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Wenig Wasser, viel Unkraut: Warum Älpler gegen Minze und Farn kämpfen

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Die jährliche Alpinspektion des Alpwirtschaftlichen Vereins wurde dieses Jahr am Schwyberg durchgeführt. Die FN haben eine der Kommissionen begleitet.

«Geh und zieh noch das Edelweisshemd an!» Ursula Raemy steht vor ihrem Betrieb, dem Weidli in Schwarzsee, und ruft ihrem Sohn Patrice hinterher. Sie dreht sich um und lacht die Gruppe, die vor ihr steht, an. «Schön, dass ihr da seid – Patrice wird euch gleich alles zeigen.» So einen warmen Empfang geniessen die Mitglieder der Kommission des Alpwirtschaftlichen Vereins nicht auf jedem Betrieb, den sie sich anschauen. «Wir sind nicht immer willkommen», bestätigt Elmar Zbinden, Vizepräsident des Vereins.

Jedes Jahr besuchen verschiedene Kommissionen des Vereins möglichst alle Alpbetriebe in einem der 18 Sektoren, in die der Kanton Freiburg eingeteilt ist. Zu den Kommissionen gehören Vorstandsmitglieder des Vereins, aber auch Vertreter des Amts für Wald und Natur. Nach ihrem Besuch halten sie ihre Beobachtungen in einem Rapport fest. Zum letzten Mal am Schwyberg – dem Sektor 18 – unterwegs waren die Kommissionen im Jahr 2004. 

Der Vizepräsident des Alpwirtschaftlichen Vereins, Elmar Zbinden, Förster Anton Egger und Landwirt Patrice Raemy (v.l.).
Sarah Neuhaus

Zurück zur Familie Raemy: Sohn Patrice hat sein Edelweisshemd mittlerweile montiert und führt die Besucher den steilen Hang oberhalb von Grossrieders Chnewis hoch. Diese Alp wird ebenfalls von der Familie Raemy bewirtschaftet. Patrice Raemy bückt sich und zieht eine Farnpflanze aus dem Boden. Das ganze Gebiet an diesem Hang ist geprägt von den vielen Adlerfarn-Pflanzen. Familie Raemy versucht zwar unermüdlich, die Pflanze in Schach zu halten, den Farn ganz loszuwerden, scheint jedoch ein anspruchsvolles Unterfangen zu sein.  

Inspektion der Weide von Patrice Raemy (r.), der seit Jahren mit Adlerfarn zu kämpfen hat.
Sarah Neuhaus

Elmar Zbinden ordnet ein: «Im Flysch-Gebiet sind Minze und Disteln häufig ein Problem, Farn kann aber auch einzelne Gebiete übernehmen.» Wie das genau passiert, könne man sich manchmal kaum erklären. Und den Farn wieder loszuwerden, sei sehr schwierig. «Wir sehen hier ein Beispiel eines Betroffenen, der enorm viel Einsatz zeigt und kleine Erfolge erzielen konnte – aber es ist eine sehr aufwendige Sache.»

Dank einer Spezialbewilligung dürfen Raemys den Farn mit chemischen Mitteln bekämpfen.
Sarah Neuhaus
Ausblick vom Balkon der Alp Grossrieders Chnewis. 
Sarah Neuhaus

Patrice Raemy und seine Eltern lassen sich aber nicht entmutigen. Sie lieben ihren Hof und die Arbeit, die dazugehört. Dieser Freude scheint auch der Adlerfarn nichts anhaben zu können. Die grosse Leidenschaft von Ursula Raemy sind ihre rund 160 Ziegen. 130 davon werden gemolken, die Milch wird an den Milchverarbeiter Emmi geliefert. Der Geissenhof war lange ein Lebenstraum von Ursula Raemy. «Es macht mich sehr stolz, wenn ich sehe, was wir schon alles erreicht haben», sagt sie bei einem kurzen Besuch im Ziegenstall.

Ursula Raemy in ihrem Geissenstall.
Sarah Neuhaus

Auf die Alpinspektion habe sie sich nicht speziell vorbereitet, erzählt Ursula Raemy. Dass die Kommissionen bei einigen Alpbewirtschaftern nicht willkommen sind, kann sie sich nicht erklären. «Ich finde es wichtig, dass sie sich vor Ort ein Bild von den Betrieben machen – schön, vergisst man uns hier in Schwarzsee hinten nicht», sagt sie, während sie ihre Ziegen krault.

