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Wie St. Nikolaus Freiburg eroberte

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Wie St. Nikolaus Freiburg eroberte

Die Verehrung des Stadtheiligen von Freiburg hat eine lange Tradition

Tausende jubeln heute jeweils St. Nikolaus auf seinem Zug vom Kollegium St. Michael zu «seiner» Kathedrale zu. Zwar ist der hl. Nikolaus seit der Gründung Freiburgs Patron der Stadtkirche. Doch es brauchte Jahrhunderte, bis er auch die Herzen der Stadtbewohner für sich gewonnen hatte.

Von ANTON JUNGO

Der Jesuit Jakob Gretser lässt 1586 in seinem Nikolaus-Spiel für die Schüler des Kollegiums St. Michael Herzog Berthold IV. den hl. Niklaus aufsuchen und anfragen, ob er bereit wäre, Schutzpatron seiner Stadt zu werden. Der Heilige verspricht dem Herzog, dass sich die Stadt unter seinem Schutz entwickeln werde und weist darauf hin, dass der Wohlstand der Stadt vor allem auf ihrer Bereitschaft beruhe, den alten Glauben zu schützen und zu pflegen.

Die Historikerin Kathrin Utz Tremp zeigt in ihrem Aufsatz im eben erschienenen Buch «Sankt Nikolaus. Die Abenteuer des Freiburger Schutzpatrons»* auf, dass der Entscheid für St. Nikolaus nicht so einfach war, wie es der Jesuitenpater zur Zeit der Gegenreformation schildert. Zwar geht aus einer Urkunde aus dem Jahr 1177 (20 Jahre nach der Gründung Freiburgs) hervor, dass die Stadtkirche dem hl. Nikolaus geweiht war.

Ein langer Prozess

Die Frage bleibt, was den Ausschlag gegeben hat, dass Herzog Berthold IV. sich für den hl. Nikolaus von Myra entschieden hat. In der Vergangenheit wurden verschiedene Hypothesen erörtert. Kathrin Utz Tremp hält es für am wahrscheinlichsten, dass Berthold IV. sozusagen einen «Einheimischen» gewählt hat. Nach ihrer Meinung hätte der hl. Nikolaus durch die Augustiner-Chorherren den Weg über den Grossen St. Bernhard in die Gegend von Freiburg genommen. In der Westschweiz findet sich in den Hospizen und Prioraten der Augustiner eine Häufung von St.-Nikolaus-Patrozinien. Von 21 Prioraten waren nicht weniger als sieben dem hl. Nikolaus geweiht.

Kathrin Utz Tremp zeigt aber auf, dass es eines jahrhundertelangen Prozesses bedurfte, bis die Bewohner der Stadt Freiburg den Heiligen auch zu «ihrem» Patron gemacht hatten. Eine wichtige Voraussetzung dafür war, dass sie 1249 das Recht erhalten hatten, den Stadtpfarrer selber zu wählen. In der ersten Hälfte des 14. Jh. taucht in der Stadt ein erstes Anzeichen der Nikolausverehrung auf. Um 1340 wird am Südportal der Pfarrkirche St. Niklaus das Mitgift-Wunder, eines der zahlreichen Wunder des Heiligen, dargestellt. Später erscheint sein Namenszug (1446) und darauf sein Brustbild (1494) auf Stadtmünzen. Abbildungen tauchen schliesslich überall auf.

Ein Daumen genügte der Stadt nicht

Für einen eigentlichen Nikolauskult genügte es aber nicht, den Heiligen nur überall abzubilden. Wichtig war vor allem, dass man auch Reliquien von ihm besass. «Damit stand es indessen schlecht: die Pfarrkirche St. Nikolaus besass Ende des 15. Jh. lediglich einen Daumen von ihrem …» stellt Kathrin Utz Tremp fest. Im Gegensatz dazu besass das Kloster Altenryf, wo die Nikolausverehrung schon früher eingesetzt hatte, einen Arm des Heiligen.

Die Stadt Freiburg liess es sich einiges kosten, um in den Besitz der kostbaren Reliquie aus dem Kloster Altenryf zu gelangen. Es scheint, dass sie in Altenryf sogar einen ihr wohlgesinnten Abt einsetzen liess, von dem sie erwarten durfte, dass das Kloster die Reliquie endlich «herausrückt». Aus einem Nachtrag im Reliquienverzeichnis der St. Niklauskirche von 1491 weiss man, dass die Arm-Reliquie schliesslich am 2. März 1506 von Altenryf nach Freiburg überführt wurde. Am 9. Oktober 1514 fasste der Rat der Stadt den Beschluss, die kostbare Reliquie in ein silbernes Armreliquiar zu fassen.

