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Wie kann man aus Altem etwas schönes Neues machen?

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Zum Auftakt der Sommerserie «Leer stehende Gebäude» haben die FN dem obersten Raumplaner auf den Zahn gefühlt. Jean-François Steiert ist Staatsrat und steht der Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt vor. Er erklärt, wie die Lage im Kanton Freiburg aussieht.

Jean-François Steiert erläutert die Lage leer stehender Gebäude im Kanton Freiburg und schaut zuversichtlich in die Zukunft.
Archivbild

Wie sieht die aktuelle Lage im Kanton Freiburg betreffend Leerstände bei grösseren Gebäuden, Fabrikarealen, Gewerbegebäuden oder historischen Bauten aus?

Es ist statistisch immer etwas schwierig, die verschiedenen Kantone miteinander zu vergleichen. So viel ich weiss, gibt es ausser der Leerwohnungsstatistik keine entsprechenden nationalen Statistiken. Meinem Empfinden nach haben wir eher weniger leer stehende Gebäude im Kanton Freiburg als im schweizerischen Schnitt.

Womit ist das zu begründen?

Der Kanton ist dynamisch. Wir haben eine Bevölkerungsentwicklung mit starker Nachfrage nach Wohn- und Gewerberäumen. Das hat zur Folge, dass Gebäude in der Regel weniger lange leer stehen.

Der Druck, leer stehende Gebäude zu brauchen, ist bei uns sicher grösser als etwa in bevölkerungsarmen Bergregionen.

Das heisst aber nicht, dass es zwischen den leer stehenden Gebäuden und der Nachfrage immer passt. Hier gilt: Je grösser und komplexer eine Immobilie, umso komplexer die Übereinstimmung zwischen Nachfrage und Angebot, desto schwieriger auch, jemanden zu finden, der das Gebäude umbaut. Erfahrungsgemäss werden Gebäude, die man zu Wohnungen ausbauen kann, rascher genutzt.

Die Bevölkerungsentwicklung ist ein Aspekt. Welche Rolle spielt der Staat?

Der Kanton ist in diesem Bereich proaktiv tätig. Mit der Schaffung der kantonalen Anstalt für aktive Bodenpolitik (KAAB) haben wir ein Instrument zur Hand, um brachliegende Gelände in Stätten mit Arbeitsplätzen umzuwandeln. Die Aufgaben der KAAB sind der Erwerb, die Verwaltung und Aufwertung von Gebäuden und Grundstücken, mit dem Ziel, im Kanton Freiburg Arbeitsplätze zu schaffen.

In welchen Regionen ist die KAAB tätig?

Zurzeit haben wir Projekte in Romont, St-Aubin und Marly.

Die erste Immobilie, die die KAAB erworben hat, ist ein Stück einer Industriezone in Romont. Die bestehenden Gebäude werden umgenutzt, und jetzt hat es dort bereits wieder Arbeitsplätze. In St-Aubin ist ein nachhaltiger Campus für Nahrungsmittelproduktion und Biomasse auf einem ehemaligen Industriekomplex am Entstehen. Dort arbeiten bereits einige kleinere Start-ups. Mit grösseren Unternehmen, wie etwa der Micarna, sind wir noch im Gespräch.

Die alte Industrieanlage der ehemaligen Ciba-Geigy in St-Aubin wurde umgenutzt und ist heute ein Campus für Nahrungsmittelproduktion und Biomasse.
Bild: Aldo Elena/a

Welches Ziel verfolgt der Kanton mit diesen Massnahmen?

Die Frage dahinter ist immer dieselbe: Wie kann man an Orten, wo es Arbeitsplätze braucht, auf raumplanerisch verantwortungsvolle Art möglichst rasch Land oder Immobilien zur Verfügung stellen für Unternehmen, die expandieren wollen? Mit mehr Arbeitsplätzen im Kanton möchten wir die Pendlerströme reduzieren und somit zu den Klimazielen beitragen. In Romont und St-Aubin sind wir auf gutem Weg.

Bei älteren Gebäuden, wie etwa der Saia in Murten aus den 50er-Jahren, kommt dann irgendwann auch der Denkmalschutz ins Spiel.