Warum Minze als Unkraut gilt

Rund einen Kilometer Luftlinie entfernt befindet sich die Alp Schwand. Sie ist im Besitz der Gemeinde Plaffeien und wird seit rund einem Jahr von Thomas Aebersold bewirtschaftet. Die Landschaft rund um den Schwand ist ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn die Bewirtschaftung der Alpen zu kurz kommt. Bis Aebersold den Schwand vor einem Jahr übernahm, wurden die Weiden teilweise sich selber überlassen. In der Folge haben das Unkraut und die Verbuschung überhandgenommen. Hier ist nicht der Farn das Problem, sondern die Minze. Dank des grossen Einsatzes von Aebersold und der Unterstützung von Freiwilligen aus dem Bundesasylzentrum Guglera hat sich die Lage bereits etwas entspannt. Aber es gibt noch viel zu tun.  

Thomas Aebersold bewirtschaftet unter anderem die Alp Schwand. Nadine Julmy macht Notizen zum Zustand der Alp.
Sarah Neuhaus

Dass aktuell viele Alpbewirtschafter mit Unkraut kämpfen, hat laut Elmar Zbinden mit dem nassen und schlechten Sommer vom letzten Jahr zu tun. «Durch die Wetterverhältnisse im letzten Sommer hat es viele Schäden auf den Weiden gegeben.» Die Samen der unerwünschten Pflanzen hätten darum mehr Platz gehabt, um sich zu entwickeln. «Entsprechend stark hat der Druck durch Verunkrautung zugenommen», so Zbinden weiter. «Es ist für die Bewirtschafter ein immenser Aufwand, das Unkraut unter Kontrolle zu halten.»

Auf der Alp Schwand hat Bewirtschafter Thomas Aebersold unter anderem mit wild wachsender Minze zu kämpfen.
Sarah Neuhaus

Dauerthema Wasser

Aber nicht nur Minze und Farn machen den Bewirtschaftern der Alpbetriebe zu schaffen. Die Wasserversorgung ist während der Inspektionen am Schwyberg Dauerthema. Obwohl die an diesem Tag besichtigten Betriebe nicht unmittelbar von Wasserknappheit betroffen sind, ist die Lage ernst. Denn an anderen Orten im Kanton seien einige Alpen schon nah am Limit. Das Problem sind der niederschlagsarme Winter und auch der Frühling, der zu trocken war. Entsprechend sei der Boden sehr trocken, und die Quellen seien sehr schnell erschöpft. «Darum wird es jetzt schnell prekär», so die Einschätzung von Zbinden im Hinblick auf die anstehende Hitzewelle.

Auf der Alp Schwand in Schwarzsee.
Sarah Neuhaus

Mittelfristig sei das Einzige, was man machen könne, die Kapazitäten der Reservoirs zu erhöhen, betont Elmar Zbinden. «Man hat sich lange auf die Quellen verlassen. Das Wasser ist ständig durch einen Brunnen durchgelaufen – bisher hat das gereicht, jetzt müssen wir umdenken.» Aber das sich verändernde Klima beeinflusst nicht nur die Wasserversorgung. Die Alpbewirtschafter müssten auch vermehrt darauf achten, dass die Ställe in gutem Zustand sind. Zbinden führt aus: 

Die Tiere leiden unter diesen Hitzeperioden, darum ist es wichtig, dass sie die Möglichkeit haben, bei diesen hohen Temperaturen auch auf der Alp in den Stall zu gehen.

Neben dem Wasser- und Unkrautproblem ist Elmar Zbinden aber zufrieden mit dem Zustand der Betriebe im Sektor 18. Feinsäuberlich werden die Anzahl Tiere, der Zustand der Gebäude, der Weiden und der Zufahrten im Anschluss an jede Besichtigung festgehalten. Am Schluss entsteht ein Rapport. Der sei wichtig, damit der Kanton über den Zustand der Alpwirtschaft informiert sei, betont Zbinden. Ausserdem dient der Rapport häufig als Grundlage für die Schätzung und den Verkauf eines Betriebs. Dass die Kommissionen einen Betrieb nur einmal alle 18 Jahre zu Gesicht bekommen, empfindet Zbinden nicht als problematisch. «So sieht man die Veränderungen sehr gut.» Ob er in 18 Jahren noch einmal dabei sein wird, wenn der Alpwirtschaftliche Verein wieder im Sektor Schwyberg unterwegs sein wird? «Ich denke nicht», sagt Elmar Zbinden und lacht.

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