In genau einem Jahr findet in Bösingen das Westschweizer Jodlerfest mit rund 2500 Aktiven statt – es war eigentlich für 2021 vorgesehen gewesen. Die Organisatoren müssen aus finanziellen Gründen Abstriche machen, weil die Sponsorensuche schwierig ist.
Alle drei Jahre findet in verschiedenen Landesteilen der Schweiz ein Jodlerfest statt. Für Jodler, Fahnenschwinger und Alphornbläser ist es die Vorbereitung für das Eidgenössische Jodlerfest, das jeweils ein Jahr später durchgeführt wird. Doch wegen der Corona-Pandemie ist alles anders. Alle Feste mussten verschoben werden. Das gilt auch für das Westschweizer Jodlerfest, das genau jetzt in Bösingen hätte stattfinden sollen und nun nächstes Jahr vom 8. bis 10. Juli 2022 ausgetragen wird.
Einfach so lässt sich die Planung vom einen auf das andere Jahr nicht übernehmen, sagt Heinz Tschannen, Präsident des Jodlerklubs Edelweiss in Flamatt. Dieser Verein bildet zusammen mit dem Jodlerklub Cordast mit Präsident Ueli Burri sowie der Folkloreformation Ûbere Schüffenesee mit Präsident Armin Zollet die Trägerschaft des Grossanlasses.
Budget mehr als halbiert
«Es hat sich viel verändert», sagt Heinz Tschannen im Gespräch mit den FN. «Die Pandemie hat viel Unsicherheit gebracht.» So sei es sehr schwierig geworden, Sponsoringverträge abzuschliessen. «Viele warten ab oder legen das Geld auf Sperrkonten, bis sicher ist, dass der Anlass auch wirklich stattfinden kann», erzählt er.
Das wiederum mache die Planung für das Organisationskomitee schwieriger. Und es habe Auswirkungen auf das Budget. Ursprünglich sei man von einem Budget von 800’000 bis 900’000 Franken ausgegangen. «Jetzt müssen wir leider viel kleinere Brötchen backen.» Tschannen geht davon aus, dass nur noch 300’000 bis 400’000 Franken zur Verfügung stehen werden.
Weniger Zelte
«Wir sparen vor allem an der Infrastruktur», erklärt er. Das heisst zum Beispiel, dass man, so weit es geht, darauf verzichtet, grosse Festzelte aufzustellen, da deren Miete sehr teuer ist. «Wir wollen versuchen, jedes Lokal und jede Räumlichkeit, die es vor Ort gibt, zu nutzen», so Heinz Tschannen. Der Saal im 3 Eidgenossen, die Turnhallen, die Kirche, selbst das Feuerwehrlokal könnte genutzt werden.
Von der schönen Idee, einen baldachinartigen Zeltbogen aufzustellen, unter dem die Leute geschützt sitzen könnten, sei man aus finanziellen Gründen bereits abgekommen. «Das reicht einfach nicht mehr. Wir planen nun vor allem ein Schönwetterfest.»
Kein Vergleich zu Plaffeien
Die drei Trägervereine müssen zwangsläufig in Kauf nehmen, dass viel weniger Zuschauerinnen und Zuschauer dabei sein werden. Die Zahlen des letzten Westschweizer Jodlerfests, das 2012 in Plaffeien stattgefunden hat, seien keine Referenz mehr, sagt Heinz Tschannen. Plaffeien verzeichnete am Freitag 7000, am Samstag 14’000 und am Sonntag 18’000 Besucher. «Mit den ganzen Vorschriften in Bezug auf Distanzen ist das gar nicht möglich.»

Aldo Ellena/a
Was ist in einem Jahr?
Dazu kommt, dass die Organisatoren heute nicht wissen, welche Vorschriften in einem Jahr gelten. Der Oberamtmann des Sensebezirks, Manfred Raemy, der zusammen mit Nationalrätin Christine Bulliard das Co-Präsidium des Vereins Westschweizer Jodlerfest bildet, hat den Trägervereinen in Aussicht gestellt, dass im April 2022 klar sein werde, welche Weisungen vom Bundesamt für Gesundheit für Juli 2022 gelten werden. «Doch wer weiss heute schon, was in einem Jahr sein wird? Wir müssen heute planen für etwas, von dem wir nicht wissen, ob es so stattfinden kann oder nicht.»
Vor allem für Aktive
Für ihn ist klar, dass das Westschweizer Jodlerfest in Bösingen vor allem ein Fest für die aktiven Klubmitglieder werden soll. Für die 80 Klubs, die Kleinformationen, Fahnenschwinger und Alphornbläser – rund 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. «Sie sollen bei uns die Gelegenheit bekommen, sich für das Eidgenössische Jodlerfest zu qualifizieren.» Es könne auch sein, dass noch ein paar Berner Jodler in Bösingen aufträten. Denn der Berner Jodlerverband ermöglicht seinen Mitgliedern normalerweise an zwei Festen die Qualifikation. Dieses Jahr ist aus organisatorischen Gründen nur ein Fest möglich.
Freude etwas gedämpft
Man spürt aus den Worten von Heinz Tschannen eine gewisse Frustration über die Situation. «Die grosse Freude, das Fest organisieren zu dürfen, war bis letztes Jahr ganz gewiss da. Sie ist von den Umständen halt etwas gedämpft worden», sagt er. «Doch wir machen das Beste daraus und nehmen Schritt für Schritt, was auf uns zukommt.» Den Organisatoren sei bewusst, dass es halt in den letzten Monaten eine Hauruck-Übung geben könnte, wenn die Planung kurzfristig noch einmal über den Haufen geworfen werde.
Stop or go im September
Doch zuerst steht auf der Agenda der drei Trägervereine noch ein anderes Datum: «Im September werden wir aufgrund der Corona-Situation entscheiden, ob wir überhaupt am Fest festhalten können oder die Planung stoppen müssen.»
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