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Was Spiele über die Menschen verraten

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Ist das Tagwerk vollbracht und die Pflicht erledigt, widmet sich der Mensch der Freizeit. Nicht immer hatte der Mensch so viel Musse und so viele Freizeitangebote wie heute, doch die Lust, sich zu vergnügen, ist so alt wie die Menschheit. «Die Spielkultur hatte schon in der Antike eine zentrale Bedeutung», sagt die Freiburger Archäologieprofessorin Véronique Dasen. Sie sage viel aus über eine Gesellschaft und sei darum für Archäologen und Historiker interessant. «Spielen hat mit Gefühlen zu tun und ist damit sehr nahe bei den Menschen.»

Spiel und Religion

Véronique Dasen beschäftigt sich in ihrer Forschungsarbeit schon länger mit der Geschichte der Kinder. So ist sie auf das Thema Spielen gestossen und hat etwa neue Erkenntnisse über Puppen in der griechischen und römischen Antike gewonnen. Lange sei man davon ausgegangen, dass solche Puppen in erster Linie Spielsachen waren, so Dasen. Tatsächlich sei dies aber nur selten der Fall gewesen. Die meisten Puppen waren Opfergaben, die Mädchen zum Beispiel vor der Heirat einer Göttin darboten. So fand man im Heiligtum der griechischen Göttinnen Demeter und Kore in Korinth etwa 800 Puppen. Auch in Kindergräbern finden sich laut Dasen oft Puppen–ein weiterer Hinweis auf deren religiöse Bedeutung. Ähnliches gilt für Miniaturgeschirr und -möbel aus Mädchengräbern: Sollten die Mädchen damit im Jenseits den Haushalt führen, den sie im Leben nicht führen konnten?

Solche Erkenntnisse präsentiert bis Ende Oktober die Ausstellung «Veni, vidi, ludique» im Römermuseum Nyon. Die Initiative dazu hatte Véronique Dasen zusammen mit dem Archäologen Ulrich Schädler ergriffen. Schädler ist Direktor des Schweizer Spielmuseums in La Tour-de-Peilz und unterrichtet ebenfalls Archäologie an der Universität Freiburg. Sein Fachgebiet sind Brettspiele. Um ihre sich ergänzenden Forschungsergebnisse einem breiten Publikum näherzubringen, reichten Dasen und Schädler die Ausstellung als Agora-Projekt beim Schweizerischen Nationalfonds ein–und erhielten die erhoffte Unterstützung. Bei den Agora-Projekten geht es darum, dass Wissenschaftler mit der Öffentlichkeit in Dialog treten.

 In Nyon erfährt das Publikum nicht nur, welche vermeintlichen Spielzeuge gar keine waren, sondern vor allem auch, womit die alten Griechen und Römer tatsächlich spielten. Dies fängt an mit Kinderrasseln, wie sie in grosser Zahl bei archäologischen Grabungen gefunden wurden. Bedeutsame Funde, wie Véronique Dasen erklärt: «Da haben die Menschen etwas erfunden, das offensichtlich nur für Babys war. Das zeigt, dass Kleinkinder wichtig waren.»

Spiel und Orakel

Nicht fehlen dürfen in der Ausstellung die Astragale: Gelenkknöchelchen von Schafen, Ziegen oder Rindern, die wie Spielsteine oder Würfel verwendet wurden. Laut Véronique Dasen handelt es sich bei den Astragalen um das älteste bekannte Spiel der Welt. «Die Knöchelchen waren der erste Schatz von kleinen Kindern», sagt sie. Doch auch Erwachsene spielten damit, wobei die Astragale nicht nur dem Zeitvertreib dienten, sondern auch als Orakel gelesen wurden.

Andere Spiele aus der Antike sehen heutigen Spielen verblüffend ähnlich: Würfel oder Kreisel zum Beispiel, oder auch ein Jo-Jo. Dasen warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen: «Auch wenn uns die Objekte bekannt vorkommen, müssen wir versuchen, sie in ihrem jeweiligen Kontext zu verstehen. Das ist wissenschaftliche Detektivarbeit, und einige Fragen bleiben immer offen.»

Römermuseum Nyon.Bis zum 31. Oktober. Di. bis So. 10 bis 17 Uhr. www.mrn.ch; www.venividiludique.ch.

Fortsetzung der Ausstellung mit anderen Inhalten:9. Oktober 2014 bis 19. April 2015 im Schweizer Spielmuseum in La Tour-de-Peilz; 14. März 2015 bis 21. Februar 2016 im Römermuseum Vallon.

 

Spielerutensilien aus der Antike: Würfel und Jetons aus Tierknochen (links) sowie verschiedene Münzen (rechts; ca. 1. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr.). Bild Römermuseum Lausanne-Vidy, zvgPuppe aus Ton (ca. Ende 5. Jh. v. Chr.) Bild Uni Zürich/Frank Tomio, zvgKreisel aus Holz und Bronze(1. Jh. n. Chr.). Bild Kantonsarch. AG, zvg

Programm

Aktivitäten an der Universität Freiburg

Ergänzend zur Ausstellung in Nyon gibt es in Freiburg im Rahmen des 125-Jahr-Jubiläums der Universität eine Reihe von Aktivitäten:

•Ausstellung«Spiele und Spielzeug gestern und heute»: Vitrinen an der Uni Miséricorde. Bis 15. November.

•Römerspieleim «Roadshow»-Bus, der durch Freiburg und die Schweiz tourt.

•Atelier«Spielen wie zur Römerzeit» am Tag der offenen Tür an der Uni Pérolles. Sa., 20. September.

•Tag der offenen Türam Institut für Antike und Byzanz. Sa., 4. Oktober: Pierre-Aeby-Gasse 16, 10 bis 11.45 Uhr; Vorführung der Filme aus der Ausstellung in Nyon im Kinosaal der Uni Miséricorde,13.30 Uhr.cs

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