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Wenn Berner Jugendarbeiter jodeln lernen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es ist ein herbstlicher Morgen. Nebelschwaden ziehen durch das Flachland. Guggisberg hingegen liegt im strahlenden Sonnenlicht. Unterhalb von Guggisberg, mit schönem Ausblick auf Plaffeien und die Freiburger Berge, liegt der Bauernhof von Monika Aebischer. Vor zwei Jahren hat sie den Hof von ihren Eltern übernommen. Sie führt den Betrieb vollzeitlich, arbeitet aber gleichzeitig zwischendurch noch auf ihrem gelernten Beruf als Gärtnerin.

 Trotz der intensiven Arbeit bleibt ihr Zeit für Hobbys. Aebischer widmet sich ganz der Musik. Bereits von klein auf spielte sie Orgel und Keyboard. Gleichzeitig sang sie gerne. «Ich bin halt in einer Sängerfamilie aufgewachsen», erklärt sie ihre Begeisterung. Vor sieben Jahren übernahm sie den Jodlerklub Alpenrösli Schwarzenburg und absolvierte dafür den Chorleiterkurs des bernisch-kantonalen Jodelverbandes.

Es erstaunt nicht, dass Aebischer das Jodeln auch in die Arbeit als Landwirtin einbaut. 2013 schloss sie die landwirtschaftliche Betriebsleiterschule mit der Meisterprüfung ab. Zur Ausbildung gehörte das Modul Agrotourismus. Für dieses Modul musste Aebischer in einer Arbeit ein Angebot kreieren, das sie sich für ihren Hof vorstellen konnte. Was lag da näher, als auf die Musik zurückzugreifen? Aebischer: «In einem Brainstorming ging ich systematisch die Buchstaben A bis Z durch. Bei J bin ich förmlich über das Jodeln gestolpert.»

Für Anfänger geeignet

Ihre Arbeit stellte sie in einer mündlichen Prüfung vor. «Die Experten haben eher zaghaft mitgejodelt», schmunzelt Aebischer. Später erhielt sie die Möglichkeit, ihr Konzept dem Förderverein Naturpark Gantrisch vorzustellen, welcher das Angebot prompt in einen Prospekt des Naturparks aufnahm. So wurde Monika Aebischer neben Gärtnerin und Landwirtin noch zur nebenberuflichen Jodellehrerin. «Das Jodeln auf dem Bauernhof steht noch am Anfang. Ich habe erst wenig Werbung dafür gemacht.» Mittlerweile führte Aebischer unter anderen eine Gruppe von Jugendarbeitern aus der Region Bern in die Geheimnisse des Jodelns ein. «Das waren blutige Anfänger, aber sie haben Freude daran gefunden.» Beim Singen dürfe man gerade als Anfänger keine Hemmungen haben. Deshalb sei ein vertrauter Rahmen wie eine Familie oder eine Gruppe von Arbeitskollegen vorteilhaft.

«Es ist schön, dass ich mit meinem Angebot Menschen einen Brauch näherbringen kann, die vorher wenig Beziehungen dazu hatten», freut sich die begeisterte Jodlerin. So sei denn auch aus jeder Gruppe jemand bei ihr «hängen geblieben», der weiterhin bei ihr Jodelkurse besuchen will. Noch schöner sei es natürlich, wenn man den Brauch in der passenden Umgebung auf einem Bauernhof mit schöner Aussicht vermitteln könne.

Dankbare Kurse

Ihre Jodellektionen dauern jeweils rund eine Stunde. «Längere Kurse machen gerade bei Anfängern wenig Sinn, da irgendwann die Konzentration nachlässt.» Man lerne ohnehin nicht an einem Nachmittag Jodeln. Es gehe vielmehr um einen ersten Einblick. Ihre Sänger hätten Freude, wenn sie in kurzer Zeit ein Lied zustande bringen. Für sie selber seien die Kurse deshalb äusserst dankbar.

Nichts geht ohne Einsingen

Mittlerweile sind die Sängerinnen und Sänger eingetroffen. Es sind zum grossen Teil Verwandte und Bekannte von Aebischer. Fünf Frauen, zwei Mädchen sowie drei Knaben und junge Männer umfasst der heutige Chor. Das ermöglicht ein dreistimmiges Lied.

Nach einer Einführung in das Jodeln müssen sich die Sängerinnen und Sänger zuerst einsingen, ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Chorprobe. Füsse drehen, Hüftkreisen, Armkreisen, Gesicht massieren: Von Kopf bis Fuss werden die Teilnehmer richtig warm. Dann die Atmung: Die schönsten Töne nützen nichts, wenn den Sängern vorzeitig die Luft ausgeht. Und so zeigt Aebischer ihr methodisches Talent, wenn die Sänger etwa ein «dreckiges» Fensterbrett durch kräftiges Blasen vom Staub befreien müssen.

