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Welttheater beim Zahnarzt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Knack – es hatte gekrost – ein Stücklein meines Eckzahns war im Brot stecken geblieben.

Ich habe es gut, es ist mir möglich, meinen Zahn in kürzester Zeit vom perfekten Zahnarzt flicken zu lassen – und da sitze ich nun – und langsam senkt sich die Rücklehne des Behandlungsstuhls mit mir nach hinten. Wie jedes Mal in dieser Situation denke ich an den bayerischen «Märchenkönig» Ludwig den Zweiten, der trotz besten finanziellen Verhältnissen nicht zu zahnärztlichen Behandlungen gehen wollte und darob ein Leben lang immer wieder wegen grässlicher Zahnschmerzen fast wahnsinnig wurde. Dieser Gedanke hilft mir immer beim Zahnarzt.

Als ich mich so, mich selbst beeinflussend zu Entspannung und Ruhe, dem Behandlungsstuhl überlassen und meine Zähne für eine Stunde vergessen will, springt über mir der Videofilm an. Zwei Unterwasser-Forscher haben den Überlebenskampf einer Riesenkrake gefilmt. Mit Schaudern sehe ich die Zähne eines Haifischs, der dabei ist, eine Riesenkrake anzugreifen. Der verzweifelt kämpfenden Krake gelingt es, mit einem ihrer Arme das Maul des Haifischs zu verschliessen, was den Angreifer für kurze Zeit in die Flucht schlägt. Der Krake wühlt sich indessen in Sand, dreht sich mit Steinen und Muscheln zu einem unverdächtigen Hügel auf dem Meeresboden auf. Der Hai erkennt ihn nicht wieder, als er zurückkommt. Hätte der Krake sein inneres Überlebensprogramm nicht aktiviert, wäre für ihn der schlimmste mögliche Fall eingetreten.

Ich schliesse im Liegestuhl die Augen ob der ganzen Unterwasser-Kampfgeschichte und bemerke, dass auch ich überlebt habe. Weder ein Hai voller Zähne noch ein Riesenkrake bedrohen mich im Moment, und der freundliche Zahnarzt lächelt. Auch hier ist kein schlimmes Szenario eingetreten, jedoch ein Blitzgedanke aufgetaucht: dass Worst-Case-Fragen einem häufiger begegnen.

Im Juli war mir in Paris ein kleiner Flyer, an eine Mauer geklebt, aufgefallen. Da standen Worst-Case-Szenarien geschrieben, alle beginnend mit der Überlegung «Et si …» Die Fragen alle im Konjunktiv.

  • Was wäre, wenn Trump wiedergewählt würde?
  • Was wäre, wenn Frankreich Deutschland einholen würde?
  • Was wäre, wenn ein Sonnensturm ein Blackout auslösen würde?
  • Was wäre, wenn Hacker unsere lebenswichtige Infrastruktur zum Einsturz bringen würden?
  • Und so weiter.

Zwölf Fragen zu schlimmstmöglichen Szenarien. Das Blatt versprach, dreissig solche zu wissen.

Da war es wieder, das grosse Welttheater. Gebündelt in Fragen diesmal, auf kleinem Papier. Vorhang auf mit lautem Gong! Vielleicht trägt das Stück den Übertitel «Der Planet der Fragen»?

Da ruft noch einer von irgendwoher: Was wäre, wenn eine tödliche Hitzewelle zuschlagen würde?
Und ein anderer: Was, wenn eine neue Pandemie ausbrechen würde? Und noch einer ruft: Von wo? Was, wenn eine Migrationswelle über Europa hereinbrechen würde?

Es gehen auch einige herum, die Lebensversicherungspolicen verteilen unter den Menschen, die den Anschlag lesen und den Rufern zuhören.

Und ich hörte beim Weitergehen in der Avenue die Antwort-Chöre, die Antwort-Geber. Ich hörte verschiedene Chöre. Zum Teil sehr verschiedene und unterschiedliche Chöre. Ich wünschte mir, auch solche wie die des frühen griechischen Theaters zu vernehmen. Jene, die dem Publikum halfen, den Darbietungen der Protagonisten zu folgen. Auch jene, die vorschlugen, wie ein ideales Publikum reagieren soll.

Hörst du die Chöre auch? Wir sind das ideale Publikum. Und die Fragen greifen wie die Arme einer Krake nach uns.

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