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Weiterbildung trotz Behinderung

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Kochkurse, verschiedenste Sportarten, künstlerische Betätigung, Computerkurse – die Auswahl an Freizeitangeboten ist schier grenzenlos. Nicht so für Menschen mit einer geistigen Behinderung oder Beeinträchtigung. Für sie sind die Hürden für eine Kursteilnahme etwas höher. Deshalb setzt sich das Bildungszentrum für Erwachsene mit einer Behinderung seit 30 Jahren dafür ein, dass auch sie sich weiterbilden und ihre Freizeit den Interessen entsprechend gestalten können.

Kuba in Tafers

So versammelten sich am Donnerstagabend im Spiegelraum der Orientierungsschule Tafers vier Teilnehmerinnen mit einer geistigen Beeinträchtigung. So unterschiedlich ihre Art, ihr Charakter und ihre Beeinträchtigung auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: ihre Begeisterung fürs Tanzen. Genauer gesagt für den lateinamerikanischen Tanz, der ihnen die Kursleiterin Lizzett Hernandez Sanchez näherbringt. Zwei Stunden dauert der Tanzkurs. Eine lange Zeit, wenn man durchgehend tanzen möchte. So legte die gebürtige Kubanerin immer wieder Pausen ein und brachte den Anwesenden ihre Kultur und Sprache näher.

Bei einem Bild von einer Disco fragte sie zum Beispiel, was man dort den machen könne. «Bailar», Spanisch für Tanzen, wäre die Antwort gewesen. «Party!», meinte eine Teilnehmerin stattdessen und brachte den ganzen Kurs zum Lachen. Sowieso hatten die Anwesenden viel Spass. Immer wieder kicherten die Teilnehmerinnen, das kleinste Detail brachte sie zum Lachen: Wenn der Kursleiterin ein Blatt aus der Hand fiel, wenn die Stereoanlage überraschend einen Piepston von sich gab. Es ist ein ehrliches, herzliches Lachen.

Den ersten Tanz mussten die Kursteilnehmerinnen an einem Bild erraten. «Tomatensosse! Ah nein, Moment … Salsa. Ich habe das falsche Wort gesagt», erriet eine Teilnehmerin. Die Tanzschritte der energiegeladenen Kursleiterin waren überraschend kompliziert, die Teilnehmerinnen machten nach ihren Möglichkeiten und auf ihre Art mit.

Man merkt, dass die Anwesenden eine fest zusammengewachsene Gruppe sind. «Das Tanzen schafft eine emotionale Verbindung», sagte Lizzett Hernandez Sanchez, die seit rund drei Jahren für das Bildungszentrum Kurse anbietet. Sie lerne auch selbst viel von ihren Schülerinnen und Schülern: «Sie können sehr ehrlich sein und sagen dir auch einmal: ‹Du nervst mich heute›. Am nächsten Tag ist dann aber wieder alles in Ordnung.» Von dieser nachsichtigen Art könnten sich viele etwas abschneiden. Zudem sei sie immer wieder erstaunt über ihre Feinfühligkeit: «Behinderte sind emotional sehr intelligent.»

Auftritt am Jubiläum

Seit Oktober trifft sich die Gruppe einmal pro Woche. An der Jubiläumsfeier am 18. Mai werden sie dann zeigen, was sie das Jahr über gelernt haben. Alle Teilnehmerinnen haben auch schon andere Kurse des Bildungszentrums besucht. «Ich war schon im Massagekurs und im Kochkurs. Jetzt habe ich viele neue Rezepte im Ordner», erklärte eine Teilnehmerin.

Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass die Kurse nicht in den sozialen Institutionen, sondern an öffentlichen Orten stattfinden. «Es ist wichtig, dass die Leute andere Menschen treffen, mit denen sie nicht zusammenwohnen», sagt Romain Lanners, Präsident des Bildungs­zen­trums. Zu den Kursen werden einige von einem Minibus abgeholt, andere fahren auf eigene Faust mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hin. Als Betreuerin sei das Abwägen zwischen Ermöglichen und Beschützen eine grosse Herausforderung. «Man fühlt sich schon sehr verantwortlich», sagt Gabriela Pürro, Stiftungsrätin des Bildungszentrums und Sozialpädagogin in der Sensler Stiftung für Behinderte.

Jubiläum

Alltagsbezogene Inhalte

Als das Bildungszentrum Freiburg Ende der 1980er-Jahre gegründet wurde, habe es noch kaum Weiterbildungsangebote für Personen mit einer geistigen Beeinträchtigung gegeben, sagt Romain Lanners, aktueller Präsident der Stiftung. Heute biete das Zentrum den Studierenden nicht mehr Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern mehr alltagsbezogene Inhalte an. «Es geht um Inhalte für den täglichen Gebrauch, zum Beispiel ein Foto auf Facebook zu posten oder etwas zu kochen.»

In den letzten Jahren seien die Anzahl Kurse und Studierende immer weiter angestiegen, inzwischen sind es rund 320 Anmeldungen und fast 100  Kursleitende. Nun wünscht sich Lanners eine engere Zusammenarbeit mit anderen Weiterbildungsangeboten im Sinne der Inklusion. Das Ziel: «Alle Menschen, mit und ohne Beeinträchtigungen, lernen zusammen.»

mes

 

 

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