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Wer war der Gifferser Jakob Lauper?

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Wer war der Gifferser Jakob Lauper?

Fortsetzung FN vom 18. August 2003

Whittecombe warf schnell den Rock weg und schwamm gegen das jenseitige Ufer. Lauper konnte nicht schwimmen. Er hielt sich an den Booten fest, wurde von den Fluten fortgerissen und auf das Meer hinausgetragen. Die Meereswellen trieben eine Zeit lang mit ihm ihr Spiel und schwemmten ihn endlich an den Strand. Es war dunkle Nacht und der Regen goss in Strömen hernieder. Lauper war völlig entkräftet und schlief ein. Als er am andern Vormittag erwachte, sah er die Sonne nur mit einem Auge, das andere war voll Sand. In allen Gliedern wühlte der Schmerz, und ein furchtbarer Durst peinigte ihn.
Mit Aufbietung aller Kräfte konnte er sich endlich aufmachen und zu trinkbarem Wasser gelangen. Lauper schreibt: «In meiner Jugend hatte ich mit grossem Vergnügen die Geschichte von Robinson Crusoe gelesen und ich wünschte mir sein Los; nun ich mich ganz in der nämlichen Stellung befand, kam mir seine Geschichte nichts weniger als kurzweilig vor.»

Ein Maori half

Lauper wanderte weiter; doch plötzlich sah er vor sich zwei Stiefel aus dem Boden herausragen. Eine schlimme Ahnung stieg in ihm auf und er begann mit den Händen den Sand wegzuscharren. Da lag vor ihm der Ingenieur Whittecombe. Er brachte den Toten an eine erhöhte Stelle und begrub ihn im Sande. Lauper schleppte sich dann mühevoll zwei Tage ohne Nahrung weiter. Doch kein Haus und kein Mensch waren zu finden. Völlig ermattet legte er sich zum Sterben hin und seine Gedanken schweiften über Länder und Meere in die Heimat zu den Seinigen. – Da plötzlich drang Hundegebell an sein Ohr und in der Ferne erblickte er den Schein eines Feuers.

Nun erwachte neuer Lebensmut in ihm. Mit Aufbietung der letzten Kraft ging er dem Feuerschein entgegen und kam zur Hütte eines Maori (Eingeborener). Hier konnte er sich endlich mit Speise und Trank stärken. Nach einer neuen zweitägigen Wanderung gelangte er zu einem Kolonisten namens Howith. Dieser gab ihm ein Pferd, auf welchem dann Lauper nach Christchurch zurückritt.

Die englische Regierung belohnte Lauper mit einer jährlichen Pension von 100 Pfund Sterling. Whittecombes Witwe erhielt eine solche von jährlich 1000 Pfund Sterling. Lauper blieb noch einige Jahre in Neuseeland, machte verschiedene Reisen und wurde angeblich Eigentümer von grossen Ländereien.

Lauper wieder in Giffers

Doch eines Tages trieb es ihn wieder heim, zu den Seinigen. Kurz vor dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges tauchte er wieder in Giffers auf. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich hier die Nachricht, Jakob Lauper sei wieder da. Und erst was man zu erzählen wusste über alle die Dinge, die er mitgebracht: Felle von wilden Tieren, Papageien, drei Goldklumpen, allerlei Waffen, eine ganze Wand voll Gewehre, Pistolen, Säbel, Stilets und andere Sachen. Lauper konnte alle seine finanziellen Angelegenheiten in Ordnung bringen.

Mit Feuereifer bearbeitete und verbesserte er sein Gut im Eichholz. Er schaffte einen Pflug an, der in seiner Art etwas ganz neues war. Von Nah und Fern kamen die Bauern, um dieses Wunderding zu sehen und wohl auch um Lauper von seinen Reisen und Abenteuern erzählen zu hören. Am Sonntag, nach dem Gottesdienste, da bildete das Volk auf dem Kirchplatze einen Ring wie an der Landsgemeinde. In der Mitte stand Lauper, eine Hühnengestalt, mit langem grauem Bart und wettergebräuntem Gesicht. Er erzählte der lauschenden Menge von fernen Ländern und Meeren, von fremden Völkern und ihren Sitten, von seinen weiten Reisen und kühnen Wagnissen.

