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Wenn die Seele erschüttert ist

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wort zum sonntag

Wenn die Seele erschüttert ist

Autor: Ingrid Grave

Auge in Auge mit dem Tod, das kann die Seele erschüttern!

Wenn ein viel zu junger Mensch sterben muss, das mitansehen zu müssen, macht hilflos. Wie muss erst dem Menschen selbst zumute sein, der deutlich spürt: Meine Zeit ist abgelaufen?

Die Tradition sagt uns, Jesus sei 33 Jahre alt gewesen, als er sich unausweichlich mit dem Tod konfrontiert gesehen habe. «Meine Seele ist erschüttert», lässt der Evangelist Johannes ihn sprechen (Joh 12, 20–33).

Ein Mensch, der zeitlebens versucht hat, die eigene Existenz in der Hinordnung auf einen Gott der Liebe zu leben, fragt sich wahrscheinlich angesichts des nahenden Todes: Was soll ich sagen: Rette mich, Gott? Oder: Mein Tod möge zu einem Bekenntnis werden für deine so ganz andere Existenz?

Ich glaube, so ähnlich dürfen wir es verstehen, was Johannes Jesus – er steht in der Blüte seiner Jahre – in den Mund legt: «Meine Seele ist erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde?» Jesus ist ganz Mensch. Ihm bleibt nichts erspart. Und dann folgt unmittelbar das «Vater, verherrliche deinen Namen», das so unverständlich anmutet in diesem Zusammenhang. Ich meine, es könnte bedeuten: Gott, lass mich dich erfahren als aufstrahlende, kraftvoll rettende Herrlichkeit in dieser entscheidenden Stunde. – Und wirklich, Gott gibt eine Antwort, aber nur für Jesus wahrnehmbar und verständlich. Die Umstehenden vernehmen nur ein Geräusch, das sie nicht genau einordnen können.

Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass das, was Gott uns «zuspricht» in unseren ganz persönlichen Entscheidungsprozessen, dass das für die anderen Menschen um uns herum nachvollziehbar ist.

So bleibt letztlich auch Jesu Entscheidung, den Kreuzestod anzunehmen, für unser horizontales Denken eine Torheit: Wem hat das etwas gebracht?

Doch da gibt es noch das Wort vom Weizenkorn: Wenn es nicht in die Erde fällt und stirbt … Ja, dann gibt es kein neues Weizenfeld, kein Brot zum Leben! Das Weizenkorn, von dem im Text die Rede ist, bezieht Jesus auf sich und seinen Tod.

In dem Moment allerdings, wo ich eines Tages selbst das Weizenkorn bin, das sterben soll, wird meine Seele erschüttert sein. Was werde ich dann sagen: Rette mich, Gott, aus dieser Stunde? Oder: Lass mich diese Stunde verstehen lernen als einen Prozess der Reifung in ein neues, wunderbar herrliches Leben hinein?

Nur wenn das Weizenkorn in den dunklen Schoss der Erde fällt, gelangt es zu seiner Bestimmung. Diese lautet: Die eigene Existenz vertrauensvoll in einen Prozess übergeben, der ein Leben unendlicher Vielfalt verheisst.

Ingrid Grave ist Dominikanerin und lebt in Zürich, wo sie in der Ökumene und in der Arbeit mit Frauen engagiert ist.

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