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Warum es wegen der Pandemie immer noch zu mehr Gewalt kommt

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Seit dem ersten Lockdown im März 2020 haben die Fälle von Gewalt zugenommen. Daniel Waldispühl, Psychotherapeut und Mitarbeiter beim Verein Ex-pression, rechnet mit einer weiteren Zunahme.

Im letzten Jahr kam es schweizweit zu mehr Fällen von Gewalt. Im Kanton Freiburg ist die Zahl der Beratungen durch den Verein Ex-pression nach Ausbruch der Covid-Pandemie um ein Drittel gestiegen. Das sagt Daniel Waldispühl, Psychotherapeut und Mitarbeiter des Vereins. Er berät Täter und Täterinnen, die gewaltbereit und gewalttätig sind.

Trotz den Lockerungen der Corona-Massnahmen sinkt die Gewaltbereitschaft nicht. «Zurzeit sieht es danach aus, dass es dieses Jahr noch mehr Fälle sein werden. Ich rechne damit, dass die Anzahl in den nächsten Monaten zunehmen wird.» Der Psychotherapeut spricht vom Schläfer-Effekt. Die Auswirkungen der Corona-Massnahmen würden sich erst verzögert zeigen.

Viele Ursachen

Weshalb kommt es vermehrt zu Gewalt? «Viele Ressourcen fallen weg, während Risikofaktoren zunehmen», fasst Daniel Waldispühl die Situation zusammen. Unter Ressourcen versteht er Aspekte wie soziale Kontakte, Freizeitaktivitäten oder den Arbeitsplatz. Hinzu kommen körperliche Faktoren, weil Personen beispielsweise mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringen und weniger Sport machen. Obendrauf türmen sich dann psychische Aspekte wie die Angst, den Job zu verlieren, und fehlende Perspektiven.

Folgendes Beispiel veranschaulicht, wie eine Schliessungsmassnahme mehrere Ressourcen beeinträchtigt: Eine Person geht ins Fitnessstudio. So hält sie sich fit. Der Sport ist auch ein Ausgleich zur Arbeit und hilft, Stress abzubauen. Ihr Selbstbewusstsein steigt durch den fitten Körper. Zudem hat die Person im Studio soziale Kontakte, die sie pflegt. Und sie verbringt diese Zeit nicht zu Hause im Familienstress.

Keine Stereotypen 

So vielfältig die Gründe sind, so individuell sind die Täterinnen und Täter. «Leiden tun sie alle, oft an den Folgen der Gewalt, aber auch, weil sie es nicht mit ihren Werten vereinbaren können», sagt er. Die Begegnungen seien immer sehr berührend. In den Gesprächen, die er mit Täterinnen und Tätern führt, sei die Pandemie zwar immer wieder ein Thema. Doch im Fokus stehe das Gewaltverhalten.

«Es gibt kein Grundrezept gegen Gewalt, es muss mehrere Rezepte geben», sagt Waldispühl. Es gehe in einem ersten Schritt darum, herauszufinden, was passiert ist. Dann soll das Verantwortungsbewusstsein der Täterinnen und Täter geschärft werden. «Häufig haben die Personen keinen Bezug zu ihrem Gefühlsleben.» In Gesprächen wird ein solcher hergestellt und das Handlungsmuster hinterfragt. Täter lernen, Risikosituationen zu antizipieren und mit ihnen anders als gewalttätig umzugehen. Opfer von Gewalt berät der Verein nicht. Ihnen wird aber Hilfe vermittelt, und in gewissen Situationen würden sie auch einbezogen.

Ausgelastete Fachstellen

Seit dem Ausbruch der Pandemie haben Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mehr zu tun. Das bestätigt Daniel Waldispühl, der zusätzlich beim psychologischen Dienst der Universität Freiburg sowie in einer eigenen Praxis tätig ist. Der Verein Ex-pression habe jedoch jede Anfrage abdecken können, weil noch vor der Pandemie eine zusätzliche Person eingestellt worden sei und die Mitarbeitenden mehr gearbeitet hätten. Um Kapazitätsengpässe zu vermeiden, sieht der Verein auch dieses Jahr eine zusätzliche Anstellung vor.

Der Verein Ex-pression hilft Frauen und Männern, einen Weg zu finden, mit Gewalt aufzuhören. «Gewalt hat viele Gesichter», steht auf dem Werbeplakat des Vereins. Ex-pression bietet Unterstützung gegen psychische, sexuelle, physische und ökonomische Gewalt. «Es ist eine sehr komplexe Thematik», sagt Daniel Waldispühl.

Er versucht die Gewalt zu verstehen, sieht aber die Corona-bedingten Faktoren – wie jegliche anderen Faktoren – nicht als Rechtfertigung.

Zahlen und Fakten

Fälle häuslicher Gewalt 2020

Schweizweit hat die Polizei im vergangenen Jahr 20’123 Straftaten im häuslichen Bereich registriert. Das entspricht gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) einer Zunahme von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der grösste Anteil der polizeilich registrierten Straftaten im Bereich häuslicher Gewalt sind Tätlichkeiten, ein Fünftel Drohungen, ein weiterer Fünftel Beschimpfungen und bei rund jedem zehnten Fall handelt es sich um einfache Körperverletzung. 2020 starben 28 Menschen infolge häuslicher Gewalt, unter ihnen waren zehn minderjährig.

Das BFS hat während des ersten Lockdowns eine gesonderte Statistik zu Gewaltstraftaten erfasst. In der Zeit des ersten Lockdowns hat die Polizei fünf Prozent mehr Straftaten im häuslichen Bereich registriert, die nicht länger als zwei Tage dauerten. Da in diesem Bereich viele Straftaten über einen längeren Zeitraum begangen würden, hat das BFS auch länger andauernde Taten ausgewertet. So sind insgesamt sechs Prozent mehr Straftaten im Bereich häusliche Gewalt begangen worden. Zu beachten sei, dass in der Statistik nur jene Fälle vorkommen, die der Polizei bekannt sind. sf

Während des ersten Lockdowns haben die Fälle von häuslicher Gewalt zugenommen.
Bundesamt für Statistik, polizeiliche Kriminalstatistik

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