Alljährlich gedachte die Stadt Freiburg in einer Prozession nach Altenryf der Reliquienübertragung vom 2. März 1506. Der Anlass fand aber jeweils am 9. Mai statt, am Gedenktag der Übertragung der Reliquien des hl. Nikolaus von Myra nach Bari. 1776 wurde die Prozession mangels Interesses abgeschafft. Erhalten hat sich bis heute der Umzug am Namensfest des Stadtpatrons.

*Saint Nicolas. Les aventures du patron de Fribourg. Hrsg. von Jean Steinauer. Fribourg: Editions faim de siècle 2005. 168 S. Mit einem Beiheft mit der deutschen Übersetzung der Aufsätze u.a von Kathrin Utz Tremp und Hubertus von Gemmingen.
Freiburg und sein Schutzpatron

Das Museum für Kunst und Geschichte Freiburg illustriert in der Ausstellung «100 x St. Nikolaus» die Beziehung zwischen Freiburg und seinem Schutzpatron.

Zur 100-Jahr-Feier des «neuzeitlichen» St. Nikolaus in Freiburg hat sich das Museum ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: «Wir wollten nicht einfach eine Nikolausausstellung machen, wie es sie immer wieder gibt», so Vizedirektorin Verena Villiger. «Uns war es wichtig, zu zeigen, was der heilige Nikolaus im Lauf der Geschichte für die Stadt Freiburg bedeutete.» Dass der Heilige in der Stadt seit deren Gründung allgegenwärtig ist, zeigt bereits die Anzahl der ausgestellten Objekte. Gemälde und Skulpturen, Reliquien und Monstranzen, Münzen und Handschriften illustrieren den Freiburger Nikolauskult. Viele Ausstellungsstücke stammen aus den Beständen des Museums, andere aus Kirchen und Kapellen der Region.

Legenden und Zeitgeist

Nach der Messe vom 6. Dezember wird sogar das silberne Armreliquiar (1514) von der Kathedrale ins Museum gebracht und in einer öffentlichen Zeremonie aufgestellt (7. Dezember, 11 Uhr). Zwei Reliefs, ebenfalls aus dem Jahr 1514, stellen Nikolaus als Schutzpatron der Seefahrer sowie die wunderbare Kornvermehrung dar. Andere Nikolauslegenden wie jene um die drei Kinder im Pökelfass oder jene um die drei goldenen Kugeln finden ihren Niederschlag in zahlreichen Gemälden, Glasmalereien und Skulpturen.

Die in einem Raum vereinten Nikolausdarstellungen aus mehreren Jahrhunderten illustrieren auch, wie sich die Wahrnehmung des Heiligen verändert hat: Wurde er im 16. Jahrhundert noch jugendlich und bartlos dargestellt, so zeigten ihn die Künstler der Gegenreformation lieber als bärtigen, weisen Alten. Als Schutzpatron von Freiburg wird Nikolaus häufig zusammen mit der zweiten Stadtpatronin, der heiligen Katharina von Alexandrien, dargestellt. Dies ist auf dem Martiniplan aus dem Jahr 1606 ebenso der Fall wie auf zwei grossformatigen Ölgemälden beim Eingang der Kathedrale, die in der Ausstellung als Reproduktionen zu sehen sind. In zwei weiteren Sälen sind Arbeiten aus dem 20. Jahrhundert zu sehen: die traditionellen Postkarten des Kollegiums St. Michael, «Art Brut»-Werke und eine Fotoreportage.
Ein populärer Heiliger wie Nikolaus von Myra eignet sich besonders gut für eine Ausstellung für ein breites Publikum. Das Museum bietet deshalb während der ganzen Ausstellungsdauer ein dichtes Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Führungen und Kinderanimationen. Die ersten Höhepunkte: Heute Samstag eröffnet Nikolaus zusammen mit Staatsrätin Isabelle Chassot die Ausstellung, und am Sonntag ist Nikolausesel Babalou im Museumsgarten zu Gast. cs

Museum für Kunst und Geschichte, Murtengasse 12, Freiburg. Vernissage: Sa., 3. Dezember, 18.45 Uhr. Bis zum 29. Januar 2006. Öffnungszeiten: Di. bis So. 11 bis 18 Uhr, Do. 11 bis 20 Uhr. Details: www.fr.ch/mahf.

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