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Wie das Päckli unter den Baum kam

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Im Jahr 1889 hat die französische Schriftstellerin Blanche-Augustine-Angèle Soyer, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Baronne Staffe, ihr Buch «Usages du monde – Règles du savoir-vivre dans la société moderne» veröffentlicht. Der Ratgeber für alle Lebenslagen enthielt ein eigenes Kapitel zum Thema Schenken. Darin stand etwa, dass es nicht angebracht sei, sozial höhergestellten oder älteren Menschen Geschenke zu machen. Zu beachten galt es ausserdem die Vermögensverhältnisse des Beschenkten: Einem reichen Menschen sei Nutzloses oder Entbehrliches zu schenken, seltene Blumen etwa oder wertvolle Spitze. Arme Menschen hingegen sollten nützliche Geschenke erhalten, um ihnen Ausgaben zu ersparen. Unter sozial Gleichgestellten war es erlaubt, zu Weihnachten oder Neujahr Gaben auszutauschen, es war jedoch keine Pflicht. Weihnachtsgeschenke seien nicht überall verbreitet, schrieb die Baronin, ausser für Kinder.

Die vielen Seiten des Geschenks

Die Baronne Staffe bezog sich mit ihren Ratschlägen ebenso auf die traditionellen Neujahrsgaben wie auf die moderneren Weihnachtsgeschenke, die damals gerade erst am Aufkommen waren. Wie es zum Brauch des Schenkens unter dem Weihnachtsbaum kam und wie sich das Weihnachtsgeschenk entwickelt hat, zeigt das Schloss Greyerz in seiner diesjährigen Weihnachtsausstellung. Die Weihnachtsausstellungen gibt es im Schloss seit bald zwanzig Jahren. Widmeten sie sich anfangs vor allem den Krippen, weiteten die Themengebiete sich in den letzten Jahren aus. Nach Themen wie dem Baumschmuck oder dem Weihnachtsmann geht es also dieses Jahr um die Geschenke. «Das Weihnachtsgeschenk ist etwas sehr Einfaches und Grundlegendes, das wir alle zu kennen glauben», sagte Filipe Dos Santos, Direktor von Schloss Greyerz, diese Woche vor den Medien. «Doch schaut man genauer hin, entpuppt es sich als etwas sehr Vielseitiges.»

Vom Neujahrs- zum Weihnachtsbrauch

Die Historikerin und Kunsthistorikerin Marie Rochel, welche die Ausstellung kuratiert hat, hat genauer hingeschaut und über hundert Objekte aus der Zeit zwischen 1850 und 1950 zusammengetragen, welche die Geschichte des Weihnachtsgeschenks illustrieren. Es handelt sich um Leihgaben des Spielzeug Welten Museums Basel, des Museums der Kulturen Basel, des Museums für Gestaltung Zürich und des Museums für Kommunikation Bern.

Der Brauch des weihnachtlichen Schenkens habe sich im 19. Jahrhundert mit dem Aufschwung des Bürgertums entwickelt, erklärte Rochel. Zuvor seien lediglich Neujahrsgaben verbreitet gewesen, die wohlhabende Menschen ihren Angestellten zukommen liessen. Die wachsende Bedeutung der Familie in einer zunehmend bürgerlichen Gesellschaft habe dann auch das Weihnachtsfest geprägt: «Im privaten Kreis der Familie begannen die Menschen, sich gegenseitig Geschenke zu machen – angefangen bei den Kindern, die man immer mehr in den Mittelpunkt stellte. Das Geschenk wurde regelrecht als Pflicht gegenüber dem Kind betrachtet.»

Die Ausstellung setzt denn auch bei den Kindergeschenken ein. Augenfällig ist der Unterschied zwischen Geschenken für Mädchen und für Buben. «Manches hat sich dabei bis heute nicht verändert», sagte Marie Rochel. Die Mädchen erhielten Spielzeug, das sie auf ihre künftige Rolle als Mütter und Hausfrauen vorbereiten sollte: Puppen, Puppenwagen, Puppengeschirr oder auch eine Miniatur-Nähmaschine. In der Knaben-Vitrine hingegen finden sich mechanische Spielsachen, Spielzeug-Soldaten oder ein Steckenpferd. Manche Geschenke eigneten sich aber auch für beide Geschlechter: illustrierte Bücher etwa, Gesellschaftsspiele oder Freizeitgeräte wie Tennisschläger oder Schlitten.

