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Wenn der Mensch zur Ware verkommt

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Im September 2012 hat sich auf der Strasse zwischen Murten und Ins eine Frau vor einen Lastwagen geworfen. Die Frau überlebte schwer verletzt. Befragungen der Frau ergaben, dass sie aus Bulgarien stammt, sich in der Schweiz prostituieren musste und die Abhängigkeit und das Leben ohne Perspektive nicht mehr aushielt.

Dieser Fall setzte den «Kooperationsmechanismus gegen Menschenhandel» in Bewegung, wie er im Kanton Freiburg seit fünf Jahren etabliert ist. Da sich die Frau in einem Salon im Kanton Bern prostituiert hatte, wurde das Verfahren durch die Berner Behörden übernommen.

Der Fall ist aber beispielhaft für den Prozess, der einsetzt, wenn im Kanton Freiburg ein Verdacht auf Menschenhandel besteht. Staatsanwältin Yvonne Gendre präsentierte ihn gestern an einer Pressekonferenz zum Auftakt einer Sensibilisierungswoche zum Thema Menschenhandel in Freiburg.Beim Freiburger Kooperationsmechanismus sind alle Akteure eingebunden, die von Menschenhandel betroffen sein können: Kantonspolizei, Amt für Bevölkerung und Migration, kantonales Sozialamt, Amt für den Arbeitsmarkt, Staatsanwaltschaft und Opferberatungsstellen.

«Spitze des Eisbergs»

Während das Bundesamt für Polizei von 2000 bis 3000 Fällen von Menschenhandel für die ganze Schweiz ausgehe, sei die Situation im Kanton Freiburg derzeit ruhig, so Yvonne Gendre. «Es laufen momentan zwei Verfahren, bei denen es um Förderung der Prostitution geht. Ende 2012 behandelten wir zwei Fälle, die aber ohne strafrechtliche Folgen blieben.»

In den fünf Jahren seit Inkrafttreten des Koordinationsmechanismus gegen Menschenhandel sei dieser zehn Mal ausgelöst worden, so Mélanie Maillard, juristische Beraterin bei der kantonalen Sicherheits- und Justizdirektion. Das Verfahren wurde aber in keinem der zehn Fälle bis zum Ende durchgezogen. Eines der Prinzipien ist, dass das Opfer seine Kooperation jederzeit zurückziehen kann. Bei den zehn Fällen ging es jedes Mal um Zwangsprostitution, nie aber um die beiden anderen Bereiche des Menschenhandels: Ausbeutung der Arbeitskraft und Organhandel. «Die Zahlen stellen nur die Spitze des Eisbergs dar», so Mélanie Maillard gegenüber den FN. «Ein Ziel dieser Sensibilisierungswoche ist es, die Bevölkerung auf die Problematik aufmerksam zu machen.» Bei einem Verdachtsfall auf Menschenhandel soll das Verfahren auch durch Private ausgelöst werden können.

Die Sensibilisierung ist ein wichtiges Anliegen für Staatsrat Erwin Jutzet. «Ich bin überzeugt, dass dieses Verbrechen besser bekämpft werden kann, wenn das Bewusstsein der Bevölkerung dafür geschärft wird. Je mehr sich eine Gesellschaft eines Phänomens bewusst ist, umso mehr Fälle tauchen auf und umso einfacher wird es, Täter zu verurteilen und Opfer zu ihrem Recht kommen zu lassen», sagte er anlässlich der gestrigen Eröffnung der Ausstellung «Ohne Glanz und Glamour» (siehe Infos am Schluss des Artikels).

Auch Jutzet ist überzeugt, dass die wenigen Fälle, bei denen der Freiburger Kooperationsmechanismus zur Anwendung kam, nicht das wahre Ausmass des Phänomens zeigen.

Zeugenschutz verbessert

 Eine Hürde im Kampf gegen Menschenhandel ist für den Justizdirektor die Mitwirkung der Opfer. Diesbezüglich erhofft sich Jutzet eine Besserung durch den ausserprozessualen Zeugenschutz, der dieses Jahr in Kraft trat. Opfer geniessen so einen besseren Schutz ausserhalb des Verfahrens und auch nach dessen Abschluss.

Der gestrige 18. Oktober gilt auf europäischer Ebene als Tag gegen den Menschenhandel. Vor einem Jahr wurde am 18. Oktober ein nationaler Aktionsplan lanciert (siehe Kasten); gestern fanden in mehreren Kantonen dezentrale Anlässe statt.

Anlässe in Freiburg:Ausstellung «Ohne Glanz und Glamour», Espace 25, Pérolles 25, bis 25. Oktober; Theater «Le temps des sirènes», Nuithonie, heute Samstag, 20 Uhr; Film und Debatte «The Long Way Out», Kino Rex, morgen Sonntag, 11 Uhr.

«Je mehr sich die Gesellschaft des

Phänomens bewusst ist, umso mehr Fälle tauchen auf.»

Erwin Jutzet

Freiburger Justizdirektor

Simonetta Sommaruga: Lob für das prompte Handeln des Kantons Freiburg

L etzte Woche noch hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga in New York mit Fachleuten zum Thema Menschenhandel gesprochen. Wie sie bei der gestrigen Vernissage der Ausstellung «Ohne Glanz und Glamour» in Freiburg sagte, hätten alle Gesprächspartner die Wichtigkeit der Zusammenarbeit betont.

Eine solche Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Menschenhandels läutete die Justizministerin vor genau einem Jahr mit der Lancierung eines Aktionsplans 2012 bis 2014 ein. Die vier Pfeiler des Plans sind Prävention, Strafverfolgung, Opferschutz und Partnerschaften. Dabei zog sie auch die Kantone mit in die Verantwortung ein. Bei ihrem Besuch in Freiburg lobte Sommaruga die Rolle Freiburgs. Freiburg habe 2007 als erster Westschweizer Kanton einen Diskussionsanlass zum Thema organisiert und anschliessend ebenfalls als erster Westschweizer Kanton den Kooperationsmechanismus eingeführt.

«Menschenhandel ist eine der grössten Menschenrechtsverletzungen», sagte Sommaruga. «Und er geschieht auch hier, auf unseren Strassen, in unseren Wohnungen und auf unseren Feldern.» uh

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