Bahnhof Freiburg, Gleis 1, 15.50 Uhr gestern Nachmittag: Der lange erwartete Augenblick ist endlich da; der Extrazug mit dem frisch gewählten Präsidenten der Vereinigten Bundesversammlung, Dominique de Buman (CVP), ist da. Auf dem Perron wartet alles, was in der Saanestadt Rang und Namen hat (und nicht im Extrazug mitfährt): vom Freiburger Syndic Thierry Steiert (SP) über Grossratspräsident Bruno Boschung (CVP, Wünnewil) bis zum künftigen Staatsratspräsidenten Georges Godel (CVP), um nur einige zu nennen.
Und kaum ist der Ehrengast ausgestiegen, gibt es schon die ersten Gratulationen. Die Concordia spielt den Marsch «Vivat Lucerna», die Batterie13 steht Spalier. Schnell bildet sich um de Buman eine regelrechte Traube von Menschen, und für jeden hat er ein freundliches Wort und eine warme Umarmung.
Im dichten Schneetreiben
Doch dies ist erst der Beginn eines unvergesslichen Spektakels barocken Ausmasses, welches sich der Staat immerhin 200 000 Franken kosten liess. In einem grossen Umzug zieht die Festgemeinde via Bahnhof allee, Romontgasse und Lau sannegasse hinunter zum Rat haus, musikalisch begleitet von Guggenmusik und Dudel sackklängen, historischen Kos tümen und unzähligen Ehren gästen. Auf dem Rathausplatz wird de Buman schliesslich mit den vereinten Klängen von Landwehr und Concordia so wie Salutschüssen empfangen.
Der Nationalratspräsident genoss den Marsch durch die Freiburger Altstadt.
Wegen des dichten Schneetreibens fällt der geplante Apéro, bei dem de Buman eigentlich bei einem Glas heissen Tee den Kontakt mit der Bevölkerung suchen wollte, etwas kürzer aus als geplant – denn kaum sind die Reden und musikalischen Darbietungen beendet, zieht es einen Grossteil der durchfrorenen Gäste in die Freiburger Kathedrale, wo der eigentliche Festakt über die Bühne geht.
Der Schneefall sorgte für ein früheres Zusammenrollen der Fahnen.
«Erster Diener seines Volkes»
Fast endlos scheint die Liste von Ehrengästen, welche Staatskanzlerin Danielle Gagnaux-Morel dort zur Begrüssung verliest. Die Gästeliste liest sich aber auch wirklich wie ein «Who’s who» aus Politik, Wirtschaft und Kirche des Kantons.
Hier geht’s zum grossen Interview mit Dominique de Buman.
Ehrfurcht gebietend ist aber auch die Liste der Festredner. «Dominique de Buman reprä sentiert die Werte, für die die CVP steht: soziales Engagement, wirtschaftlicher Libera lismus und Weltoffenheit», sagt Staatsratspräsident Mau rice Ropraz (FDP) in seiner Ansprache, die sämtliche vier Landessprachen integriert. Es sei bezeichnend, dass sich de Buman nicht als oberster Schweizer, sondern als «erster Diener seines Volkes» sehe. Er diene seinen Nächsten freilich nicht nur im Licht der Öffentlichkeit, sondern auch in der persönlichen Diskretion.
Text und Bildergalerie zum Empfang in Murten gibt’s etwas weiter unten.
Der Tessiner Ständerat Filippo Lombardi, Präsident der CVP-Fraktion im Bundeshaus, beginnt seine Eloge scherzhaft mit den in Parlamenten oft gehörten Worten: «Ich deklariere meine Interessenbindung.» Er sei nämlich zur Hälfte Freiburger. Den neuen Nationalratspräsidenten charakterisiert Lombardi als «charismatische Persönlichkeit», mit der er viele persönliche Erinnerungen teile. De Buman sei in vielerlei Hinsicht ein «CVP-Musterschüler». Er engagiere sich für die Familienpolitik und den Zusammenhalt in der Partei. Auch sei er jederzeit bestrebt, eine gute Lösung für jedes Problem zu finden. Vor allem wisse er als Präsident des Schweizer Tourismusverbands und der Seilbahnen Schweiz auch sehr genau, was die peripheren Bergregionen für Bedürfnisse gegenüber dem Bund hätten. Zudem widerspiegle de Buman mit seiner perfekten Mehrsprachigkeit die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Schweiz wie kein Zweiter.
Eindrücke vom Empfang in Freiburg:
Der Waadtländer SVP-Bundesrat Guy Parmelin verweist seinerseits auf die Abstammung de Bumans von einer uralten Freiburger Familie, die sich seit dem Mittelalter für das allgemeine Wohl engagiere. Nationalratspräsident zu sein sei indes weit mehr als nur ein bequemes Prestige-Amt, so Parmelin weiter. Dieses Amt sei essenziell für das Vertrauen der Bevölkerung in die Demokratie.
Zum Abschluss ergreift auch noch der Geehrte selbst das Wort. Er spüre an diesem Tag vor allem eine grosse Dankbarkeit, so Dominique de Buman. Er thematisiert aber auch den Ort der Feier, die Kathedrale. Diese sei für ihn ein «Kraftort», an dem ihn vor allem die Orgel sehr fasziniere. «In unseren staatlichen Institutionen gibt es zwei Prinzipien», so de Buman weiter. «Das vertikale Prinzip des Föderalismus und das horizontale Prinzip der Gewaltenteilung.» Beide zusammen garantierten dafür, dass wir «die schönste Demokratie der Welt» hätten.
