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Wie die hochalpine Wetterstation Säntis gebaut und betrieben worden ist

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Geschichte der Wetterbeobachtung auf dem Säntis ist abenteuerlich und geprägt von viel Idealismus: Denn die Aufgabe, bei jedem Wetter einsam und alleine auf dem Gipfel zu arbeiten, ist nicht jedermanns Sache. 

Im letzten Wetterfrosch-Beitrag vom 25. Mai ging es um die spannende Geschichte, wie vom Säntis aus erstmals das Wetter in den Bergen beobachtet wurde und welche Schlüsse daraus gezogen wurden. Bis auf diesem Berg aber eine richtige Wetterstation stand, dauerte es noch eine Weile.

Dr. Robert Billwiler war der erste Direktor der Meteorologischen Zentralanstalt (MZA) in Zürich. Diese Zentrale wurde 1880 gegründet. Heute kennt man die MZA als Meteo Schweiz oder als Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie. Unter seiner Regie und seinen Vorstellungen wurde die hochalpine Wetterstation mit Observatorium auf dem Säntis auf 2504 Metern über Meer verwirklicht.

Grosszügiges Geschenk

Wie so oft fehlte es zunächst an den nötigen Finanzen. Der Bund hatte angeblich kein Geld für solche Vorhaben. Das Glück war aber auf der Seite von Billwiler, da ein leidenschaftlicher Alpinist aus Winterthur, ein grosser Freund des Alpsteingebiets, auftauchte. Er schenkte der MZA 1886 einen Betrag von 125’000 Franken, was für die damalige Zeit sensationell war. Billwiler konnte sofort mit dem Bau des Observatoriums beginnen. Die Bauauflagen sahen folgendermassen aus:

  • Es musste ein kompaktes Steinhaus gebaut werden.
  • Dieses Haus durfte nicht höher sein als der höchste Punkt auf dem Säntis.
  • Das Dach, ein Flachdach, musste als Terrasse dienen, damit der zukünftige Wetterwart seine Beobachtungen machen konnte.
  • Vom zweiten Stock aus war ein in den Felsen gehauener Stollen nötig, damit der Wetterwart direkt und gefahrlos zum Windmesserhäuschen und den anderen Messinstrumenten im Freien gelangen konnte.

Die Bauzeit betrug ein Jahr. Das ganze Material wurde von Trägern und oft mithilfe von Maultieren transportiert. Für 50 Kilogramm Traggewicht wurden sechs Franken vergütet. Die Transportkosten waren also sehr teuer. Sehr teuer waren auch die Instrumente und die nötigen Blitzschutzvorrichtungen. Am 3. Oktober 1887 wurde das neue Observatorium eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.

Ungeliebter Posten

Nun war es an Direktor Robert Billwiler, geeignete Kandidaten für das Amt des Wetterwarts zu finden. Das war nicht leicht, denn der Beruf war alles andere als ein Freizeitjob. Gerade in den ersten sieben Jahren machte man schlechte Erfahrungen. Fünfmal musste der Wetterwart gewechselt werden. Keiner hielt es mehr als ein paar Monate in dieser Abgeschiedenheit aus. Viele kamen sich wie Gefangene auf dem Gipfel vor. So musste Billwiler ein Anforderungsprofil erstellen. Wer das Amt des Wetterwarts auf dem Säntis antreten wollte, sollte:

  • eine robuste Gesundheit und Freude an der Natur haben.
  • bis zu einem gewissen Grad alleine sein können und auf Geselligkeit verzichten.
  • Freude an der Arbeit haben, Wind und Wetter trotzen können und Unwetter nicht «persönlich» nehmen…!
  • herrliche Sonnentage mit guter Fernsicht, Sonnenauf- und -untergänge und Nebelmeere als Geschenk der Natur annehmen.

Gefährliche Arbeit

Für das leibliche Wohl, für Holz und Kohle und andere Gebrauchsgegenstände für das tägliche Leben sorgten Träger vom Unterland, die eigens dafür angestellt waren. Die Funktionstüchtigkeit der Telegrafenleitung war ebenfalls den Trägern unterstellt. Wenn die Leitungen, die frei an Stangen hingen, durch Lawinenniedergänge zerstört wurden, mussten die Träger die Bruchstellen ausfindig machen und reparieren. Bei diesen gefährlichen Arbeiten kam hin und wieder ein Träger ums Leben, was sehr auf die Moral des Wetterwarts drückte.

