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Wenn die Krähen zum Problem werden

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Ein Morgen in Bösingen. Während die Oktobersonne langsam aufgeht, herrscht in der Industriestrasse bereits geschäftiges Treiben. Aus dem Innern eines der vielen Industriegebäude brummt und zischt es, und vor einer Autogarage diskutieren zwei Handwerker gerade angeregt über eine Baustelle. Einige Meter über ihnen geht es ebenfalls geräuschintensiv zu und her: Eine Handvoll schwarze Vögel jagt lautstark durch die Lüfte und visiert dann die obersten Baumwipfel eines lang gezogenen Waldstreifens an, der das Quartier gegen Süden hin abgrenzt. In den Ästen angekommen, geht das Gezanke und Gekrächze von Neuem los.

Anwohner ärgern sich

Über 30 weitere Saatkrähen hocken oben in den Bäumen. Weitere Exemplare haben sich auf die nahe gelegene Stromleitung gesetzt und geniessen die ersten Sonnenstrahlen. Und wieder wird gekrächzt.

In einem Schreiben, das den Freiburger Nachrichten vorliegt, beschweren sich einige Anwohner der Industriestrasse über das Benehmen der tierischen Nachbarn. Obwohl die Gemeinde seit August verspreche, etwas gegen die Saatkrähen zu unternehmen, habe sich die Situation seither nicht gebessert, heisst es darin.

«Dieses Jahr soll es katastrophal gewesen sein», meint auch eine Frau, die an diesem Morgen in der Gegend ihren Hund spazieren führt. Sie wohne selber etwas weiter weg und sei von dem Lärm nicht direkt betroffen, erklärt sie, habe aber gehört, dass die Krähen tagsüber durchgehend Radau machen. Sie könne den Frust der Anwohner deshalb nachvollziehen und befürchtet, dass die Population weiter anwachsen könnte. «Ich habe mehr als 30 Nester gezählt», sagt die Frau über die Vögel, die in diesem Jahr erstmals im Quartier gebrütet haben. Der Versuch der Gemeinde, die Tiere durch das Aufhängen von mit Helium gefüllten Luftballonen zu verscheuchen, habe nur zwei Tage genützt, sagt sie: «Dann waren sie wieder da; die sind nämlich clever.»

Ballone und Abschüsse

«Es ist mühsam», sagt ein junger Mann, der in unmittelbarer Nähe zum Waldstreifen wohnt und arbeitet: «Wegen dem Lärm aber auch wegen dem Dreck, den die Vögel machen.» Gerade im Sommer, als die Jungtiere da waren, sei es besonders schlimm gewesen: «Sie haben den Balkon verdreckt. Und das Auto hätten wir jeden Tag waschen können.» Er sagt, dass sich die Situation seit Ende der Jungtierzeit kaum verbessert habe und möchte, dass sich die Gemeinde noch stärker engagiert.

Louis Casali, Ammann von Bösingen, erklärt auf Anfrage, dass sich bisher zwei bis drei Personen bei der Gemeinde über die Krähen beschwert haben. Er sagt, dass nicht nur die Ballone zur Abschreckung aufgehängt wurden, sondern dass in der letzten Septemberwoche auch Abschüsse in Zusammenarbeit mit den Wildhütern vorgenommen worden sind: «Seither haben wir kei- ne Rückmeldungen erhalten.» Weitere Massnahmen könn- ten allenfalls nach Absprache mit den Wildhütern sowie unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen beschlossen werden. Mit Verweis auf den harten Kampf der Stadt Bern gegen die Saatkrähen im Jahr 2013 sagt Syndic Louis Casali aber auch, dass es für die Gemeinden sehr schwer sei, überhaupt Erfolge zu erzielen.

Online-Umfrage:Stören Sie sich auch am Krähenlärm?

Biologe: «Es gibt kein Wundermittel»

B ei den Tieren, die einigen Anwohnern in Bösingen Probleme bereiten, handelt es sich um Saatkrähen, wie Biologe Adrian Aebischer auf Anfrage erklärt: «Die Saatkrähe brütet in Kolonien. Sie ist nicht zu verwechseln mit den weit häufigeren Rabenkrähen, die als territoriale Einzelpaare brüten.» Der wissenschaftliche Mitarbeiter bei der Direktion für Land- und Forstwirtschaft bestätigt, dass eine Saatkrähenkolonie in der Brutzeit eine massive Lärmbelästigung darstellen kann: «Befindet sich eine solche Kolonie inmitten eines Wohnquartieres, ist es mit der Ruhe vorbei.» Die Vögel verursachen während des Nestbaus (Ende März bis Anfang April) und der Jungtieraufzucht (Mai und Juni) am meisten Lärm. Eine Kolonie kann aus fünf Nestern bestehen, mancherorts aber auch über 100 Brutpaare umfassen.

Über die Aufenthaltsdauer der Vögel in ihren Brutkolonien könnten nur schwer genaue Angaben gemacht werden, sagt Aebischer. Während einige Brutkolonien zwischen Juli und Januar verwaist blieben, hielten sich in anderen manche Vögel auch ausserhalb der Brutzeit auf. Und während einige Brutkolonien mehrere Jahre bestünden, würden andere nach einer Saison wieder verlassen: «Die ganze Sache ist extrem dynamisch und nicht voraussagbar.» Die erste Sensler Kolonie ist 2005 entstanden. Bis 2011 ist die Anzahl auf sieben angewachsen. 2015 waren es nur noch deren zwei: Je eine in Bösingen und Schmitten.

Gemäss Adrian Aebischer sind in der Schweiz schon viele Massnahmen ausprobiert worden, um die Art aus den Quartieren zu vertreiben: Entfernen von Nestern und Abschuss von Tieren im Herbst, Zurückschneiden der Brutbäume oder unregelmässiges Aneinanderschlagen von Latten und Brettern in der Abenddämmerung (Lärmklatschen). «Vieles war erfolglos oder funktionierte nur an gewissen Orten. Mit anderen Worten: Es gibt kein Wundermittel.» Wichtig sei, dass die Saatkrähen an Orten, wo sie niemanden stören, nicht vertrieben werden und dass man die Vergrämungsmassnahmen vor der Brutzeit ergreift: «Während der Brutzeit sind Eingriffe und Störungen nämlich illegal.» mz

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