Bourbakihengste gekauft

Zur Zeit des Siebzigerkrieges kaufte er zwei Bourbakihengste, fütterte sie auf und machte aus ihnen wilde Renner. Noch heute erzählen die alten Leute, wie er immer weitspännig in die Stadt gefahren sei. Schon von weitem hörte man Räderrollen. Die Mütter sprangen auf die Strasse und riefen den Kindern: «Flieht, flieht, flieht, Laupers Zahggi chunt!»

Näher und näher tönte das Rollen. Jetzt brauste es vorbei wie die wilde Jagd; die Pferde im gestreckten Galopp, Lauper, mehr auf dem Wagen stehend als sitzend, straff die Zügel führend wie ein Wagenlenker im römischen Zirkus. Nur einen Augenblick dauert’s – vorbei ist’s wie ein Geisterspuck. In der Ferne noch hörte man verhallendes Räderrollen.

Ein Riese von Gestalt

Wenn Jakob Lauper von Gestalt ein Riese war, so war er es nicht weniger auch an Kraft und Energie. Ihm war kein Hindernis unüberwindbar; den Elementen hatte er getrotzt und dem Tode wohl dutzendmal kaltblütig ins Antlitz geschaut. Die weite Welt hatte er durchwandert und unter fremden Völkern hatte er einen Teil seines Lebens verbracht und war dort zu Ansehen gelangt.

Es ist darum ganz selbstverständlich, dass so ein urwüchsiger Naturmensch die Welt und die Menschen mit andern Augen ansieht und anders beurteilt als jene, die in kleinlichen Verhältnissen aufgewachsen und nie über die enge Dorfgemarkung hinausgekommen sind. Hierin liegt eine gewisse Tragik in Laupers Leben. Seine freiere und reifere Lebensauffassung verstanden die meisten seiner Mitbürger nicht und sie nörgelten an diesem und jenem herum. Lauper vertrug das schlecht und er wollte die Seinen überreden, mit ihm nach Neuseeland zu ziehen. Doch diese konnten sich nicht dazu entschliessen und die Disharmonie in der Familie wurde immer grösser.

Mit Behörden und Mitbürgern hatte er sich schon lange entzweit und auch die Seinigen verstanden ihn nicht; was sollte ihm die Heimat, wo er ein Fremder geworden, noch bieten? Da erwachte in dem nahezu Siebzigjährigen nochmals die Wanderslust. Er verliess Heimat und Familie und zog wieder über das Meer, angeblich nach Hokitika (Neuseeland).

Einmal noch, nach Jahren, fand ein Brief von ihm den Weg in die Heimat. Damals stand er im Dienste der englischen Regierung als Wächter auf einem Leuchtturm im Ozean draussen. Dann hörte niemand mehr etwas von ihm. Er blieb verschollen. Es kam keine Todesnachricht je nach der Heimat. Doch wird der ruhelose Wanderer wohl auch in fremder Erde ein Grab gefunden haben und dort der Auferstehung harren.

Neuseeland aber hat ihm ein herrliches und unvergängliches Denkmal gesetzt, um das ihn mancher «Grosse» beneiden könnte. Dort, wo Whittecombe und Lauper einst unter ständiger Todesgefahr einen Weg über das Gebirge suchten, dort verbindet jetzt der Whittecombe-Pass die Ost- und Westseite der Insel. Nahe der Passhöhe aber erhebt sich ein hoher Bergesgipfel, umkränzt mit Gletscheis und ewigem Schnee, der heute noch «Jakob Lauper» heisst.

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