Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Was wir sehen

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Restapfel wird gelber. Brauner. Ein Mann hinkt. Es rollt ein Kinderwagen vorbei. Die Ampel steht auf Rot, ein Kind weint. Rauch steigt auf. Von einer Zigarette bleibt nicht mehr viel übrig. Worüber schreiben?

Eine Frau kommt. Und geht. Die Hand in der Tasche. Der Mann hinkt weiterhin. Eine Taube fliegt auf. Kaffee kaltet ab. Dann, die Idee.

Meine Grossmutter erzählte mir neulich von ihrer Grossmutter. Sie erzählte mir von einer Frau, die eine Gangart hatte, wie keiner. Verspielt und elegant. Man schaute ihr nach. Aber nicht seit jeher.

Aufgewachsen war sie auf einem Hof. Strenge Arbeit nutzte ihren Körper ab, Ängste und Armut nagten an ihrer Familie. Einst sollten sie dem Stier auf einer abgelegenen Wiese die Hörner zu stutzen. Weil alle sehr beschäftigt waren, schickten sie das Mädchen los, den Stier zu holen.

Das ginge leicht, sie dürfe den Strick allerdings nicht um die Hand wickeln, denn wenn der Stier durchdrehe, sei sie in Gefahr, dann müsse sie ihn beizeiten loslassen. Verstanden? Sie nickte, eingeschüchtert ging zum Stier und band ihm den Strick um den dicken Hals. Sie fürchtete sich sehr, so sehr, dass sie sich den Strick mehrere Male um die Hand wickelte. Das Tier fing an, wild zu toben. Der Strick verengte sich und zermalmte ihr die Finger. Vor Schmerzen gekrümmt und aus Angst vor einer Strafe traute sie sich nicht heim. Viel zu spät wurde das Mädchen gefunden. Die Verletzungen waren verheerend. Dem Mädchen wurde die Hand amputiert. Von da an war sie auf dem Hof nicht mehr zu gebrauchen und wurde in die Stadt geschickt. Die Menschen spuckten auf sie, wenn sie an ihr vorübergingen. Alle dachten, sie sei ein Dieb, sie hätte gestohlen. Keiner hörte ihr zu. Jeder wusste es besser: Hände werden nur Dieben abgehauen. Gedemütigt streifte sie mehrere Wochen durch die Gassen.

Und da, die Idee. Sie kaufte sich einen Rock mit einer Tasche. Sie steckte ihren Arm in die Rocktasche, wo gar keine Hand war. Aber das, das wusste keiner.

Der Mann, der hinkt, verschwindet am Ende der Stras­se. Und ich wedle mit dem Stift, winke ihm nach.

Michal Steinemann

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema