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Wie zwei Professoren Geschichte und Klima in Verbindung bringen 

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Wie wirken sich Klimaschwankungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft in der Schweiz und Europa aus? Diese Fragen stellen sich zwei Professoren in einem Buch, der eine Historiker, der andere Klimaforscher.

Am 3. September 2021 kam ein neues, sehr spannendes Buch auf den Markt. Es trägt den Titel: «Klima und Gesellschaft in Europa – Die letzten tausend Jahre». Das Buch ging aus einer intensiven Zusammenarbeit der beiden renommierten ehemaligen Berner Professoren Christian Pfister und Heinz Wanner hervor.

Zwei Spezialisten

Christian Pfister ist ein weltweit bekannter Historiker, der sich auf Klima- und Umweltgeschichte spezialisierte. Heinz Wanner ist ein ebenso international bekannter Klimatologe. Beide Professoren forschten und lehrten an der Universität und am Oeschger Klimaforschungszentrum in Bern.

Das Besondere an diesem Buch ist die Tatsache, dass sich erstmals ein Historiker mit Kenntnis der Klimatologie und ein Klimatologe mit Gespür für Geschichte zusammensetzten. Beiden Forschern ging es darum, aufzuzeigen, wie sich Wetter-, Witterung und Klima auf die Wirtschaft und Gesellschaft der letzten tausend Jahre auswirkten.

Wetter und Witterung

Bevor ich zum Inhalt des Buchs ein paar Angaben mache, möchte ich zuerst einmal die Unterschiede zwischen Wetter, Witterung und Klima aufzeigen. Grob könnte man wohl sagen, Wetter ist kurzfristig, Witterung mittelfristig und Klima langfristig.

Das heisst: Wetter beschreibt den aktuellen Zustand der Atmosphäre, heute, morgen, übermorgen. Dazu dienen aktuelle Messwerte der Wetterelemente wie Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind, Niederschläge, Sonnenschein, Wolken und so weiter. Das Wetter sehen und spüren wir als Regen, Bewölkung, Wind, Sonnenschein, Hitze und Kälte.

Unter Witterung verstehen wir eine Zusammenfassung aller Wetter, normale und extreme, über ein paar Wochen oder Monate. Das ergibt dann für die jeweiligen Wetterelemente einen Durchschnittswert, das heisst einen statistischen Wert. Dieses «durchschnittliche Wetter», die Witterung, ist Vergangenheit, an die wir uns bestenfalls noch erinnern.

Das Klima schwankt

Klima beschreibt den durchschnittlichen Zustand der Atmosphäre über einen längeren Zeitraum, mindestens aber über 30 Jahre. Gemittelt wird über alle Werte der Wetterelemente, normale und extreme. Das Klima ist also ebenfalls ein rein «statistisches Langzeitwetter». Man spricht ja zum Beispiel vom Klima in Spanien, vom Klima in der Schweiz oder vom Klima in Island.

In der Vergangenheit war das Klima immer wieder grossen und lang andauernden, aber auch kurzfristigen und nachhaltigen Schwankungen ausgesetzt. In ihrem Buch gehen der Klimatologe und der Historiker diesen Abweichungen und deren Folgen auf den Grund.

Die Ellipse torkelt

Wir wissen, dass die Erde die Sonne in einer elliptischen Umlaufbahn umkreist (siehe Abb. 1). Milutin Milankovic, ein jugoslawischer Mathematiker, berechnete schon in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts, dass diese Ellipsenbahn alle 100‘000 Jahre schwanken kann und etwas kreisförmiger wird.

Abb. 1: Die Veränderung der Erdbahnelemente, die sogenannten Milankovic-Zyklen.
Wikipedia

Dazu kommt, dass die Erdachse nicht senkrecht auf der Erdumlaufbahn steht, sondern einen Winkel von 23,5 Grad bildet. Der Winkel kann sich, nach Milankovic, alle 40‘000 Jahre verändern und bewegt sich zwischen 22,5 und 24 Grad. Zu guter Letzt bewegt sich die Erde noch um ihre eigene Achse. Diese Bewegung kann man sich wie einen Kreisel vorstellen, der so alle 19 bis 23‘000 Jahre «torkelt».

