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Wetterfrosch Mario Slongo zeigt auf,  wie Wetter und Geschichte zusammenhängen

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Vor genau 150 Jahren tobte in Europa ein verlustreicher Krieg in einem ausserordentlich kalten Winter. Die Schweiz hat damals ihre humanitäre Seite gezeigt und innert Kürze 87000 Soldaten aufgenommen.

Um in unser heutiges Thema «Wetter und Geschichte» einzutauchen, blicken wir 150 Jahre zurück: Das 19. Jahrhundert war, geschichtlich gesehen, ein sehr unruhiges Jahrhundert. Es gab immer wieder Machtkämpfe unter den Kaiser- und Königreichen in ganz Europa. Militarismus und Nationalismus führten zu vielen verlustreichen Kriegen. Die Machthaber versuchten, ihr jeweiliges Reich und ihre politische Position durch Landgewinne auszubauen.

Ruf nach Demokratie

Andererseits hatten die Völker Europas genug von diesem Elend und der Armut, in der sie leben mussten. Der allgemeine Aufbruch begann dank enormer Fortschritte in Wissenschaft und Technik, aber auch in Kultur und Politik. Der alles bestimmende Adel war immer weniger gefragt, dafür wurde der Ruf nach Freiheit und Demokratie lauter. Es wurden Bauern-, Bürger- und Arbeiterparteien sowie Gewerkschaften gegründet, und alle wollten auf ihre Art aus dem sozialen Elend und der Unterdrückung ausbrechen.

Bundesstaat wird gegründet

Unser Land war ebenfalls sehr arm, und das Söldnertum, der militärische Dienst von Eidgenossen in fremden Heeren, musste ein Ende nehmen. Die alte Eidgenossenschaft war aus einem losen Staatenbund von Kantonen zusammengesetzt und suchte nach einer neuen Form. Man fand diese Form in einem zentral regierten Bundesstaat, der sich gegenüber den Nachbarländern neutral verhielt. Dieser Bundesstaat wurde 1848 gegründet und seine bewaffnete Neutralität in der Bundesverfassung verankert.

Die Nachbarländer blieben weiterhin Kaiser- und Königreiche. In Frankreich regierte Kaiser Napoleon III., in Deutschland der Preussen-König Wilhelm I. mit seinem Ministerpräsidenten Otto von Bismarck, in Österreich-Ungarn Kaiser Franz Joseph I. und in Italien König Viktor Emanuele II.

Nach einem General benannt

In den Jahren 1870/71, also genau vor 150 Jahren, tobte wieder einmal ein verlustreicher Krieg im Gebiet von Elsass-Lothringen, der angeblich von Bismarck angezettelt worden war. Die preussischen Truppen eroberten das Elsass und belagerten die Stadt Belfort. Napoleon III. setzte General Charles Denis Bourbaki ein, der die Stadt von ihren Besetzern befreien sollte.

Die Bourbaki-Armee, wie die Truppen genannt wurden, war aber den Preussen total unterlegen. Die schlechte Ausbildung und die ungenügende Ausrüstung waren ein Problem für die französischen Soldaten.

Nicht für den Winter ausgerüstet

Sie wurden grösstenteils aus den französischen Kolonialstaaten wie Algerien, Marokko und Tunesien rekrutiert. Sie kannten den Winter als strenge Jahreszeit nicht und waren mit Pluderhosen und Turban viel zu leicht bekleidet. Ihr Schuhwerk bestand nicht aus Militärstiefeln, sondern aus leichten Bast- und Stoffschuhen. Dann kam noch die Meteorologie dazu.

In Aufzeichnungen aus dieser Zeit, das heisst  über den Winter 1870/71, kann man lesen, dass er äusserst kalt war. Es gab anfänglich etwas Schnee, aber danach bestimmten Hochdrucklagen das Wetter. Diese Hochdruckgebiete hatten ihr Zentrum meistens über Norddeutschland und Dänemark und steuerten aus Nordosten, aus sibirischen Gebieten, arktische Kaltluft nach Mitteleuropa und zum Alpenraum.

Gefühlt viel kälter

Solche Kaltluftströme sind auch heute noch mit einer zügigen Bise verbunden, und so liegt die gefühlte Temperatur, je nach Windgeschwindigkeit, weit unter der gemessenen und registrierten Temperatur. Man nennt das den Windchill-Effekt.

Am neuen Polytechnikum in Zürich (der heutigen ETH) unterrichtete damals Elias Landolt. Er war Professor für Forstwirtschaft und beschrieb sehr detailliert die Wetter- und Witterungsverhältnisse der Monate Dezember 1870 bis März 1871. Man kann in diesen Aufzeichnungen heute noch Folgendes lesen: «Dem kalten Dezember 1870 folgten ein recht winterlicher Januar und Februar 1871. Im Jenner stieg die Temperatur auch über Mittag nur selten über 0 Grad Celsius.»

Elias Landolt hat weiter dokumentiert: «Der Februar hatte nur ein paar frostfreie Tage. Am grössten war die Kälte am 11. Jenner mit –12,5 Grad Celsius. In der Regel betrug die Temperatur bis Mitte Februar bei Tagesanbruch –5 bis –8,8 Grad und von da an bis zum 26. Februar –2,5 bis –5 Grad Celsius. Die Schneedecke war schwach. Der März war im Allgemeinen unfreundlich. Die Temperatur sank noch oft unter null Grad. Am 16. und 17. März fiel wieder Schnee. Schneegestöber stellte sich dann noch am 28. und 30. März ein und am 1. und 2. April.»

In der Schweiz interniert

Die Bourbaki-Armee wurde litt sehr unter diesen Wetterverhältnissen, wurde schon bald zurückgedrängt und musste schwere Verluste einstecken. Am 1. Februar 1871 konnte sie nicht mehr anders, als in der neutralen Schweiz um Internierung bitten. Innerhalb von 72 Stunden kamen im Jura 87000 enttäuschte, frustrierte und hungernde Soldaten in unser Land, dazu noch 13000 Pferde. Allein im Grenzort Les Verrières NE waren es 34000 teils verwundete und verletzte Krieger. Das zeigt ein Bild von Edouard Castres.

Humanitäre Schweiz

Somit waren plötzlich drei Prozent mehr Menschen in unserem Land. Die damalige Schweizer Armee unter General Hans Herzog, das Schweizerische Rote Kreuz und vor allem die Bewohner der Schweiz, die damals selber arm waren und nichts hatten, kümmerten sich liebevoll um die Soldaten, davon zeugt ein Bild von Albert Anker.

Die Internierten wurden in Familien fast aller Kantone verteilt, aufgenommen, gepflegt, neu eingekleidet und ernährt. Das war eine Meisterleistung an Humanität und Solidarität unserer Vorfahren, die in Europa und weltweit viel Anerkennung und Respekt für unser Land gebracht hat. Auch nach 150 Jahren dürfen wir diese Humanität und Solidarität nicht vergessen.

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