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Wie Wind und Wetter die Reise der Zugvögel in den Süden beeinflussen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wenn wir an Zugvögel denken, dann kommen den meisten unter uns die Schwalben in den Sinn. Im Frühling erwarten wir sie sehnlichst und möglichst viele, denn es heisst doch: «Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer…». Erst im Spätsommer oder Anfang Herbst ziehen sie dann wieder in den Süden an ihre Winterplätze zurück. Weil sie uns als niedliche Tierchen vertraut sind, hat man ihre Abflugzeiten immer schon gut beobachtet, um dann die Witterung des bevorstehenden Winters vorhersagen zu können. Verlassen uns die Schwalben zu einem frühen Zeitpunkt, das heisst Anfang bis Mitte September, dann soll der kommende Winter hart und schneereich werden, meint der Volksmund. Wenn sie später abreisen, gibt es einen eher milden Winter. Die Schwalben wären damit also fähig, die Witterung der kommenden Monate im Voraus anzukünden. Aber warum hat denn in den Jahren 1969, 1974 und 1983 ein früher Wintereinbruch die Vögel so überrascht, dass sie die Alpen nicht mehr überfliegen konnten und zu Tausenden eingingen?

Per Bahn statt im Flug

1974 und 1983 sprach man sogar von einer «Schwalbenkatastrophe». In diesen Jahren sammelte man grosse Mengen von Rauch- und Mehlschwalben ein, verpackte sie in Schachteln und transportierte sie per Bahn durch den Gotthard in den Süden, wo man sie wieder frei liess. Die Schwalben hätten doch auch einen vorzeitigen Wintereinbruch früh genug bemerken müssen, um sich zu sammeln und abzufliegen! Die Frage ist also berechtigt, welches denn die auslösenden Faktoren sind, die die Zugvögel jedes Jahr antreiben, auf ihre lange Reise zu gehen. Sie nehmen dabei riesige Strapazen in Kauf, wie dass Überqueren der Alpen, das Überfliegen des Mittelmeeres und der Wüste Sahara.

Nahrung und Sonne

Ein Grundprinzip der Natur heisst: «Fressen und gefressen werden.» Wenn das Nahrungsangebot an einem bestimmten Aufenthaltsort gut und vielseitig ist, dann bleiben die Vögel, bis es eben nichts mehr zu picken gibt. Das Nahrungsangebot selber hängt von der Jahreszeit ab, und diese wird durch den Sonnenstand diktiert.

Das zweite Grundprinzip, das den Takt für die lange Reise der Zugvögel vorgibt, ist also der Sonnenstand und die Sonneneinstrahlung. Die wärmenden Sonnenstrahlen bestimmen die Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck, die Niederschläge und die Winde, also alles, was Wetter ausmacht. Mit sinkendem Sonnenstand auf der Nordhalbkugel der Erde nimmt die Tageslänge ab. Das Nahrungsangebot wird immer spärlicher. Südlich vom Äquator hingegen nehmen gleichzeitig die Tageslängen und die Nahrungsvielfalt zu. Diese beiden Faktoren bilden den Antrieb zum Abflug der Zugvögel in Richtung Süden. Das Steuerungsprogramm der Vögel ist aber flexibel. Bei schlechtem Wetter kann der Start eines Vogelzuges durchaus um mehrere Tage verschoben werden.

Innere Uhr und Magnetfeld

Alle Lebewesen, ob Menschen, Tiere oder Pflanzen, besitzen eine «innere Uhr». Sie ist im Tag-Nacht-Rhythmus der Taktgeber aller lebenswichtigen Vorgänge im Körper. Bei Menschen und Tieren ist es die Zirbeldrüse im Kerngebiet des Gehirns. Mit dieser «inneren Uhr» und mit dem Sonnenstand können gewisse Zugvögel die Himmelsrichtung genau festlegen.

Aus der Vogelforschung zum Beispiel der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach weiss man aber auch, dass für die Zugvögel das Magnetfeld der Erde eine noch wichtigere Orientierungshilfe ist. Das entsprechende Sinnesorgan sitzt zum Beispiel bei den Rotkehlchen in einem der Augen, bei der Taube im oberen Teil des Schnabels.

Sie wissen immer, wo sie sind

Das Magnetfeld ist vom Stand der Sonne und vom Wetter völlig unabhängig. Aus der Kombination von Magnetfeld, «innerer Uhr» und Sonnenstand oder in der Nacht der Position gewisser Sterne, können die Zugvögel von jedem Ort der Erde die Himmelsrichtung zu ihren Winterplätzen genau bestimmen. Grössere Vögel, wie der Weissstorch, nutzen als Segelflieger die Aufwinde (Thermik) an Bergmassiven, wie den Alpen oder den Pyrenäen. Sie fliegen also den Alpen entlang nach Frankreich–Spanien–Gibraltar und dann nach Afrika. Sie meiden das Meer, weil über dem Wasser keine Thermik entsteht.

Erfahrungen sind gespeichert

Viele kleinere Vogelarten fliegen den Stiefel von Italien hinunter bis Sizilien und Malta und überqueren dort das Mittelmeer nach Nordafrika. Widrige Wetterbedingungen, wie Stürme, Gegenwind, starke Niederschläge mit Schnee oder Hagelgraupeln, können Zugvögel auf ihrer Reise in den Süden so behindern, dass sie ihre ganze Energie in Form von Fettpolstern abbauen. Damit werden die kleinen Vögelchen enorm geschwächt und dezimiert. Die Überlebenden haben offenbar die Fähigkeit, solche negativen Erfahrungen in ihrem Erbgut zu speichern und an die Nachkommen weiterzugeben.

Wie können nun aber Zugvögel auf einer Höhe von 5000 bis 8000 Meter über Meer fliegen und dabei enorm tiefe Luftdruck- und Temperaturwerte auf diesen Höhen überleben? Oder wie können sie die Wüste Sahara bei grosser Hitze und Trockenheit überqueren? Dazu dann im November-Beitrag mehr. Dieser erscheint am Mitwoch, 29. November, in den FN.

Mario Slongo ist ehemaliger DRS-Wetterfrosch. Einmal im Monat erklärt er in den FN spannende Naturphänome­­­­ne. Weitere Beiträge unter: www.freiburger-nachrichten.ch, Dossier «Wetterfrosch».

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