Die Erfindung des Geschenkpapiers

Mit der Zeit begannen auch die Erwachsenen, sich untereinander zu beschenken. Was Frauen und Männer Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Weihnachtsbaum vorfanden, ist in der Ausstellung in zwei Vitrinen zu sehen: Frauen erhielten edle Parfums, schicke Handschuhe, bestickte Taschentücher oder auch einmal ein Tischtennis-Set. Typische Männergeschenke waren weisse Hemdkragen, Lederhandschuhe, ein Globus oder eine HaarschneideMaschine. Verpackt wurden alle diese Gaben ab der Jahrhundertwende in luxuriöse Materialien und spezielles Geschenkpapier. Diese neue Tradition entstand laut Marie Rochel in den USA: Als den in der Papierherstellung tätigen Brüdern Hall, den späteren Gründern der Firma Hallmark, 1917 kurz vor den Feiertagen das Packpapier ausging, verkauften sie stattdessen kurzerhand ihr buntes Luxuspapier – und erfanden so das moderne Geschenkpapier.

Der Aufschwung des Weihnachtsgeschenks im 19. Jahrhundert ging Hand in Hand mit dem Aufkommen der grossen Warenhäuser und der allgemeinen Kommerzialisierung. In Paris wurden Kaufhäuser wie Le Bon Marché, Le Louvre und die Galeries Lafayette eröffnet, in Mailand La Rinascente und in Zürich Josef Webers Bazar ohne Gleichen, der spätere Globus. Die Produkte wurden hier kunstvoll ausgestellt und gezielt beworben. Werbeplakate und Verkaufskataloge weckten Begehrlichkeiten bei Klein und Gross. In weiten Teilen Westeuropas seien im Übrigen die gleichen Sachen auf den Gabentischen gelandet, so Filipe Dos Santos. «Die Fabriken produzierten für den internationalen Markt – es waren die Anfänge der Globalisierung.»

Was heute also im vorweihnachtlichen Kaufrausch längst Normalität geworden ist – von den einen geliebt, von den anderen kritisiert –, nahm seine Anfänge vor über 150 Jahren. Den Blick in die Gegenwart klammere die Ausstellung bewusst aus, sagte Marie Rochel. «Wir machen historische Ausstellungen und wollten den Zauber jener Zeit wieder aufleben lassen.»

Schloss Greyerz. Bis zum 12. Januar. Täglich 10 bis 17 Uhr (auch an Weihnachten und Neujahr).

Kinderbriefe

Post an das Christkind und den Père Noël

Kinder, die sicher gehen wollen, dass sie zu Weihnachten die richtigen Geschenke erhalten, schreiben in der Schweiz seit den 1950er-Jahren einen Brief: in der Deutschschweiz an das Christkind, in der Romandie an den Père Noël, im Tessin an den Babbo Natale. Die Briefe sind an den «Himmel» adressiert, an den «Nordpol» oder an die «Rue de Noël». Alle diese Briefe liefert die Schweizer Post an das Weihnachtsteam mit Sitz in Chiasso, das jeden Brief beantwortet. Die Kinderbriefe gelangen danach an das Museum für Kommunikation in Bern, das sie sorgsam aufbewahrt. Eine kleine Auswahl ist in der Greyerzer Ausstellung in einer Vitrine zu sehen. Die Wünsche der Kinder hätten sich über die Jahrzehnte zwar verändert, sagte Kuratorin Marie Rochel. Geblieben sei aber die Tradition, einen Brief auf Papier zu schreiben; die Anzahl der Briefe habe trotz der Digitalisierung nicht markant abgenommen.

cs

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