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Wenn es schmerzt, schaut Gewerkschafter Armand Jaquier genau hin

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Armand Jaquier verlässt das Unia-Regionalsekretariat. Für die Anliegen der Arbeiter setzt er sich aber weiterhin ein.
Charles Ellena

Eigentlich hätte er schon letztes Jahr als Unia-Regionalsekretär zurücktreten wollen, doch die Regelung der Nachfolge erwies sich als komplizierter als gedacht. Nun ist es aber so weit, und Armand Jaquier verlässt sein Freiburger Büro. Zum Abschied gewährt er Einblick in eine Gewerkschafterseele.

Um zu erklären, wo er herkommt, macht Armand Jaquier einen kleinen kunsthistorischen Exkurs. In Prez-vers-Siviriez, wo der 59-Jährige 55 Jahre seines Lebens verbrachte, ist der Kreuzweg Jesu durch Gemälde des einheimischen Künstlers André Sugnaux in der Kapelle dargestellt. «Er hat den Kreuzweg mit einem unglaublichen Realismus wiedergegeben. Sein Werk zeigt den Schmerz und die Gewalt jener Momente korrekt auf. Alle anderen Darstellungen, die ich kenne, sind geschönt und glorifizieren dieses Leiden.» Für Jaquier hat Sugnaux’ Kreuzweg eine viel weitreichendere Bedeutung: «Es zeigt den Schmerz des Lebens, wie ihn viele Leute erfahren, der aber oft so dargestellt wird, als würde er gar nicht existieren.»

Es hat Jaquier aber auch gelehrt, die christlich-konservative Grundhaltung des ländlichen Glanebezirks, in dem er aufgewachsen ist, kritisch zu hinterfragen. «Ich habe immer schon ein politisches Bewusstsein gehabt.» Dieses hatte für den heutigen SP-Grossrat aber weniger eine parteipolitische Form, sondern war vielmehr eine Sichtweise auf die Gesellschaft und ihre Herausforderungen. Armand Jaquier wuchs als Bauernsohn auf, und seine Eltern bewegten sich im Umkreis der bäuerlichen Gewerkschaftsorganisation Uniterre. Zudem pflegten sie einen Austausch mit dem liberalen Kapuziner-Kloster in Romont – man sprach auch von den «roten Kapuzinern».

Ein roter Gewerkschafter

Es erstaunt deshalb wenig, dass es Armand Jaquier im Erwachsenenalter in eine «rote Gewerkschaft» gezogen hat. Wie er sagt, wäre es für ihn nie in Frage gekommen, sich einer Bewegung anzuschliessen, die mit den kantonalen Behörden zusammenspanne. Mit dieser Ausgangslage sei er ein erstes Mal konfrontiert worden, als er noch mitten in seiner Schreinerlehre stand: Die örtliche Krankenkassen-Agentin habe ihn für eine christlich-soziale Gewerkschaft rekrutieren wollen; sie sei die Frau eines CVP-Grossrats gewesen, erinnert sich Jaquier.

Beruflich ist Armand Jaquier nun bereits seit 1990 als Gewerkschafter tätig. Er war erst als Sekretär bei der Gewerkschaft der Metall- und Uhrenarbeiter Smuv tätig. 2000 wechselte er dann als Freiburger Regionalsekretär zur Gewerkschaft Bau und Industrie GBI, aus der später die Unia hervorging. Dieser wird er auch treu bleiben, wenn er Ende März die Region Freiburg verlässt: Er wird sich in Zukunft bei Unia Schweiz um paritätische Kommissionen in der Westschweiz kümmern.

«Rechte kommen nicht von oben»

«Ich werde gewiss weniger an der Front sein», blickt Jaquier voraus. «Ich will mich aber so arrangieren, dass ich doch manchmal auf eine Baustelle gehen kann.» So nämlich kennt man den Gewerkschafter: In seiner roten Jacke, in Begleitung von Unia-Mitgliedern und -Personal, mit wehenden Fahnen und Spruchbändern, beim Blockieren einer Baustelle, weil Corona-Vorschriften nicht eingehalten werden, bei einer Arbeitsniederlegung des Bau-Nebengewerbes, bei einem gross angelegten Streik der Maurer. 

