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«Was kostet uns die Einsprachigkeit?»

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«Was kostet uns die Einsprachigkeit?»

Sprachwissenschaftlerin Claudine Brohy über Mehrsprachigkeit

Der Frauenraum Freiburg hatte eingeladen, um über Zwei- und Mehrsprachigkeit zu diskutieren. Claudine Brohy, Sprachwissenschaftlerin an der Universität Freiburg, zeigte in ihrer Präsentation, dass die Vorteile einer Mehrsprachigkeit überwiegen.

Von JEAN-LUC BRÜLHART

«66 Prozent der Weltbevölkerung sind zwei- oder mehrsprachig», sagte die Linguistin Claudine Brohy. Was auf dem Erdball die Norm ist, scheint nicht überall selbstverständlich. «Wir müssten uns eigentlich eher fragen: Was kostet uns die Einsprachigkeit?», sagte Brohy weiter.

Vater- und Muttersprache

Für die Spracherziehung in mehrsprachigen Familien habe sie keine Patentlösungen. Es sei aber wichtig, dass die Eltern bewusst eine Strategie verfolgen. So soll sich gemäss Brohy bewährt haben, dass zum Beispiel der Vater in seiner Muttersprache und die Mutter in ihrer Sprache mit dem Kind spricht.

Vatersprache

So ist es auch nahe liegend, dass heute – nicht etwa aus falschem Emanzipationsgedanken heraus – ebenfalls von einer Vatersprache gesprochen werden kann. «Auch wenn das Kind phasenweise nur eine Sprache spricht, so sollte man die andere nicht aufgeben und weiter anweden», ermutigt Brohy die anwesenden Mütter. Die Eltern sollten bei ihren Kindern auch eine Durchmischung und den fliegenden Wechsel der Sprachen tolerieren. Die Sprachen dürften aber nie gegeneinander ausgespielt werden.

Weniger empfehlenswert seien die Formen, bei denen die Sprachen wochenweise gesprochen werden oder zuerst eine und vier bis fünf Jahre später die anderen gelernt werden. «Das ist etwas Künstliches. Wichtig ist, dass die Kinder natürliche Situationen erleben, in denen sie die eine oder andere Sprache anwenden», sagte Brohy. Bis dreijährig seien sich die Kinder nicht bewusst, dass sie zwei Sprachen sprechen.

«Es braucht Charakter, im Kindesalter mehrere Sprachen zu sprechen», sagte Claudine Brohy. Oft werde aus Angst vor dem Ausgeschlossen werden auf eine Sprache verzichtet. Die Kinder hätten von den Erwachsenen Vorurteile gegenüber Sprachgruppen und somit auch gegenüber der Sprache selbst übernommen. Erst später werde die Mehrsprachigkeit als Trumpf und als Teil der Individualität erkannt.

Wann ist man zweisprachig?

Doch wie wird Zweisprachigkeit überhaupt definiert? Ist eine Person zweisprachig, wenn die Eltern zwei Sprachen sprechen oder ist gar das akzentfreie Sprechen ausschlaggebend? Auch Brohy hat darauf keine endgültige Antwort. Sie beobachtet aber, dass Nicht-Linguisten strenger sind in der Bewertung als Sprachwissenschaftler. Der Akzent sei nur ein Kriterium, wie gut jemand eine Sprache beherrsche. Andere Merkmale sind der Wortschatz, die Syntax oder ob jemand von der betreffenden Sprachgruppe akzeptiert ist.

Schule und Mehrsprachigkeit

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Zwei- oder Mehrsprachigkeit ein Kind in seiner Entwicklung nicht hemmt. Im Gegenteil: Mehrsprachig aufgewachsene Kinder schneiden bei Tests mindestens so gut ab wie ihre einsprachigen Freunde – oftmals sogar besser.

Brohy begrüsst die heutige Entwicklung in den Schulen: So werde eingewanderten Eltern nicht mehr empfohlen, mit dem Kind in der Unterrichtssprache zu sprechen und die Muttersprache zu vernachlässigen. Heute sei die Wertschätzung gegenüber ausländischen Sprachen höher. Die Kinder der zweiten Einwanderergeneration – die Secundos – sässen dehalb nicht zwischen zwei Stühlen, sondern auf beiden Stühlen.

Studien belegen ebenfalls, dass mehrsprachige Kinder kreativer sind und über mehr soziale Kompetenzen verfügen. Brohy sieht einen Vorteil darin, dass die Kinder bereits früh erfahren haben was es heisst, etwas nicht zu verstehen.

Die zunehmende Mobilität in der Europäischen Union trägt viel zur Durchmischung der Sprachgruppen bei. In der EU wird nicht bloss die Zwei-, sondern die Dreisprachigkeit als Standard angestrebt. Auch in der Schweiz sprechen zehn Prozent der Bevölkerung eine ausländische Sprache. Brohy spricht grundsätzlich von der Zweisprachigkeit als Ausgangspunkt für das Erlernen von weiteren Sprachen.

Es ist nie zu spät

Es sei nie zu spät, eine Sprache zu erlernen. Die Sprachkurse der Seniorenbewegung Pro Senectute würden sich einer grossen Beliebtheit erfreuen. «Aber je früher eine Sprache erlernt wird, umso besser», sagte Brohy abschliessend.

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