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Wie Studien beweisen …

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Gastkolumne

Autor: Raphael Berthele

Wie Studien beweisen …

Ich werde regelmässig von Praktikern aus dem Schulbereich zu Referaten über Mehrsprachigkeit eingeladen. Ich gehe gerne zu solchen Anlässen. Die Auseinandersetzung mit den Fragen der Praxis ist für mich interessant und wichtig.

Aber regelmässig entsteht bei diesen Treffen eine Art interkulturelles Problem: Irgendwann sagt bestimmt irgendjemand: «Wie Studien bewiesen haben…» – und dann folgt wahlweise: «…saugen Kinder Fremdsprachen ohne Mühe auf», «…können Menschen unbegrenzt viele Sprachen perfekt lernen», «…sind Hochdeutschkindergärtler mit Migrationshintergrund besser integriert» etc.

Mir wird dann immer etwas mulmig zumute. Denn – bei aller Sympathie mit denen, die es gut meinen, ob in Sachen Zweisprachigkeit, Völkerverständigung oder Tierschutz – wissenschaftliche Studien beweisen im strengen Sinne selten etwas. Und das ist kein Fehler der Wissenschaft, sondern ihre Stärke.

Die Rolle von (sprach)wissenschaftlichen Studien ist primär, uns Argumente dafür zu geben, eine Theorie über Sprache aufrechtzuerhalten, zu modifizieren oder abzulehnen. Wissenschaftliches Wissen, selbst in den vermeintlich harten Wissenschaften, ist instabil: Pluto ist seit 2006 kein Planet mehr.

Was Studien tun können und sollen, ist aufzuzeigen, dass das, was man bisher geglaubt hatte, weiter geglaubt werden darf oder aber verworfen werden muss. Natürlich gibt es auch sehr angewandte Studien, die auf konkrete, praktische Fragen eine Antwort geben sollen. Das ist durchaus möglich, allerdings gilt hier genau das Gleiche, nämlich dass selten etwas bewiesen wird, sondern dass auch solche Studien nur Argumente dafür oder dagegen liefern, bestimmte Zusammenhänge weiterhin annehmen zu dürfen.

Viele Studien im Sprachenbereich sind aber leider oft so problematisch, dass sie weder das eine noch das andere erlauben. Was niemanden daran hindert, sie trotzdem für alles Mögliche zu instrumentalisieren.

Wenn ich jeweils einen solchen Kommentar zu den Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Forschung anbringe, sehe ich in einigen Gesichtern Enttäuschung. Das wiederum finde ich frustrierend.

Deshalb habe ich soeben entschieden, eine Studie durchzuführen, die beweisen wird, dass Studien nichts beweisen können und sollen.

Vielleicht hilft’s ja.

Raphael Berthele wohnt in Bürglen und ist Präsident des Departementes für Mehrsprachigkeits- und Fremdsprachenforschung an der Universität Freiburg. Der gebürtige Aargauer kam fürs Germanistik-Studium nach Freiburg und ist dem Üechtland trotz Forschungsaufenthalten in Deutschland, Kalifornien und den Niederlanden treu geblieben. Als Gastkolumnist macht sich Raphael Berthele in den FN regelmässig Gedanken zur Zwei- und Mehrsprachigkeit.

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