Erstaunlich, wie viel Blödsinn und Schrägheiten bisweilen zwischen den Gehirnschalen Platz haben. Da behauptet doch eine Nationalrätin in einer Talkshow, dass «Mutter» ein total sexistischer Begriff sei, das sei wissenschaftlich bewiesen. Dabei ging es nicht etwa um eine Frau, die ein Kind geboren hat, sondern um das Ding, das man auf das Gewinde einer Schraube dreht, eine Schraubenmutter also. Wie man das Ding denn benennen müsste, wusste Frau Nationalrätin allerdings nicht. Was soll man dazu sagen?
Die einst berechtigte Forderung der Schwulen und Lesben nach Anerkennung und Gleichberechtigung ist zu einem Selbstläufer geworden, ist zum Genderismus mutiert. Nebst dem natürlichen biologischen Geschlecht steht heute vermehrt auch das soziologische beziehungsweise psychosoziale Geschlechtsempfinden im Mittelpunkt. Das Geschlecht ist demnach auch eine Frage der gesellschaftlichen Konditionierung und der Erziehung. Die Palette der diversen Identitäten ist riesig: männlich oder weiblich, androgyn, bigender, genderqueer, nicht binär, Transmensch, trans*weiblich oder trans*männlich, gender variabel – es sind nur einige Beispiele aus einer langen Liste.
Seit dem 1. Januar dieses Jahres können denn auch alle mittels einer einfachen Erklärung und gegen eine Gebühr von circa 70 Franken (unterschiedlich je nach Kanton) Geschlecht und Vorname auf dem Papier ändern lassen. Eine Sache von einer Viertelstunde.
Gendern ist längst Politik geworden, auch wenn manche Politiker das noch nicht geschnallt haben. Sprache und Schreibweise werden sukzessive dem Genderismus angepasst. Vor lauter Unterstrich-Schrägstrich-Sternchen-Innen weiss allerdings kaum noch jemand, wie man was schreibt. Hier halte ich es mit dem SVP-Bundesratskandidaten Hans-Ueli Vogt, der nie ein Geheimnis machte aus seiner Homosexualität. Vogt findet es zwar richtig, dass sich alle so definieren dürfen, wie sie das möchten. Allerdings geht es ihm zu weit, aus Rücksicht auf einige wenige die Sprache zu verkomplizieren und den Menschen zu verbieten, so zu reden und zu schreiben, wie sie es sich gewohnt sind (FN-Ausgabe vom 22. November).
So oder so werde ich meine Gegenüber im persönlichen Kontakt weiterhin nach der mir geläufigen Höflichkeitsform mit Herr X oder Frau Y ansprechen. Genderei hin oder her. Und eine Schraubenmutter bleibt eine Mutter. Schliesslich muss man ja nicht jede gesellschaftlich bedingte sprachliche Veränderung mitmachen.
Beat Brülhart wohnt in Düdingen. Er ist Verwaltungsrat in verschiedenen Unternehmungen, Stiftungsratsmitglied einer Pensionskasse und in sozialen Einrichtungen. Als Mitglied des Gewerbeverbands Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.
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