1889 wurde dann mit Jakob Bommer und seiner Frau Louise ein Ehepaar gefunden, das 30 Jahre lang unter teilweise schwierigen Bedingungen auf dem Säntis blieb.

Ein eingespieltes Team: Postkarte des langjährigen Säntis-Wetterwart-Ehepaars Jakob und Louise Bommer.
zvg

Die Ära Bommer

Jakob Bommer war 37 Jahre alt und von robuster Gesundheit, ein bärenstarker Kerl im besten Mannesalter und geradezu dafür geschaffen, den Strapazen auf dem Säntis zu trotzen. Billwiler führte den ehemaligen Malermeister aus dem zürcherischen Bänikon in seine Aufgaben ein. Bommer war mit Leib und Seele Wetterwart auf dem Säntis. Seine Zuverlässigkeit und sein Pflichtgefühl waren so ausgeprägt, dass man in der Meteo-Zentrale in Zürich von einer «Ära Bommer» oder vom «Königreich Bommer» sprach. Er soll berühmte Persönlichkeiten aus aller Herren Länder auf «seinem» Säntis in «Audienz» empfangen haben. Sie wurden auch aufgefordert, ihre Namen in das Hüttenbuch einzutragen.

Mit seiner Frau Louise hatte er eine grossartige Frau an seiner Seite, die verständnisvoll war, ihn unterstützte, ja, ihm sogar einmal das Leben rettete. Am 13. September 1892 kam er nämlich am Mittag nicht von seinen Messungen auf dem Dach in das Haus zurück. Er sank im meterhohen Schnee ein, der zuvor gefallen war. Dabei drang ihm eine Eisenspitze des Geländers in den Oberschenkel und zerriss eine Arterie. Es gelang ihm noch, in den Stollen zurückzukehren, wo er dann das Bewusstsein verlor. Seine Frau Louise, die ihn fand, erkannte sofort den Ernst der Situation, da sie eine ausgezeichnete Samariterin war.

Sie unterband die Arterie und alarmierte mit dem Telegrafen das Spital von Appenzell. Von dort machten sich drei Ärzte und eine Krankenschwester auf den Weg. Sie kamen am Abend recht erschöpft auf dem Säntis an. Jakob Bommer wurde zwei Stunden lang ohne Narkose notoperiert. Man konnte den Patienten aber erst sieben Wochen später in das Spital von Appenzell bringen, wo er sich erholte.

Die Frau übernahm

In dieser Zeit und noch während drei weiteren Monaten der Rekonvaleszenz wären eigentlich die Beobachtungen und Wetteraufzeichnungen auf dem Säntis ausgefallen. Louise aber übernahm alle Arbeiten, und so gab es keine Resultatlücken in Zürich. Die Arzt- und Spitalkosten wurden nach Intervention von Direktor Billwiler vom Bund übernommen. Bommer hätte das nötige Geld nicht gehabt, und damals gab es auch noch keine Unfallversicherungen und Krankenkassen. Als Jakob und Louise Bommer 1919 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand traten beziehungsweise treten mussten, beschloss der Gesamtbundesrat, dass man dem Ehepaar Bommer ein Ruhegehalt von 4200 Franken auszahlen sollte. Das waren 600 Franken weniger, als Jakob Bommer in seiner Aktivzeit verdiente. Eine geregelte AHV kennt man erst seit 1948.

Inzwischen wurde auch Dr. Robert Billwiler pensioniert. Der neue Direktor, Dr. Julius Maurer, fand mit dem Appenzeller Ehepaar Heinrich und Lena Haas geeignete Nachfolger für den Posten des Wetterwarts auf dem Säntis. Dazu im Juli-Beitrag mehr.

Wetterfrosch Mario Slongo hat immer spannende Geschichten zu erzählen.
Aldo Ellena/a

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