren. Der künftige Passagier bejaht. Das Taxi hält vor dem Pub Adler. Der junge Mann verabschiedet sich von seinen Bekannten, steigt ein, es geht los, quer durch das menschenleere Stedtli und über einsame Landstrassen. «Wenn mich meine Eltern nicht abholen können, leiste ich mir ein Taxi», sagt der 21-jährige Raphael Schwab. 40 Franken kostet den Rekruten die Fahrt nach Gempenach. «Das rechne ich zum Ausgangsgeld dazu.» Im Sommer sei das anders: «Dann lege ich manchmal die sieben Kilometer sogar zu Fuss zurück», so der gelernte Zimmermann. Das Taxi ist in Gempenach angekommen, Schwab steigt aus.

4 Uhr. Die Strassen sind leer. Es ist angenehm, in der Nacht zu fahren, wenn keine anderen Autos unterwegs sind. Kasmi nimmt wieder Kurs auf das Murtner Stedtli. «Vielleicht sind noch Leute unterwegs, die ein Taxi suchen.» Wo bis drei Uhr noch Menschen vor den Pubs und Bars standen, macht sich nun aber gähnende Leere breit. Alle Lokale sind um diese Zeit geschlossen. Hamid Kasmi entschliesst sich, trotzdem zu warten. Meistens führen ihn seine Fahrten in die Umgebung, sagt er. Er sei jedoch auch schon nach Frankreich gefahren, mit einer speziellen Limousine. «Das war schon ein Erlebnis.»

4.30 Uhr: Im Stedtli ist es immer noch menschenleer und eiskalt. Der Taxifahrer beschliesst, ins Depot zu fahren und dort bis zum Ende seiner Schicht um 6.30 Uhr auf Anrufe von der Zentrale zu warten. Er steigt ins Auto, winkt und verschwindet in der Dunkelheit.

«Normalerweise nutze ich die Wartezeit, um zu lesen oder Sendungen zu hören und zu schauen, etwa Debatten im Radio und im Internet. Manchmal lerne ich auch Deutsch.»

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