Viele Einflüsse

Die Milankovic-Zyklen beeinflussen die Sonneneinstrahlung, was sich in einer langfristigen Klimaveränderung ausdrückt. Es gibt aber auch kurzfristige und gleichwohl nachhaltige Klimaveränderungen, zum Beispiel Meteoriteneinschläge in früheren Zeiten oder massive Vulkanausbrüche. Solche Ereignisse wirkten sich ebenfalls auf die Sonneneinstrahlung aus und verursachten Klimaschwankungen.

Nun ist noch die Sonnenaktivität selber zu erwähnen, die nicht immer gleichmässig verläuft. Wenn sie in der Vergangenheit schwach war, das heisst wenig Eruptionen zeigte, war das immer mit Kälteperioden verbunden, wie in der Zeit von 1400 bis 1900 nach Christus, der mittelalterlichen Kaltzeit.

Fakten und Menschen

Solche Klimaveränderungen und Klimaeinflüsse werden im Buch genau beschrieben. Für den Klimatologen stehen Daten und Fakten im Mittelpunkt, für den Historiker der Mensch. Wanner zeigt in vielen wissenschaftlichen Erklärungen und Darstellungen, wann und wie sich in der Vergangenheit das Klima veränderte. Mit physikalischen und chemischen Methoden lassen sich heute Temperaturabweichungen der Vergangenheit aus Eisbohrkernen der Arktis, der Antarktis und von Grönland entdecken und sehr genau datieren. 

Um kurzfristige Klimaveränderungen zu begründen, dienten auch Analysen von Baumringen durch die Dendrochronologie oder von Sedimenten (Ablagerungen) auf den Böden von Seen und Meeren. Man spricht hier von Proxy- oder Stellvertreterdaten, weil die Thermometer zur Messung der Temperatur erst im 17. und 18. Jahrhundert erfunden wurden.

Aus vielen Archiven

Der Historiker Christian Pfister ging der Frage nach, wie sich Klimaschwankungen der Vergangenheit auf Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz und in europäischen Staaten auswirkten. Mit seinen Mitarbeitern fand er viele schriftliche Aufzeichnungen und Dokumente in Bibliotheken, Archiven und Chroniken von Klöstern, Städten, Dörfern, Pfarreien oder privaten Einrichtungen. Pfarrherren, Mönche, Lehrer, Ärzte und Rechtsgelehrte waren des Lesens und Schreibens kundig. Sie konnten Wetterereignisse wie Starkregen, Schneefälle, Schneefallgrenzen, Kälte, Hitze, Stürme, Gewitter mit Hagel, zugefrorene Seen und so weiter schriftlich festhalten.

Über die Entwicklung der Pflanzen durch die Jahreszeiten (Phänologie) gab es in früheren Jahrhunderten auch schon Aufzeichnungen, wie zum Beispiel den Termin der Blattentfaltung und der Blütezeit von Obstbäumen oder der Ernte von Äpfeln, Birnen und Kirschen. Die Winzer notierten den Öchslegrad ihrer Reben und machten Angaben zum Traubenmost. Ernteerfolge und -misserfolge waren direkt von Wetter, Witterung und Klima abhängig.

Die Analysen trugen wesentlich zur Erklärung von Hungersnöten, Hygieneverhältnissen, Krankheiten, Geburten und Todesfällen in früheren Zeiten bei. Im Buch sind viele interessante Geschichten über Land und Leute enthalten, darüber, wie sie in mittelalterlichen Zeiten lebten und wie sie auf Wetter-, Witterungs- und Klimaveränderungen reagierten.

Im November-Beitrag «Hallo Wetterfrosch» werden dann ein paar konkrete Beispiele aus dem Buch besprochen.

Wetterfrosch Mario Slongo aus Tafers.
Charles Ellena/a

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