Denkmalpflege ist nicht in meiner Direktion angelegt, doch wir arbeiten eng zusammen, um das Kulturerbe des Kantons angemessen zu schützen. Wir haben Industriegebäude, bei welchen die Denkmalpflege mitredet. Das war etwa in St-Aubin der Fall. Dort handelt es sich um eine Industrieanlage der einstigen Ciba-Geigy. Vor mehreren Jahrzehnten hat die Ciba-Geigy eine Industrieanlage zusammen mit einem damaligen Stararchitekten gebaut. Zu dieser Zeit war das Konzept von Grün- und Begegnungszonen zwischen den Fabrikhallen schon fast revolutionär. Im Grunde genommen bestehen die Gebäude weitgehend aus Fertigbetonelementen, jedoch mit einer für Industriegebäude einzigartigen Gestaltung. Anderswo würde das Gebäude vielleicht abgerissen, hier hat die Denkmalpflege gesagt, was erhalten werden muss.

Das war nervenaufreibend, oder?

Nein, aber es ist eine Herausforderung. Hier gilt es, den Widerspruch zwischen dem Erhalten von Altem und dem Erschaffen von Neuem abzuwägen.

An den Denkmaltagen erlebt man, dass die Bevölkerung Freude an den alten Bauten hat.

Wenn ein Unternehmen bauen will, dann sollte es möglichst rasch gehen. Die Schwierigkeit hier ist, zu wissen, was schützenswert ist und was nicht. Bei der Kathedrale in Freiburg oder dem Schloss Murten sind sich alle einig, dass es einen Schutz braucht. Je näher wir in unsere Zeit kommen, desto heikler wird es. Dazu kommt, dass wir heute vielleicht ein Gebäude als hässlich einstufen und abreissen, unsere Enkel sich dann aber in 50 Jahren fragen werden, wie das nur möglich war.

Dazu eine kleine Anekdote. Im Jahr 1872 haben in Paris mehrere Zehntausend Leute eine Petition eingereicht: Man solle das hässliche Eisengestell der Weltausstellung wieder entfernen. Heute würde es niemandem mehr einfallen, den Eiffelturm scheusslich zu finden und ihn abreissen zu wollen.

Wie ist diesbezüglich die Gesetzgebung ausgelegt?

Ich würde hier einmal den Umkehrschluss wagen. Was man nicht kann, ist, per Gesetzesartikel im Detail zu definieren, was schützenswert ist und was nicht. Das sind immer Prozesse, die Zeit brauchen. Man muss verschiedene Kreise miteinbeziehen, etwa Architekten, die Bevölkerung und Experten. Was man nie tun sollte, ist, ein Gebäude voreilig abzureissen, ohne sich vorher Gedanken darüber gemacht zu haben. Ganz sicher ist man nie, dass man das Richtige macht. Aber je besser der Entscheid abgestützt ist, desto mehr kann man sich absichern gegenüber der nächsten Generation. Gerade bei Industriegebäuden ist das eher schwierig.

Wie wird das beim Kanton Freiburg gehandhabt?

Als staatlicher Bauherr haben wir eine besondere Verantwortung. Wir lassen nicht einfach abreissen, sondern schauen auf den geschichtlichen Hintergrund, den zu berücksichtigen es sich lohnt.

Konkret: Wie kann man aus Altem etwas schönes Neues machen, Qualität aus der Geschichte mit neuer Qualität verbinden?

Weltweit gibt es da fantastische Beispiele, und in St-Aubin etwa versuchen wir, diesem Anspruch gerecht zu werden.

Welche Rolle spielt der Denkmalschutz bei der künftigen Raumplanung?

Denkmalschutz heisst ja nicht per se, nichts zu ändern. Das beste Beispiel ist die Kathedrale von Freiburg. Sie hat Elemente aus den letzten neun Jahrhunderten. In jedem Jahrhundert wurde etwas Neues hinzugefügt. Heute sehen die Besucher die Kathedrale als Einheit und finden, es sei ein fantastisches Gebäude. Es hat moderne Glasfenster aus dem 21. Jahrhundert. Die Herausforderung ist, Altes mit der notwendigen Sorgfalt mit Neuem zu verbinden.

Ist der Denkmalschutz eher Motor für eine nachhaltige Umnutzung oder Bremsklotz für eine bauliche Entwicklung?

Ich denke, er ist beides gleichzeitig. Natürlich bremst es, wenn man mit der alten Substanz sorgfältig umgehen muss, aber gleichzeitig ist es auch eine Anregung, originelles Neues zu schaffen. Im Endresultat ist es dann meistens spannender, als wenn man etwas ganz Neues aus dem Boden gestampft hätte.

