Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Wenn ihr leben wollt, müsst ihr gehen»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Wenn ihr leben wollt, müsst ihr gehen»

Kurz nach dem Friedenseinsatz von Ralph Stamm wurde Nuevo San Rafael niedergebrannt

Das zapatistische Dorf Nuevo San Rafael, in dem Ralph Stamm als Friedensbeobachter im Einsatz war, existiert nicht mehr. Die Regierung liess es zerstören und seine Bevölkerung vertreiben.

Am 23. Januar 2004 informierte das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas über die Zerstörung der Gemeinde. 23 Häuser seien niedergebrannt, die Bevölkerung geflohen. Vertreter der Regierung hätten mit Hilfe eines grossen Polizeiaufgebots und in Begleitung von 40 Marinesoldaten im Namen des staatlichen Büros für Umweltschutz den Repräsentanten der Gemeinde, Josué Jimenez Cruz, nach Ocosingo abgeführt.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Bootsbesitzer von Ixcan, einer flussabwärts gelegenen Gemeinde, gaben zu Protokoll, dass ihnen von der Regierung die Fahrt nach Nuevo San Rafael verwehrt worden sei. Da zum Zeitpunkt der Vertreibung auch keine internationalen Beobachter in der Gemeinde stationiert waren, ereignete sich die Konfrontation praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas sprach von einem Verstoss gegen die in der Verfassung festgehaltenen Rechte der Verkehrs- und Kommunikationsfreiheit.

Zur Begründung der Räumungsaktion gab das Sekretariat für landwirtschaftliche Reformen von Chiapas gegenüber der Zeitung «La Jornada» bekannt, die Umsiedlung sei absolut gewaltfrei und nur mit der Einwilligung der Bevölkerung geschehen.

Diese Aussagen stehen in krassem Widerspruch zu Stellungnahmen der

Betroffenen. Marisela Jiménez Perez, die Tochter des Inhaftierten, sprach davon, schon im Dezember mehrfach von Regierungsvertretern aufgesucht und mittels Einschüchterungen zum Verlassen des Dorfes angehalten worden zu sein: «Wenn ihr leben wollt, müsst ihr gehen», habe es geheissen.

Die Einwilligung zum Verlassen des Dorfes dementierte Jiménez Perez vehement. Aufgrund ihres Widerstandes sei sie an den Haaren gezerrt und an einem Pfosten festgebunden worden. Weiter berichtete sie: «Mein Vater wurde wie ein Hund fortgeschleppt. Sie sagten, dass sie ihn umbringen und mich tot in den Bergen liegen lassen würden.» Die anderen Bewohner des Dorfes seien aus Angst geflüchtet. Ob diese wirklich nach Calvario zurückkehren werden, von wo sie im Jahre 2001 von der paramilitärischen Organisation «Paz y Justicia» (Frieden und Gerechtigkeit) vertrieben worden waren, bleibt unklar.

Wirtschaftliche Interessen

Die Umweltorganisation «Maderas del Pueblo del Sureste» hat die Umsiedlungsaktion als eine von kommerziellen Interessen bestimmte Vertreibung bezeichnet. Die offizielle Begründung der Regierung, der Regenwald müsse vor der Zerstörung durch die indigenen Ansiedler bewahrt werden, sei nur ein Vorwand.
In Wirklichkeit gehe es um den Zugang zu einer Zone mit äusserst reichhaltigen natürlichen Ressourcen und um die Interessen eines sich in der Nähe von Nuevo San Rafael befindenden Ökotourismus-Hotels. Letzteres locke seit seiner Eröffnung im Jahre 2001 Wissenschaftler ausländischer Universitäten an mit dem Versprechen, im Regenwald ihren biologischen Projekten nachgehen zu können.

Zum Widerstand entschlossen

In Nuevo San Rafael zeugen verbrannte Überreste von der Vertreibungsaktion. Nicht weit davon entfernt befinden sich die Ortschaften Lucio Cabañas-Arroyo San Pablo und Nuevo San Isidro, deren Einwohner sich ebenfalls erst vor einigen Jahren aufgrund von Vertreibungen im Regenwald niedergelassen haben. Auch sie wurden von Regierungsvertretern schon mehrmals zum Verlassen der Dörfer aufgefordert.

Ihnen könnte ein ähnliches Schicksal drohen wie den Bewohnern von Nuevo San Rafael. Das wollen sie aber nicht einfach hinnehmen. Ein Einwohner von Nuevo San Isidro sagte gegenüber der mexikanischen Zeitung «La Jornada»: «Wir werden Widerstand leisten. Wir sind entschlossen, für unsere Kinder hier unser Blut zu vergiessen.» rs

Meistgelesen

Mehr zum Thema