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Welche Religionsfreiheit?

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Welche Religionsfreiheit?

Beitrag der Religion in der Öffentlichkeit

Die Trennung von Kirche und Staat, wie sie sich in der westlichen Gesellschaftsentwicklung vollzogen hat, bedeutet keineswegs, dass sich die Religion aus der Öffentlichkeit zurückziehen soll oder muss. Vielmehr hat sie gerade auch in einem neutralen Staat zur Sensibilisierung für Werte und Normen ihren unverzichtbaren Beitrag zu leisten.

Von WALTER BUCHS

Die aus zwölf Vorträgen bestehende Ringvorlesung «Religion in der Öffentlichkeit», zu der die Theologische Fakultät und der Lehrstuhl für Religionswissenschaft der Philosophischen Fakultät der Uni Freiburg im Sommersemester geladen hatten, ist mit dem Beitrag von Mariano Delgado zu Ende gegangen. Der Professor für Kirchengeschichte und Mitorganisator der Reihe behandelte dabei das Thema «Religionsfreiheit als Voraussetzung für Religion in der Öffentlichkeit».

Impulse des II. Vatikanums

Professor Delgado befasste sich in einem ersten Teil mit der «Religionsfreiheit als Kind westlicher Staats- und Gesellschaftsordnung». Im Gegensatz zur Ordnung der Gemeinwesen in früheren Jahrhunderten begreift der weltlich, säkular gewordene Staat von heute Religion nicht mehr als Grundlage und Voraussetzung seines Handelns. Die Tatsache, dass «der Staat die Bekenntnis- und Religionshoheit aus seiner Regelungs- und Entscheidungsgewalt ausgegliedert hat», hat nämlich sein Verständnis und Handeln grundlegend verändert, wie Delgado den Staatsrechtler Böckenförde zitierte.

Sehr viel Beachtung gefunden habe das entsprechende Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65), welches feierlich erklärte, «dass die menschliche Person das Recht auf religiöse Freiheit hat». Gemäss Konzilsdekret ist dieses Recht «in Wahrheit in der Würde der menschlichen Person selbst begründet» und eigentlich allein schon durch die Vernunft erkennbar; ein im Vergleich zur früheren Haltung «revolutionärer Text», wie sich der frühere Papst Johannes Paul II. einmal ausgedrückt hatte.

Christlich-islamische Asymmetrie

Die Religionsfreiheit, so wie sie das Konzil versteht, zielt auf eine religiöse Trennung von Kirche und Staat ab, wie der Professor für Kirchengeschichte weiter ausführte. Diese Trennung vollziehe sich jeweils in zwei Schritten: staatliche Anerkennung mehrerer Glaubensgemeinschaften und dann die weltanschaulich und religiöse Neutralität des Staates.

Textauszüge, die Professor Delgado den Studierenden und den anderen Zuhörenden austeilte, gaben einen Überblick in das Verständnis in der islamischen Welt. Trotz Bekenntnissen zur Religionsfreiheit hat sich die islamische Welt, wie die Geschichte zeigt, zum westlichen Verständnis der Religionsfreiheit, das im Namen der Menschenwürde den Anspruch auf universelle und unteilbare Geltung stellt, nicht bekennen können.

Für ein behutsames Vorgehen

Für diese Zurückhaltung, nicht nur in der islamischen, sondern auch in anderen Teilen der Welt wie in Asien zeigte Professor Delgado in seiner Vorlesung ein gewisses Verständnis, auch wenn er der Überzeugung ist, dass die Universalisierung der Menschenrechte nötig sei. Ein differenziertes Verständnis den Menschenrechten gegenüber sei namentlich als Ausdruck der Zurückhaltung, ja Ablehnung der Globalisierung der westlichen Welt zu verstehen. Dabei müsse sich das Christentum der Last seiner Geschichte bewusst sein und die Auswirkungen kritisch reflektieren. Es sei somit ein behutsames Vorgehen angezeigt.

Dies tue dem Erfordernis nach einem selbstbewussten Auftreten der Religion in der Öffentlichkeit jedoch keinen Abbruch. Insbesondere die Tatsache, dass sich der Staat als weltanschaulich neutral bezeichne, mache deutlich, dass den Religionsgemeinschaften die Zuständigkeit für Werte und Ethik zukommt und sie sich – im Respekt der demokratischen Spielregeln und Entscheide – in der Öffentlichkeit auch entsprechend äussern können.

Äusserungen, die der jetzige Papst Benedikt XVI. vor anderthalb Jahren gemacht hatte, zitierend, stellte Mariano Delgado zu Schluss fest, dass es eine schöne Aufgabe für die Religion wäre dazu beitragen zu können, dass «die von allen Menschen irgendwie gekannten und geahnten wesentlichen Werte und Normen neue Leuchtkraft gewinnen können». So könnte «wieder zu wirksamer Kraft in der Menschheit kommen, was die Welt zusammenhält.»

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