Welches ist die Strategie des Kantons, um lang andauernde Leerstände zu vermeiden?

Der Kanton hat lange Zeit wenig Immobilien gekauft. Davon kommen wir jetzt ab.

Es ist meist besser, die Gebäude für die eigenen Bedürfnisse zu besitzen, als Dritten mithilfe von Steuergeldern Miete zu zahlen. 

In den letzten Jahren haben wir mehrere Gebäude gekauft, etwa das Gebäude der Firma Boschung in Granges-Paccot. Das hat sich in den letzten beiden Jahren als Vorteil erwiesen – auch, weil wir während der Corona-Zeit zusätzliche Flächen für besondere Bedürfnisse brauchten, zum Beispiel für die Impf- und Testzentren. Solche Zwischennutzungen haben sich in den Zeiten von Covid als sehr nützlich erwiesen. Ich denke dabei auch an die Zeit zurück, als die Einschränkungen – soziale Distanz etwa – aufkamen und in den engen Gerichtssälen nicht mehr gearbeitet werden konnte. Da waren wir froh, dass wir auf solche Gebäude ausweichen konnten. Ein leeres Gebäude ist nicht grundsätzlich schlecht. Das Ziel ist es aber, möglichst wenige leer stehende Gebäude zu haben und immer über eine kleine Reserve zu verfügen, um flexibel zu bleiben.

Trägt diese Strategie bereits Früchte?

Ja, ganz klar. Wir haben nicht viele Leerstände, weder in Privatbesitz noch bei unseren eigenen Immobilien. Das Beispiel in Romont zeigt es ganz gut auf. Wir haben das Gebäude gekauft und bereits nach drei, vier Jahren neue Arbeitsplätze geschaffen.

Wie drückt sich der Erfolg aus, wo kommt er zum Vorschein?

Zum Beispiel auf finanzieller Ebene; dass wir den Anteil gemieteter Gebäude senken konnten, ist auch ein Erfolg. Ein weiterer Vorteil als Eigentümer der Gebäude ist es, dass man die klimapolitischen Erwartungen besser erfüllen kann, also etwa die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude. Das ist gut für das Gewerbe, denn es erhält Arbeitsplätze, uns erlaubt es Ersparnisse bei den Heizkosten, und es ist darüber hinaus noch gut für das Klima. Wir haben hier entschieden, mit dem guten Beispiel voranzugehen.

Die Gebäude zu modernisieren, kostet aber auch den Steuerzahler.

Es ist unverantwortlich als Staat, der nächsten Generation ein Vermögen in Form von brachliegendem Geld auf einem Bankkonto zu hinterlassen. Wir sind der Ansicht, dass man ihr das Vermögen des Kantons besser in Form einer guten Infrastruktur überlassen sollte – wie das auch die Generationen vor uns mit Verkehrswegen, Schulen und vielen anderen gesellschaftlich wichtigen Bauten gemacht haben.

Zahlen und Fakten

Das «KAAB der guten Hoffnung»

Die kantonale Anstalt für die aktive Bodenpolitik (KAAB) ist eine autonome Anstalt des öffentlichen Rechts und wurde am 1. Oktober 2020 gegründet. Ihre Aufgaben sind der Erwerb, die Erschliessung und die Bereitstellung von Gewerbeflächen für wirtschaftliche Aktivitäten. Dazu hat sie vom Staatsrat einen Dienstleistungsauftrag erhalten. Zurzeit entwickelt und verwaltet die KAAB Grundstücke an drei Standorten im Kanton Freiburg: Agrico in Saint-Aubin, La Maillarde in Romont und Pré-aux-Moines in Marly.
Das Gesetz über die aktive Bodenpolitik bildete die Grundlage für die Schaffung eines kantonalen Fonds für die aktive Bodenpolitik, der mit einem Anfangskapital von 100 Millionen Franken ausgestattet wurde. Dieser Fonds steht der KAAB zur Erfüllung ihrer Aufgabe zur Verfügung.

Sommerserie

Leer stehende Gebäude und ihre Geschichte

In loser Reihenfolge berichten die FN über die Geschichte und das Schicksal von leer stehenden Gebäuden im Kanton Freiburg. Wir nehmen die Leserschaft mit dieser Serie mit auf eine Reise ins Spannungsfeld zwischen Abbruch, um Neues zu schaffen, und Erhaltung von Zeugen der Geschichte.

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