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Wie wirkt Bewusstes auf den Schlaf?

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Wer kennt sie nicht, die Situationen, die einem auch im Schlaf verfolgen: Eine schwierige Prüfung, ein Vorstellungsgespräch, ein wichtiger Termin bei der Arbeit. Man erwacht mitten in der Nacht, ist hellwach, gestresst, gedanklich mitten in der bevorstehenden Aufgabe. Wieder einzuschlafen ist quasi unmöglich.

Weshalb schlafen wir ein, sind für ein paar Stunden weg und plötzlich kommt der Stress wieder? Was geschieht dabei im Hirn? Und wie kann man den Gedanken, die einen verfolgen, entgegenwirken?

Diesen Fragen will der Psychologieprofessor Björn Rasch in einem Forschungsprojekt an der Universität Freiburg nachgehen. Die Mittel dazu hat er kürzlich vom Europäischen Forschungsrat erhalten: 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre (siehe Kasten). Die FN haben mit Schlafforscher Rasch über sein Projekt gesprochen.

 

 Björn Rasch, Ihre Forschungsarbeit ist für die nächsten fünf Jahre gesichert. Sie schlafen wahrscheinlich gut zurzeit?

Nein, ich schlafe nicht sehr gut. Das hat aber nichts mit der Arbeit zu tun, meine Tochter ist vor zweieinhalb Wochen zur Welt gekommen. Das gibt nun quasi ein persönliches Schlafexperiment.

 

 Worum wird es in Ihrer Forschungsarbeit gehen?

Schlaf ist extrem wichtig für unsere Gesundheit, unser Gedächtnis und unsere Leistungsfähigkeit. Viele Leute leiden aber an Schlafproblemen. Dafür gibt es organische Gründe, zum Beispiel bei der Atmung. Andere Gründe sind psychologischer Natur: Überlastung, Stress, Angst, Traumata. Und obwohl man diese psychologischen Gründe kennt, gibt es dazu kaum Grundlagenforschung.

 

 Die wollen Sie nun machen?

Ja. Es gibt viele Ideen darüber, wie man den Schlaf verbessern kann: Sich abends entspannen, Musik hören, Sport treiben, ein Glas Milch trinken. Aber wissenschaftlich hat man noch wenig untersucht, was man abends tun soll und kann und wie das den Schlaf beeinflusst. Die Frage ist: Welche Auswirkungen hat das, was wir tagsüber bewusst denken und uns vorstellen, auf den unbewussten Zustand des Schlafs noch mehrere Stunden später?

In Ihrem Forschungsbeschrieb formulieren Sie die Frage so: Wie beeinflussen aktivierte psychologische Konzepte den objektiv messbaren Schlaf?

Genau. Meine Annahme ist, dass die gedanklichen Konzepte, die wir abends aktiviert haben, diesen nachfolgenden Zustand des Schlafs weiter beeinflussen. Wenn ich das Konzept Prüfung aktiviert habe: «Ich muss Leistung bringen, ich habe Angst, dass ich durchfalle», dann wird das auch mehrere Stunden später den Schlaf stören. Wenn ich aber abends das Konzept aktiviere: «Mir geht’s gut, ich habe mein Tagwerk erledigt», führt das dazu, dass ich auch gut schlafe.

 

 Woher haben Sie Hinweise für diese Hypothese?

Ich argumentiere aus der Gedächtnisforschungsperspektive: Wir können beispielsweise zeigen, dass schlafen nach dem Lernen positiv ist, denn Schlaf fördert das Gedächtnis. Was wir tagsüber lernen, wird während des Schlafs immer wieder spontan aktiviert, so wird es besser gespeichert. Das kann man objektiv messen. Jetzt möchte ich diese Idee auf den Schlaf an sich anwenden. Wir wissen, dass gelernte Worte während des Schlafs immer wieder aktiviert werden, also gehe ich davon aus, dass die Gedanken an so etwas Wichtiges wie eine Prüfung während des Schlafs auch spontan reaktiviert werden. Und da ein solches Konzept wie Prüfung zusätzlich mit Stress und körperlicher Anspannung assoziiert ist, so erscheint es auf einmal logisch, dass dies den Schlaf stört, wenn es die ganze Zeit spontan reaktiviert wird. Diese Hypothese möchte ich nun in den kommenden fünf Jahren untersuchen. Wichtig dabei ist, dass eine Reaktivierung im Schlaf auch in die positive Richtung funktionieren sollte: Wenn ich es schaffe, gedankliche Konzepte abends zu aktivieren, die ich mit Ruhe und Entspannung assoziiere, sollte sich eine Reaktivierung im Schlaf positiv auf den Schlaf selbst auswirken.

 

 Wie werden Sie vorgehen?

Wir werden zu fünft am Projekt arbeiten und planen zwölf verschiedene Experimente. Diese wollen wir vor allem an jungen, gesunden Leuten durchführen, die in unser Schlaflabor kommen.

 

 Wie muss man sich so ein Experiment vorstellen: Terrorisieren Sie die Leute abends und schauen dann, ob sie trotzdem schlafen können?

Ja, es geht in diese Richtung. Ich kann die Experimente nicht genau erklären, denn sie würden nicht funktionieren, wüssten die Testpersonen im Voraus, worum es geht.