Ein Besuch mit Folgen

Dann geht es los mit dem Singen: «Und am e Samstig z’Nacht» heisst das Lied. Ein junger Mann besucht darin an einem Samstag in der Nacht–wohl verbotenerweise–seinen Schatz. Doch der Besuch bleibt nicht verborgen: Die Mutter des Mädchens poltert plötzlich an die Zimmertüre. Und am anderen Morgen behauptet der Melker, er sehe «Anneli» den Augen an, dass sie nächtlichen Besuch empfangen hatte.

Drei Textstrophen wechseln sich jeweils mit einem Naturjodel ab, der normalerweise improvisiert wird. Für die Jodelanfänger hat Aebischer die Silben aber auf das Blatt gesetzt. Nun geht es an das Lernen der Stimmen. Abschnittsweise spielt Aebischer jede Stimme mit dem Keyboard und singt sie vor. Die grösste Herausforderung ist die Männerstimme. Den jungen Männern machen die Folgen des Stimmbruchs zu schaffen. Der 16-jährige Tobias sagt später, Singen sei halt nicht so sein Ding. «Zudem ist Jodeln weniger mein Stil.» Durch den Kurs erhalte er aber einen guten Einblick.

«Ich helfe euch», muntert Monika Aebischer die jungen Männer auf. Motivieren und Aufmuntern liegen der Landwirtin. Die Frauen sind bereits selbstständiger. Einige haben vielleicht noch nie gejodelt, profitieren aber von anderen Singerfahrungen.

Geübten Sängern zeigt sich bald einmal: So viel anders als andere Musikstile ist Jodeln nicht. Technisch sind ähnliche Fähigkeiten wie im klassischen Gesang oder bei Gospels gefragt. Der grosse Unterschied liegt im wortlos improvisierten Naturjodel. Wo welche Silbe zu setzen ist, erschliesst sich dem Laien nicht ohne Weiteres (siehe Kasten).

Am Ende der einstündigen Lektion erklingt das Lied erstaunlich gut. Hell in den Oberstimmen, etwas zaghaft bei den Männerstimmen. Aber das Ziel ist erreicht. Chorleiterin Monika Aebischer ist zufrieden. Nach einer Stunde klinge das Lied natürlich nicht perfekt. «Bis eine Stimme richtig selbstständig ist, braucht es oft noch etwas länger.»

Ihre Schwester Sonja hat in der Lektion selbst als Tochter von Landwirten noch viel gelernt. «Das Jodeln ist mir natürlich nicht fremd.» Sie habe zwar viel gesungen. Beim Jodeln habe sie aber nie mitgemacht. «Ich hatte immer Angst, dass ich den falschen Text singen würde.» Jetzt habe sie gelernt, wie das mit den Silben funktioniere

Monika Aebischer: Landwirtin und Jodellehrerin.

«Es ist schön, dass ich Menschen einen Brauch näherbringen kann.»

Monika Aebischer

Landwirtin und Jodellehrerin

«Jetzt habe ich gelernt, wie das beim Jodeln mit den Silben funktioniert.»

Sonja Aebischer

Schwester von Monika Aebischer

Monika Aebischers Gottenmädchen in der lokalen Vrenelitracht. Musizieren mit Aussicht: der Blick vom Hof Richtung Plaffeien. 

Ohne Worte: An Silben lässt sich die Herkunft der Jodler erkennen

V or den ersten Singübungen führt Monika Aebischer ihre Kursteilnehmer in einem kurzen Überblick in die Hintergründe des Jodelns ein. Das Jodeln komme aus den Bergen, es sei eine bedächtige Musik, die sich oft mit dem Thema Natur befasse. Sie erklärt auch, wie man bei wortlosen Jodeln die richtigen Silben findet. Heisst die nächste Silbe nun «Jo», «lu» oder «ho»? Das hängt ganz von der Stelle ab. Am Anfang eines Jodels steht meist «Jo», wird es übermütig, heisst es «ho», und geht es in die hohen Töne, kommt «lu» zum Zug. So gibt es zahlreiche weitere Silben, die alle eine bestimmte Funktion haben. «Geübte Sänger spüren, wo sie welche Silbe brauchen müssen», erklärt Aebischer. Um ihre Kursteilnehmer nicht zu überfordern, unterlegt sie aber den Jodel auf dem Liedblatt mit den richtigen Silben.

Anhand der Silben lässt sich auch erkennen, woher ein Jodler stammt. So beginnen die Innerschweizer oft mit «Ju», was bei den Bernern selten vorkommt. Für die Appenzeller ist die Verbindung «io» und «a» charakteristisch und bei den Wallisern findet man die Silbe «dujo». sos

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