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«Was macht dieser komische Mann?»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Marc Kipfer

Sie toben und schreien: wütende Kinder. Viele, unnatürlich muntere Kinder. Natürlich wissen ihre Mütter und Väter nichts Besseres, als zurückzuschreien. Prima. Drohungen und erstklassige Trotzreaktionen dort, wo ich dieses Zeug am besten gebrauchen kann: abends im Intercity, zweite Klasse.

Der Zug ist übervoll, das wusste ich schon beim Einsteigen. Egal, die Hoffnung hatte mich weitergetrieben, Wagen für Wagen, gegen die Fahrtrichtung, à destination d’un Sitzplatz, bis zur Endstation: Kinderwagen.

Dort, gleich hinter der Rutschbahn, entdeckte ich meine Oase: Ein freies Abteil, ein, zwei, drei, vier leere Sitze, die auf meine Tasche, meine müden Füsse und meinen Hintern warteten.

Leere Sitze können warten – diese Schreihälse können es nicht. Sie können nur schreien. Mich aufzuregen ist schwierig, denn wer nervt mich eigentlich mehr, diese Kinder oder ihre Eltern? Also versuche ich mich zu entspannen und schliesse meine Augen. Aber nur zu drei Vierteln, damit ich ausweichen könnte, falls eines dieser Kinder …

«Du, Mama, was macht dieser komische Mann?», fragt ein blondes Mädchen verblüfft. Ich sitze im Schneidersitz, kerzengerade, die Augen noch immer fast zu. «Der Mann meditiert», weiss die Mutter. «Was heisst das?», quiekt die Kleine. «Dass ihr ruhig sein sollt», flüstert die Mutter.

Ein Junge poltert die Rutschbahn hinunter. «Pssst, Sascha, der Mann mediert!», zischt das Mädchen – und es wirkt Wunder. Urplötzlich wird der Kinderwagen zum Ruheabteil. Das ist gut für meine Nerven und schlecht für meine Beine, denn nun muss ich in meinem Schneidersitz ausharren. Ich kneife die Augen zusammen und spüre, wie sich ein ziehender Schmerz ankündigt. Der Kondukteur kündigt sich im selben Moment an und sagt: «Ihr Billett, Monsieur?» Ich lasse mich ein zweites Mal bitten: «Votre billet?» Ich schweige noch einen Moment, dann öffne ich die Augen und bin erstaunt: Der Kondukteur ist weg!

Immerhin ist das Mädchen noch da: Es liegt seiner Mutter gegenüber und schläft tief.

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