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Wie André Coquoz ein Zuhause fand

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Wie André Coquoz ein Zuhause fand

In der Villa «La Grotte» leben Behinderte und Nicht-Behinderte zusammen

Drei Villen im Freiburger Gambachquartier beherbergen Wohngemeinschaften behinderter und nicht-behinderter Menschen. Geführt werden sie vom Verein «La Grotte». Zum 20-jährigen Jubiläum findet heute ein Tag der offenen Tür statt.

Von CAROLE SCHNEUWLY

Um zehn Uhr ist Kaffeepause für die Bewohnerinnen und Bewohner des alten Herrenhauses an der Gambachallee 28. Alle, die gerade zu Hause sind, versammeln sich um den Küchentisch. Kaffee, Tee und frische Früchte werden herumgereicht. Es wird geschwatzt, gescherzt, gelacht.

Eine bunt gemischte Gemeinschaft ist es, die sich in der Küche im Untergeschoss zusammengefunden hat: Jung und Alt, Frauen und Männer, Bewohner und Besucher, vor allem aber Menschen mit und solche ohne geistige Behinderung.

Gleichberechtigtes Zusammenleben

Letzteres ist es, was die Wohngemeinschaft in der grossen Villa zu etwas Aussergewöhnlichem macht. Die Grundidee des Wohnmodells «La Grotte» bestehe darin, dass Behinderte und Nicht-Behinderte auf gleichberechtigte Art und Weise zusammenlebten, erklärt die Gemeinschaftsverantwortliche Ruth Joseph. «Wir wollen einfach mit unseren behinderten Mitbewohnern zusammen sein, nicht etwas für sie tun.»

Sie selbst lebte schon im Jahr 1990 ein erstes Mal in der Gemeinschaft, damals noch als Studentin. Später kam sie als Praktikantin zurück. Vor sechs Jahren hat sie sich fest niedergelassen, in dem Haus, von dem sie sagt, sie wolle es vorerst nicht mehr verlassen.

Ruth Joseph gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihrer Art, zu leben, erzählt. Die Gaben der Behinderten ergänzten jene der Nicht-Behinderten und seien eine grosse Bereicherung: «Den Behinderten fällt es viel leichter, Kontakte zu ihren Mitmenschen zu knüpfen. Sie verstecken sich nie hinter irgendetwas.»

Katholischer Hintergrund

Einzige Bedingung, um in einem der drei Häuser der «Grotte» Aufnahme zu finden, ist, das Leben der Gemeinschaft teilen zu wollen. Immerhin verbringt man viel Zeit zusammen. Einmal pro Woche findet eine Versammlung statt, der Freitagabend wird in der Regel gemeinsam verbracht, ab und zu auch ein ganzes Wochenende.

Zwar hat die «Grotte» einen katholischen Hintergrund, sie steht aber allen Konfessionen offen. Gewisse Französischkenntnisse seien hingegen aus praktischen Gründen unabdingbar, weil alle behinderten Bewohner französischer Muttersprache seien, so Joseph.

Insgesamt leben zurzeit 13 Behinderte und 17 so genannte Assistenten in den drei Villen des Vereins. Die meisten von ihnen gehen einer beruflichen Tätigkeit ausserhalb des Hauses nach. Unter den Assistenten hat es einige heilpädagogische Fachleute, die den ganzen Tag im Haus sind. Die übrigen sind Studenten, Praktikanten oder Berufsleute aller Art. Natürlich gebe es immer wieder Wechsel in der Zusammensetzung der Gemeinschaft, sagt Ruth Joseph. Viele seien aber auch jahrelang dabei, einige seit der Eröffnung des ersten Hauses vor 20 Jahren.

Haus der Ingenbohler-Schwestern

Zu ihnen gehört allen voran das Gründerehepaar Marie-Louise und Armand Coquoz. Sie haben den Verein für ihren mit Trisomie 21 geborenen Sohn André gegründet. Als dessen Schulentlassung näher rückte, suchten sie nach einem geeigneten Wohnmodell für ihn. Vor allem in Frankreich und Belgien klapperten sie die verschiedensten Institutionen ab, André immer mit dabei. An den meisten Orten stieg der Junge nicht einmal aus dem Auto. Als sie aber in Brüssel ein Haus der «Arche»-Gemeinschaft besuchten, wäre er am liebsten gleich dort geblieben und wollte seine Eltern kurzerhand ohne ihn nach Hause schicken.

Für Marie-Louise und Armand Coquoz war damit klar, dass sie in Freiburg etwas Ähnliches auf die Beine stellen wollten. Es sei nicht einfach gewesen, ein geeignetes Haus zu finden, erinnert sich Armand Coquoz. Eine Villa der Ingenbohler-Schwestern aus dem Jahr 1904 habe sich schliesslich als ideal erwiesen, und das Projekt der Coquoz’ habe auch rasch die Unterstützung der Schwestern gefunden.

Mitglied der internationalen «Arche»

1983 konnte das Haus bezogen werden, zwei weitere wurden 1995 und 2000 im gleichen Quartier eröffnet. Seit zwölf Jahren gehört die «Grotte» zum internationalen «Arche»-Verband, der 1964 in Frankreich gegründet wurde und heute ähnliche Wohnmodelle in 30 Ländern auf der ganzen Welt umfasst.

Weil die «Arche» von ihren Mitgliedern verlangt, dass die Behinderten in den Wohngemeinschaften ohne ihre Eltern leben, ist das Ehepaar Coquoz inzwischen aus der Villa ausgezogen. Am Leben der Gemeinschaft nehmen die beiden aber nach wie vor teil, machen etwa einmal wöchentlich die Wäsche. Ihr Sohn André hingegen wohnt immer noch im Haus und fühlt sich laut Ruth Joseph rundum wohl in seiner «etwas anderen Familie».

Heute Freitag, den 12. September, findet zum 20-Jahr-Jubiläum ab 15.30 Uhr in allen drei Häusern ein Tag der offenen Tür statt: «Grotte», Gambachallee 28; «Grain de Sel», Gambachallee 8; «Béthanie», Molésonallee 4. Diaporama um 16.30 und offizieller Teil um 17 Uhr in der «Grotte». Weitere Informationen zum Wohnmodell unter www.arche-helvetia.ch/Grotte oder www.larche.org.

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