Die Aktionen vor Ort seien nur die Spitze des Eisbergs seiner Arbeit, so Jaquier. Im Zentrum stehe der ständige Kontakt mit den Lohnbezügern. «Wir müssen ihr Vertrauen gewinnen, sodass sie uns das berichten, was sie täglich auf ihrer Arbeit erleben. Das ist die Basis unserer Arbeit: Nur so können wir die Realität erfassen und die Arbeitgeber damit konfrontieren», so Jaquier. «Unser Ziel ist, so viele Rechte wie möglich für die Arbeitnehmer zu schaffen. Das ist nicht etwas, das von oben herab verordnet wird. Das baut man gemeinsam auf.»

«Nichts, das mich schockiert»

Firmenchefs hätten die Tendenz, die Forderungen der Gewerkschaften zu ignorieren, meint Jaquier. «Sie reagieren erst, wenn ihnen bewusst wird, dass bei den Angestellten der Wille da ist, sich zu mobilisieren.» In diese Haltung schliesst der Glanebezirkler auch die kantonalen Behörden ein, für welche die Analyse der Patrons oft die einzige Wahrheit sei. 

Debatten mit Arbeitgeberverbänden seien oft angespannt, es fielen harte Worte, aber: «Im Allgemeinen respektieren sie uns, und Probleme werden ausgesprochen.» Viel aggressiver sei die Stimmung hingegen häufig im Kontakt mit Firmenchefs. Diese würden oft herumschreien, und einmal habe ihn ein Bauer, der Personal schwarz angestellt hatte, mit einem Teppichmesser bedroht. «Es gibt mehr Aggressivität, vor allem seit der Corona-Krise», sagt Jaquier. «Aber es gibt nichts, das mich wirklich schockiert.»

Eine weitere Tendenz in Arbeitskonflikten sei der Gang vor die Justiz. Jaquier sagt, er erinnere sich nicht, je einmal einen Arbeitgeber angezeigt zu haben. Umgekehrt hingegen sei dies schon häufiger vorgekommen, etwa wegen Verleumdung. Beispielsweise, als ein Patron auf einem Unia-Spruchband als Dieb und Betrüger bezeichnet wurde. Armand Jaquier sagt:

Ich bin oft vor dem Richter.

Er fügt aber an: «Verurteilt wurde ich noch nie. Die Richter waren immer der Meinung, die Aktionen seien gerechtfertigt gewesen.»

Wenn er nun als Unia-Regionalsekretär abtritt, so gebe er eine Stelle auf, die wie nicht viele andere starke Emotionen mit sich bringe. «Es ist immer um Würde gegangen, und das hat mir die Kraft für meine Arbeit gegeben.» Man müsse zusammenhalten, um die Verhältnisse der Arbeitnehmer und ihren Platz in der Gesellschaft zu verbessern. «Der Reichtum in unserem Land ist das Verdienst jener, die arbeiten. Nicht jener, die meinen, sie seien die Wirtschaft.»

Unia Freiburg

Clément und Peisl-Gaillet folgen auf Jaquier

An der Generalversammlung der Freiburger Unia am vorletzten Samstag haben die Delegierten François Clément und Yolande Peisl-Gaillet gemeinsamen zu Regionalsekretären gewählt. Sie treten Ende März die Nachfolge von Armand Jaquier an und werden je zu 80 Prozent tätig sein. Sie waren bereits im Juni einmal zur Wahl gestanden, erhielten aber keine Mehrheit der Stimmen. Danach hat der Vorstand erfolglos andere Kandidaten gesucht und mit Clément und Peisl das Gespräch nochmals gesucht. Sie wurden der Basis besser vorgestellt und dann diskussionslos in ihr Amt gewählt. uh

François Clément und Yolande Peisl-Gaillet führen neu das Freiburger Unia-Sekretariat.
Charles Ellena

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