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Wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt

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Wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt

Wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt
Eine Reise durch die Ängste der Menschheit im Römermuseum Lausanne-Vidy
Angst kann den Menschen retten, und sie kann ihn zerstören. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich eine Ausstellung des Römermuseums Lausanne. Zwölf Stationen zeigen, was uns Angst macht und wie sich diese Ängste mit den Jahrtausenden verändert haben.
Von CAROLE SCHNEUWLY
Dunkelheit und Einsamkeit, Schmerz und Tod: Vieles macht uns Menschen seit jeher Angst, viele dieser Ängste sind über die Jahrtausende hinweg die gleichen geblieben, andere haben sich grundlegend verändert. Das Römermuseum Lausanne-Vidy hat sich in seiner Ausstellung «Da Vidy Code» des Themas angenommen. In zwölf geschlossenen Räumen behandelt es zwölf verschiedene Aspekte der Angst, anhand derer es die Besucher aus der Gegenwart bis zu den Anfängen der Menschheit zurückführt. «Der Ansatz ist eher intellektuell und philosophisch als museographisch», erklärt Konservatorin Sylvie Délèze. Das Museum führe damit seine Tradition fort, die Besucher zu verwirren und zu überraschen. «Man findet kein verstaubtes Römermuseum vor, sondern ein fast theatralisches Gesamtkonzept.» Das Thema Angst dient als gemeinsamer Nenner zwischen den Epochen, der sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart zu erklären versucht. Die Bandbreite reicht von der ungezähmten Natur bis zur «Angst vor der Angst».
Die Wildnis
Keine scharfen Krallen oder spitzen Zähne, keine Hörner oder Stacheln, kein Gift, kein Panzer, kein Pelz und keine Flügel: Unsere Vorfahren waren schlecht gerüstet für ein Leben in der freien Wildbahn. Vor zwei Millionen Jahren hätten die Hominiden in dauernder Angst gelebt, schreibt Museumsdirektor Laurent Flutsch im Begleittext zur Ausstellung. Heute gilt das Leben in der Wildnis bestenfalls als touristische Attraktion oder als spannendes Dokumentarfilmthema. Die Ängste unserer Urahnen holen uns aber immer noch ein, in Form von Spinnen- oder Schlangenphobien etwa oder wenn wir allein durch einen dichten Wald gehen . . .
Die Nacht
Da der Mensch nachts nicht sehen kann, ist er in der Dunkelheit noch verletzlicher. Unseren Vorfahren blieb lange nichts anderes, als an einem sicheren Ort zu warten, bis es Tag wurde. Heute reicht ein Knopfdruck, damit es hell wird. Gerne machen wir die Nacht zum Tag und vergnügen uns auch in den dunklen Stunden. Und doch gilt die Nacht noch immer als Ort des Bösen und des Verbrechens…
Die Elemente
Spätestens seit «Asterix und Obelix» weiss jedes Kind, wovor die Gallier sich am meisten fürchteten: dass ihnen der Himmel auf den Kopf falle. Der historisch belegte Ausspruch zeugt von der Angst des Menschen vor Wind und Wetter und vor der Kraft der Elemente, auf die er keinen Einfluss hat. Der Mensch des 21. Jahrhunderts hat gelernt, die Naturgefahren zu verstehen oder sie sogar zu kontrollieren. Zugleich hat er andere Gefahren heraufbeschworen: Der Klimawandel verursacht neue Ängste . . .
Der Schmerz
Schmerz ist, wie die Angst, ein Alarmsignal, das den Menschen vor gefährlichen Situationen warnt. Schmerz ist aber auch unangenehm und kann das Leben zur Hölle machen. Medizinische Fortschritte haben Kranken und Verletzten Linderung gebracht, gleichzeitig aber auch für grosse Ungleichheit vor dem Schmerz gesorgt. Wer sich die teuren Medikamente nicht leisten kann, bleibt seinen Schmerzen hilflos ausgeliefert . . .
Der Tod
