Wer eigene Tomaten gepflanzt hat, kann jetzt frohlockend in saftige, schmackhafte Früchte beissen. Nichts geht über eigene sonnengereifte Tomaten, die – kaum geerntet – direkt in den Mund oder die Küche wandern. Tja. Wäre da nicht der Geselle mit dem so wohlklingenden wie unheilschwangeren Namen Phytophthora infestans, was nichts weniger als «zerstörender Pflanzenvernichter» heisst.
Würde bei den apokalyptischen Reitern eine Stelle frei, hätte er gute Chancen auf den Job. Immerhin verdankte ihm Irland Mitte des 19. Jahrhunderts eine verheerende, vier Jahre andauernde Hungersnot, als er sämtliche Kartoffeln dahinfaulen liess. Die Kraut- und Knollenfäule oder auch Braunfäule, wie man den Pilz hierzulande nennt, befällt mit Vorliebe Kartoffeln und Tomaten. Das Schadbild ist unübersehbar: Zuerst werden die Blätter braunfleckig, gleich anschliessend die Stängel und die Früchte. Einmal befallen, sind Letztere ungeniessbar und können nur noch weggeworfen werden. Und das nach all der vorfreudigen Arbeit, die man damit hatte! Wenn man denn wenigstens den Pilz wieder loswerden oder, noch besser, für immer ausrotten könnte, dann wäre einem weniger zum Heulen zumute.
Leider ist das unmöglich, doch es gibt eine gute Nachricht für Tomatenfans: Man kann dem Kerl zwei Schnippchen schlagen. Das erste ist der Standort. Pflanzen Sie Tomaten so, dass niemals Wasser an die Blätter gelangt – unter einen Dachvorsprung, in ein Gewächshaus oder ein eigens dafür gebautes Tomatenhäuschen – und giessen Sie immer nur die Füsse. Das zweite Schnippchen heisst «gute Durchlüftung». Wählen Sie einen grosszügigen Pflanzabstand, ziehen Sie nur so viele Triebe, dass dazwischen Luft zirkulieren kann, – im sichersten Fall nur einen – und entfernen Sie die alten unteren Blätter, sobald sie anfangen, welk zu werden. So steht dem Tomatenglück nichts mehr im Wege, und Sie brauchen sich bloss noch um die Kartoffeln zu kümmern. Wie, das erzähle ich Ihnen gerne nächstes Jahr zur Pflanzzeit.
Nicole Häfliger arbeitet unter anderem als Gartenautorin und ist Verfasserin des Buchs «Grüntöne». immermehr@wortwollen.ch
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