Seit dem 1. Januar wird die Stadtmusik Murten von Beat Weber geleitet. Der 51-Jährige will die offizielle Musikgesellschaft der Stadt Murten wieder auf den Weg des Erfolgs zurückführen. Weber ist Sekundarlehrer, Berufsmusiker und Jurist. Er war schon einmal Dirigent der Stadtmusik Murten, von 1992 bis 1996. Danach hat der Bundesverwaltungsrichter die Musikgesellschaft Bern-Bümpliz geleitet.
Sie sind der vierte Dirigent der Stadtmusik Murten seit 2010. Was war der Grund für den erneuten Wechsel in der Leitung?
Zwischen Stadtmusik und Dirigent soll es gewisse «chemische» Unstimmigkeiten gegeben haben. Der Vorstand hat mich letzten Sommer angefragt, ob ich die Leitung übernehmen würde–für mich eine Herzensangelegenheit.
Sie gaben 1996 den Dirigentenstab ab. Was hat sich seither geändert?
Ich habe in den letzten 18 Jahren die Entwicklung der Stadtmusik mitverfolgt. Ich habe festgestellt, dass es einige Wechsel gab, im Präsidium und bei den Dirigenten. Diese Wechsel wurden von vielen Austritten begleitet. Um Ihnen einen Vergleich zu geben: Als ich vor rund 20 Jahren Dirigent war, spielten wir in der ersten Stärkeklasse der Blasmusiken, nahmen am Eidgenössischen Musikfest teil, und die Stadtmusik Murten wies rund 60 Mitglieder auf. Heute hat der Verein noch 25 Mitglieder, und wir spielen in der zweiten bis dritten Stärkeklasse. Leider hat das Blasmusikwesen zudem nicht mehr den Stellenwert, den es früher hatte. Der Verein hat sich die Frage gestellt, wie es mit ihm weitergehen soll.
Was haben die Vereinsmitglieder beschlossen?
Sie wollen weitermachen und der Musik eine neue Dynamik geben. Der Vorstand hat sich für einen kontinuierlichen Wiederaufbau entschieden. Als ich diese positiven Zeichen sah, sagte ich zu–trotz beruflicher Belastung. Es darf nicht sein, dass der Bezirkshauptort keine eigene Musikgesellschaft mehr hat. Es gibt viel zu tun.
Welche Ziele wollen Sie als Dirigent erreichen?
Das Ziel ist, dass wir innert vernünftiger Frist wieder über 40 bis 45 Musikanten verfügen können. Wir müssen die natürlichen Abgänge, die wir haben, wieder ersetzen und neue Mitglieder hinzugewinnen, zum Beispiel über Neuzuzüger oder Ehemalige. Wir versuchen auch, Mitglieder der Kadettenmusik Murten zum Mitmachen zu animieren. Sie erhalten heute eine professionelle Ausbildung und wären für die Stadtmusik eine wichtige Bereicherung. Früher freute man sich, zur «grossen» Musik zu wechseln, heute ist das Angebot an konkurrenzierenden Freizeitaktivitäten gross.
Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?
Deshalb haben wir einen Tag für jene Jungen organisiert, die uns im Dezember am Jahreskonzert unterstützt haben, mit Helikopterflug, dem Besuch des Instrumentenmuseums in Bern und einem Znacht. Wir müssen attraktiv sein für den Nachwuchs. Die Guggenmusiken haben heute eine grosse Anziehungskraft für die Jugend. Wir wollen zeigen, dass es auch bei uns fägt. Ich arbeite eng mit der Kadettenmusik und den Tambouren zusammen. Ich bin sehr zuversichtlich für die Zukunft der Stadtmusik und freue mich auf diese Herausforderung. mkc
Stadtmusik: Ein turbulentes Vereinsjahr und eine neue Ära
D ie Generalversammlung der Stadtmusik Murten von letzter Woche stand im Zeichen des Wechsels an der musikalischen Spitze. Der Gurwolfer Beat Weber hat die Nachfolge von Urs Güdel angetreten. Im Rückblick zog Präsidentin Brigitte Bosch-Steffen Bilanz über ein turbulentes Vereinsjahr 2014. Es war von gelungenen Auftritten, aber auch von der kommunikativen Kluft zwischen Dirigent, Vorstand und Mitgliedern geprägt. «Mit Beat Weber beginnt nun eine neue Ära. In ihm haben wir eine Person gefunden, die das Thema Nachwuchs vorantreiben wird», gab sich die Präsidentin zuversichtlich. Als neues Mitglied trat Marielle Jaquet in den Vorstand ein. Mitte März wird der Verein inten- siv proben und einen Ausflug in das Instrumentenmuseum von Karl Burri in Bern unternehmen. Die Stadtmusik spielt an der Solennität, am Brunnenfest, am Stadtfest und an der 1.-August-Feier auf. Und sie lädt am 6. Dezember zu einem Matineekonzert. mkc