Im Gegensatz zu den Tieren kennt der Mensch eine doppelte Angst vor dem Tod: eine physische, wenn er sich in unmittelbarer Lebensgefahr befindet, und eine intellektuelle, weil er weiss, dass er irgendwann sterben muss. Die einzigen Fluchtwege vor der Angst vor dem Tod sind mystischer Natur. Der Glaube an Erlösung, ewiges Leben oder Wiedergeburt ist für viele ein kleiner Sieg über den Tod.
Die Einsamkeit
Seit jeher war das Leben in der Gruppe für den Menschen überlebenswichtig; es bot Schutz und sicherte die Fortpflanzung. Zusätzlich steht der moderne Mensch unter dem Druck einer Gesellschaft, in der Einsamkeit als soziales Scheitern gilt. Familienleben, Berufsleben oder gesellschaftliches Leben bieten Identifikationsmöglichkeiten. Wer durch die Maschen fällt, fühlt sich als Verlierer . . .
Das Fremde
Aus Angst vor der Einsamkeit schliesst der Mensch sich in Gruppen zusammen. Dies führt nicht selten zu Misstrauen oder Furcht gegenüber anderen Gruppen. Zur Abwehr feindlich gesinnter Fremder erfand der Mensch Palisaden und Ringmauern, Alarm- und Überwachungssysteme, Schlösser und Waffen. Misstrauen herrscht auch vor Unbekanntem, von dem keine unmittelbare Gefahr ausgeht. Nationalismus, Xenophobie und Rassismus bleiben allgegenwärtig . . .
Die Zukunft
Die Angst vor einer ungewissen Zukunft bringt den Menschen dazu, möglichst gut vorzusorgen, möglichst weitsichtig zu planen oder sich via Glaube oder Aberglaube ein Bild von der Zukunft zu verschaffen. Ein anderer Fluchtweg führt in die Vergangenheit: Nostalgie und Traditionalismus haben hier ihren Ursprung. Und vielleicht auch die Erfolgsgeschichte vieler Museen? Die Schweiz jedenfalls ist, mit ihren 950 Museen auf siebeneinhalb Millionen Einwohner, Weltrekordhalterin. Ein Land von Kulturliebhabern – oder von Angsthasen?…
Das Unlogische
Als vernunftbegabtes Wesen sieht, analysiert und ordnet der Mensch die Welt nach den Massstäben der Logik, die ihm auf alles eine Antwort gibt. Strukturen und Hierarchien helfen ihm, sich zu orientieren. Verliert er diese Referenzpunkte, fühlt er sich ohnmächtig und verloren. Wenn der Mensch seine Umwelt nicht mehr logisch erklären kann, wenn er nichts versteht und jede Kontrolle verliert, macht das Angst . . .
Die Unsicherheit
Sicherheit ist in Politik und Medien ein Dauerthema. Allenthalben werden Forderungen nach Kontrollen, Reglementen und Gesetzen laut. «Die Sicherheit wird zum höchsten Gut», so Laurent Flutsch, «und wir sind bereit, ihr andere Werte wie Freiheit oder Solidarität zu opfern.» Die Werbung nützt die Unsicherheit, die «Angst vor allem», auf ihre Weise aus: Sie macht den Menschen Angst vor Falten und Haarausfall, vor Stress und Langeweile, vor Flecken und vor verwaschenen Kleidern . . .
Die Angst
«Die Angst vor der Angst», so heisst die letzte Station des Parcours. Sie zeigt, wie der Mensch seine urtümlichen Ängste in den Griff bekommen und dafür neue heraufbeschworen hat. Er wollte seine natürliche Schwäche kompensieren und hat ein erschreckendes Waffenarsenal geschaffen. Er wollte die Natur beherrschen und hat irreversible Schäden angerichtet. Er schloss sich zu Gruppen zusammen und legte den Grundstein für Nationalismus und Genozid. «Früher war die Angst ein natürliches Alarmsignal, das den Menschen vor Gefahren warnte», sagt Sylvie Délèze. «Heute beobachten wir, dass sie immer mehr zu Exzessen und Extremen führt und dass sie eher zur Selbstzerstörung als zur Rettung des Menschen beiträgt.» Römermuseum Lausanne-Vidy, Chemin du Bois-de-Vaux 24, Lausanne. Bis zum 29. April. Öffnungszeiten: Di. bis So. 11 bis 18 Uhr. Die Ausstellungstexte sind französisch, es werden aber Führungen in deutscher Sprache angeboten. Details: www.lausanne.ch/mrv.

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