 

 Im Forschungsbeschrieb heisst es, sie möchten erreichen, mit positiven Konzepten den zu Tiefschlaf verlängern. Weshalb ist Tiefschlaf so wichtig?

Wir ziehen daraus unsere Haupterholung, körperlich, aber vor allem auch mental. Der Tiefschlaf ist unglaublich wichtig für unsere Aufmerksamkeit und unser Gedächtnis. Es ist heute oft so, dass man Schlaf als vertane, faule Zeit anschaut. Dabei sollte man das genau umgekehrt betrachten: Wir brauchen guten Schlaf, um optimal produktiv und aktiv sein zu können.

 

 Was geschieht im Hirn während des Tiefschlafs?

Man kann den Schlaf in zwei grosse Phasen einteilen; die REM-Phase und die Nicht-REM-Phase. Der Tiefschlaf ist ein Teil der Nicht-REM-Phase. Im Schlaflabor messen wir den Schlaf mittels EEG. Während des Tiefschlafs verändern sich die EEG-Wellen so, dass sie langsamer und grösser werden. Dies liegt daran, dass sich grössere Netzwerke von Neuronen im Gehirn relativ gleichmässig aus- und wieder anschalten. Wären wir in dieser Phase bei Bewusstsein, hätten wir ständig Aussetzer.

Verbessern Schlafmittel den Tiefschlaf nicht?

Nein, denn die meisten Schlafmittel verkürzen zwar die Einschlafzeit, verlängern aber eher den leichteren Schlaf. Dieser Schlaf ist zu wenig erholsam. Schlafmittel sind sicher hilfreich bei akuten Schlafproblemen, aber sie sollten nie längerfristig eingenommen werden, das Suchtpotenzial ist riesig.

 

 Was braucht es, damit Ihre Methoden zu einer Therapie werden?

Dazu braucht es einiges. Wie gesagt werden wir in unse- rem Projekt hauptsächlich mit jungen, gesunden Probanden arbeiten. Erst in den letzten eineinhalb Jahren planen wir Tests mit Leuten, die unter Schlafproblemen leiden oder mit älteren Leuten, die häufiger schlecht schlafen. Doch auch daraus ergeben sich noch keine Therapien. Wir betreiben Grundlagenforschung. Daraus kann man Anwendungen entwickeln, die anschliessend empirisch an Patienten getestet werden müssen. Das braucht schon eine gewisse Zeit.

 

 Würden sich aus Ihren Erkenntnissen solche Therapien entwickeln, dann wären Sie eine grosse Konkurrenz zur Pharmaindustrie?

Es wäre eine Konkurrenz zu langfristigen Therapien, nicht zu den Medikamenten für akute Schlafprobleme. Und langfristig Schlafmittel zu nehmen ist aufgrund der Suchtgefahr keine Alternative. Keine verantwortungsvolle Pharmafirma kann das wollen.

 

 Wovon träumen Sie im Zusammenhang mit Ihrem Projekt?

Ich träume davon, besser zu verstehen, wie die psychologischen Konzepte den Schlaf beeinflussen. Und ich hoffe, dass wir dadurch einfache Methoden finden, welche die Leute im Alltag einsetzen können, um ihren Schlaf ohne Medikamente zu verbessern.

Starting Grant: 2900 Forscher bewerben sich

F ür einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrates haben sich 2900 Wissenschaftler aus der EU und den assoziierten Staaten beworben, knapp zehn Prozent von ihnen haben einen erhalten. Einer davon ist Björn Rasch von der Uni Freiburg. Der Schlafforscher und Biopsychologe will das mit 1,5 Millionen Euro dotierte Stipendium für die Grundlagenforschung im Bereich Schlaf einsetzen. Das fünfjährige Projekt wird im kommenden Frühling beginnen. Neben Björn Rasch werden drei Doktoranden und ein Post-Doc-Wissenschaftler daran arbeiten.

Gemäss Rasch muss das Projektteam regelmässig Berichte an den Europäi- schen Forschungsrat abliefern. Auch regelmässige wissenschaftliche Publikationen sind gefragt.

Die Grants sind für die Grundlagenforschung gedacht. «Risikoreiche» Forschung, wie sie Rasch nennt: Da im Bereich noch sehr wenig bekannt ist, besteht die Gefahr, dass nicht das herauskommt, was man sich erwünscht. «Wenn es aber klappt, ist der Erkenntnisgewinn riesig und es ergeben sich neue Forschungsansätze», sagt Rasch.

Gemäss Angaben der Universität Freiburg ist Björn Rasch der dritte Freiburger Wissenschaftler, der einen solchen Starting Grant erhält. Ein noch höheres Stipendium, einen Advanced Grant von zwei Millionen Euro, hat Christophe Weder, Direktor des Adolphe-Merkle-Instituts, im Jahr 2012 erhalten. mir

Zur Person

Seit zwei Jahren in Freiburg

Der 40-jährige Schlafforscher und Biopsychologe Björn Rasch hat in Deutschland studiert und promoviert und seine Habilitation an der Universität Basel abgelegt. Seit 2013 ist er Professor an der Universität Freiburg, zuvor war er an der Uni Zürich tätig. Bekannt sind seine Forschungen über Lernen und Schlaf sowie über Hypnose und Schlaf. Rasch ist verheiratet, Vater einer Tochter und lebt in Zürich.mir

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