Es ist eine schöne Geschichte: Aufopfernde Portugiesen, die sich von der Verletzung Cristiano Romaldos nicht entmutigen lassen und für sich, ihren Superstar und ein gebeuteltes Land den Titel holen. Den ersten Titel in Portugals Fussballgeschichte. Was aber bleibt sonst von dieser EM übrig? Hoffentlich nicht viel! Während vor zwei Jahren an der Weltmeisterschaft in Brasilien sowie in den vergangenen Champions-League-Wettbewerben ein Trend in Richtung Offensivfussball auszumachen war, waren an der EM in Frankreich viele Spiele geprägt von sich einbunkernden Teams–und dementsprechend langweilig. Die Zahlen belegen das: 2,12 Tore fielen im Schnitt pro Spiel, das sind so wenige wie seit 1996 nicht mehr.
Hat im Fussball eine Trendwende stattgefunden? Nicht unbedingt. In erster Linie sind die vielen langweiligen Spiele der Aufstockung von 16 auf 24 Teams geschuldet. Zwar führte diese nicht, wie von vielen erwartet, zu einer Zweiklassengesellschaft und einseitigen Spielen. Dafür haben die Aussenseiter zu sehr aufgeholt. Dass Island den Viertelfinal und Wales gar den Halbfinal erreichte, sind schöne Geschichten. Auf das fussballerische Niveau hatte die Aufstockung hingegen negative Auswirkungen. Die einzige Waffe der kleinen Nationen ist es, hinten Beton anzumischen und vorne auf einen Lucky Punch zu hoffen. Das ist ebenso legitim wie unattraktiv. Zu allem Überfluss kopierten Mannschaften diese Taktik, denen eigentlich genügend fussballerische Trümpfe zur Verfügung stünden. Die Portugiesen etwa spielten in der Vorrunde offensiv, änderten ihren Spielstil für die K.-o.-Runde allerdings vollständig und igelten sich zum Titel. Frankreich setzte im Halbfinal ebenfalls auf Beton, überliess Weltmeister Deutschland den Ball und konterte sich ins Endspiel. Es bleibt zu hoffen und es ist davon auszugehen, dass offensiv und auf Ballbesitz ausgerichtete Trainer wieder Gegenrezepte austüfteln werden. Denn wenn niemand mehr agiert, sondern alle nur noch reagieren und auf Fehler des Gegners warten, droht dem Fussball die Langeweile.