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Was Buntbarsche an afrikanischen Küsten mit dem Islamzentrum zu tun haben

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Was das sogenannte Volksempfinden angeht, muss leider in aller Deutlichkeit festgestellt werden: Es neigt zur Vereinfachung. 9133 Freiburgerinnen und Freiburger haben die von der SVP lancierte Volksinitiative gegen ein Islamzentrum an der hiesigen Universität unterschrieben. Die höchste Zustimmungsrate kommt aus dem Sensebezirk, für dessen Unterschriftsbögen es angeblich zwei Kartonschachteln brauchte. (Möge Pandora dafür sorgen, dass die Hoffnung an ihren Deckeln kleben bleibt.)

Staatlich finanzierte Forschung über den Islam! Imame unter dem Dach der Theologischen Fakultät! Und das alles auf Kosten katholischer Steuerzahler! So viel Islamfreundlichkeit geht der gesunden Volksseele offenbar empfindlich an die Nieren. Mir unverständlich. Schliesslich forscht man an Universitäten an allerhand Sachen, zum Beispiel wie oft Blattläuse Geschlechtsverkehr haben und wie sie den bewerkstelligen, wie sich Grippewellen auf Börsenkurse auswirken oder unter welchen Umständen Hundeschwänze asymmetrisch wedeln. Die Seminararbeit eines einstigen Mitstudenten trug den unverblümt verblümten Titel: «Über Brunst und Inbrunst in der Lyrik von Rainer Maria Rilke».

Ja, auch dafür werden Lehrstühle eingerichtet und Forschungsgelder bezahlt. Warum nicht auch für Fragen wie: Wo verläuft die Grenze zwischen friedfertigem Islam und militantem Islamismus? Kann Integration das religiöse Gewaltpotenzial verhindern? Was trägt der interreligiöse Dialog zur Friedensförderung bei? Was können Imame von der abendländischen Aufklärung lernen?, und so weiter. Ich halte solche Fragestellungen gesellschaftlich gesehen für ebenso relevant wie die DNA von Buntbarschen an afrikanischen Binnenküsten oder die Gründung alpiner Mittelschulen in der Zeit von 1875 bis 1950, um nur zwei Beispiele von aktuellen Forschungsprojekten zu nennen. Verstehen Sie mich recht: Ich finde es wunderbar, dass sich Menschen für Buntbarsche an afrikanischen Küsten interessieren, und ich zweifle keinen Augenblick daran, dass aus der Gründung alpiner Mittelschulen allerhand gefolgert werden kann. Aber vermutlich werden es meine Kinder und Kindeskinder eher mit Integrations- und Immigrationsfragen zu tun bekommen als mit afrikanischen Buntbarschen oder alpinen Mittelschulen. Ich zweifle daran, dass man diese Probleme lösen kann, ohne stärker aufeinander zuzugehen. 

Vielleicht werden wir den Islamforscherinnen und -forschern an der Universität einmal dankbar sein, dass sie–allen populistischen Anfeindungen zum Trotz–die Arbeit auf sich nehmen, Meinungen von Fakten zu unterscheiden, Ängsten auf den Grund zu gehen, den Dialog zwischen unterschiedlichen Religionen und Kulturen zu fördern. Und dass künftige Schweizer Imame an der Universität Freiburg ihr theologisches Rüstzeug holen und nicht bei den Taliban oder im Herzen des Islamischen Staates, finde ich persönlich eher beruhigend als empörend.

Wenn ich mir noch einen Vorschlag erlauben darf: Das Islamzentrum sollte sich vorab auf wissenschaftlicher Grundlage mit der Frage befassen, wieso Leute etwas dagegen haben können, dass man die islamische Religion und Kultur genauer erforscht und ihre Angehörigen besser in die Schweizer Gesellschaft zu integrieren versucht. Meine Arbeitshypothese: Weil sie Angst haben, dass ihnen ihr Feindbild abhandenkommt. Denn je besser man das Fremdartige kennenlernt, desto weniger vermag man es zu hassen.

Liebes gesundes Volksempfinden, für ein Islamzentrum ist es höchste Zeit!

Hubert Schallerunterrichtet Deutsch und Philosophie am Kollegium St. Michael. Er ist unter anderem Autor der Gedichtbände «Trommelfellschläge» (1986) und «Drùm» (2005). Als Kulturschaffender ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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