Mit einem feierlichen Galadinner in der Mehrzweckhalle St. Leonhard klingt dieser in je der Hinsicht aussergewöhnliche Tag schliesslich aus.
«Hier treffen sich Leichtigkeit und Finesse»
Murten war gestern das erste Etappenziel des Nationalratspräsidenten Dominique de Buman auf seiner Reise in die Saanestadt.
Roland Studer
Am Mittwochnachmittag unternahm Nationalratspräsident Dominique de Buman (CVP) seine erste Amtsreise – von Bern via Murten nach Freiburg. Als der Sonderzug aus Bern um 13.08 Uhr auf Gleis 1 am Bahnhof Murten einfuhr, spielte die Stadtmusik Murten den Marsch «Ravanello». Rund um den Bahnhof waren Polizisten postiert, manche mit Hunden an der Leine, andere mit einer Kamera in der Hand. De Buman entstieg im dunklen Mantel mit kariertem Wollschal dem Zug und winkte den über 100 geladenen Gästen und einigen Privatpersonen. «Bonjour» und Händeschütteln hier, «Salut» und Küsschen dort, «Tschau» und ein Lachenda.
Wenige Schritte weiter auf dem Bahnhofplatz salutierten die auf 14 Pferden sitzenden Reiter des «Cadre Noir et Blanc», deren Mitglied de Buman ist. «Merci infiniment», bedankte er sich und stieg in eine offene, blitzblank polierte Kutsche. Neben ihm sass Bundesrat Guy Parmelin (SVP).
Gebastelte Schmetterlinge
Als die Kadetten Murten «San Carlo on the Water» spielten, eine Mischung aus Marsch und Rock, zog der Tross los. Am Strassenrand winkten Bekannte und Fremde mit ihren Smartphones zum Filmen auf Gesichtshöhe. Zwischen ihnen patrouillierten auffällig unauffällig gekleidete Männer mit Stöpseln in den Ohren. Der Pulk zog durch die Freiburger und die Lausannestrasse, durch das Stedtli und das Berntor bis zum Hotel Murten.
Dort zogen die Musikanten und die Reiter ab, während vor dem Hotel die Schulklasse der Lehrerin und Murtner Gemeinderätin Katharina Thalmann den Nationalratspräsidenten mit selbst gebastelten Schmetter ingen empfang. Der Vizepräsident des Gönnervereins Pro Papiliorama bedankte sich, bevor er den Saal des Hotels Murten betrat, wo die Trachtengruppe Kerzers weissen und roten Wein servierte – évidemment.
«Ein typischer Stier»
Auf der Bühne hielt Christian Brechbühl, der Stadtammann von Murten, die erste Rede des Tages. Er lobte «das Engagement, die Offenheit und
die Erfahrung» von Dominique de Buman: «Du packst an und setzt sich gerne durch – ein typischer Stier. Du argumentierst hart in der Sache, aber mit Respekt vor der Person.»
Das Folkloreensemble «La Chanson du Lac» aus Courtepin trug ihr erstes Lied vor, und Oberamtmann Daniel Lehmann lobte in seiner Rede den bilingualen de Buman. «Du repräsentierst die gelebte Zweisprachigkeit unseres Landes – und damit auch Murten», sagte er. «Wir reden in Murten nicht von der Sprachgrenze, sondern von der Sprachvereinigung, weil hier die zwei Sprachen ineinanderfliessen.»
Eric Simonet, der Präsident der Confrérie des Vignobles Fribourgeois, ernannte «Ritter Dominique» zum Ehrenmitglied und schenkte ihm einen Weinstock der Sorte «Divico». «Die Trauben werden dir zehn Jahre lang eine Flasche Wein pro Jahr liefern», sagte Simonet, der für seine witzige Rede von den Gästen herzhaftes Lachen erntete. Der Freiburger Staatsrat Olivier Curty (CVP) lobte in seiner Rede «die Entschlossenheit», mit der sich Dominique de Buman für das Gemeinwohl einsetze.
«Inhalt wichtiger als Form»
Den krönenden Abschluss machte der Gekrönte selber. Dominique de Buman sagte, er duze am heutigen Tag alle Menschen, weil der Inhalt oft wichtiger sei als die Form. «Das ist beim Wein übrigens genau so», witzelte er. Er sei nach Murten gereist, bevor er nach Freiburg weiterfahre, weil «die Schicksale der beiden Zähringerstädte seit der Schlacht von Murten miteinander verknüpft sind». Er möge Murten «für seine Leichtigkeit und seine Finesse». In dieser Region träfen die Leichtigkeit der Schmetterlinge des Papiliorama auf die Feinheit des regionalen Weins. Ausserdem lobte auch de Buman den Seebezirk für das Miteinander der deutschen und französischen Sprachkulturen. «Die Vielfalt der Region reflektiert die Vielfalt der Schweiz, diesem wunderbaren Land», sagte er.
Bald darauf war sein Aufenthalt im Seebezirk wieder beendet. Dominique de Buman fuhr im Sonderbus zurück zum Bahnhof und im Sonderzug weiter nach Freiburg. (rst)