«Prekäre Situation in Spital und Heimen» – FN-Ausgabe vom 8. September 2022
«Prekäre Situation in Spital und Heimen» – FN-Ausgabe vom 8. September 2022
Als Pflegefachfrau in einem Pflegeheim im Sensebezirk mit liebenswerten Heimbewohnern, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, und einem tollen Team, in dem ich mich wohlfühle, sehe ich mich seit Monaten und mit zunehmender Intensität mit einer Situation konfrontiert, die nur zwei Möglichkeiten offenzulassen scheint:
Möglichkeit 1: Ich pflege nach dem Massstab, den ich mir wünsche, wäre ich selbst alt und pflegebedürftig. Ergebnis wäre, dass ich bald in einem Burn-out landen würde.
Möglichkeit 2: Ich schraube meine Massstäbe auf ein Level herunter, dass ich dabei gesund bleibe. Aber dann gehe ich nach Hause und kann mich nicht mehr im Spiegel anschauen. Ich will nicht so arbeiten! Ich habe diesen Beruf nicht gewählt, um qualitativ minderwertige Arbeit zu machen. Ich liebe meinen Beruf, bin seit über 20 Jahren Pflegefachfrau aus Leidenschaft, und ich möchte meine Arbeit gut machen. Aber es scheint egal, wie viel ich zusätzlich an Zeit und Energie investiere (und dabei meine Familie vernachlässige), es ist nie genug. Und es ist keine Besserung in Sicht. Ich sehe meine Arbeitskollegen mit körperlichen und psychischen Stresssymptomen monatelang ausfallen, weil sie dem pausenlosen Druck nicht mehr standhalten.
Für mich persönlich habe ich die Entscheidung getroffen, zu kündigen und mich als Ein-Frau-Spitex selbstständig zu machen. So kann ich selber entscheiden, welches Pensum für mich gesund ist, und gleichzeitig qualitativ gute Arbeit leisten.
Susanne Pürro, Brünisried
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