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Allen Widrigkeiten zum Trotz

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Die Schweizer Ski-Freestylerinnen haben an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang für einen veritablen Coup gesorgt. Sarah Höfflin und Mathilde Gremaud holten im Slopestyle-Wettkampf Gold und Silber. Die 27-jährige Genferin Höfflin und die 18-jährige Freiburgerin Gremaud boten am frühen Samstagmorgen Schweizer Zeit einen nahezu perfekten Wettkampf. Nach der souveränen Qualifikation für den Final der Top 12 setzten die beiden gleich im ersten von drei Finaldurchgängen eine Marke, die für die Konkurrenz unerreicht blieb. Während Gremaud in der Folge zweimal stürzte, konnte sich Höfflin im dritten Lauf noch einmal verbessern und schnappte damit ihrer Teamkollegin die Goldmedaille weg. Am Ende trennten die beiden 3,2 Punkte. Bronze ging an die Britin Isabel Atkin, die 3,6 Zähler hinter Gremaud lag. «Mit Mathilde auf dem Podest zu stehen, ist ein Traum», sagte Höfflin nach dem Wettkampf.

Mathilde Gremauds Blackout

Tatsächlich war der zweite Rang von Gremaud noch überraschender als der Sieg Höfflins. Die Greyerzerin aus La ­Roche hatte schwierige Monate und in Südkorea einen überaus heiklen Sturzmoment auszuhalten. Doch die Freiburger Sportlerin des Jahres 2017 leistete Verblüffendes.

«Sie hat etwas Unglaubliches geschafft», sagt auch Olympia-Siegerin Höfflin. Im März vor einem Jahr hatte Mathilde Gremaud bei einem Sponsoren-Termin einen Kreuzbandriss erlitten. Lange Zeit wusste Gremaud mit Blick in Richtung Olympische Spiele nicht, ob sie den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen würde. Erst im November konnte sie vorsichtig wieder mit Skifahren beginnen, erste Sprünge wagte sie erst im Januar. Die Selektion durch Swiss Olympic erfolgte dementsprechend spät Ende Januar.

«Als ich am Morgen aufwachte, wusste ich nicht einmal, ob ich an den Start gehen kann.»

Mathilde Gremaud

Silbermedaillengewinnerin

 

Doch damit nicht genug: Wenige Minuten nach ihrem Effort wurde öffentlich, was ihre Medaille zusätzlich aufwertete: Am Tag vor ihrer Premiere an den Winterspielen war sie im Training verunfallt. «Ich hatte nach dem Crash ein Blackout. Das war ein Schock für mich», erzählte sie in der Mixed-Zone.

Erst am Morgen des Wettkampfs erhielt sie von der medizinischen Abteilung definitiv grünes Licht. «Als ich aufwachte, wusste ich noch nicht einmal, ob ich an den Start gehen kann. Das hatte auch etwas Positives: Dieser Sturz hat auch den letzten Druck noch von mir genommen.»

Der Check-up im rund eine Stunde entfernten Spital am Vorabend der Edelmetallvergabe sei nötig gewesen, um eine Gehirnerschütterung ausschliessen zu können, erklärte Teamarzt German Clenin. «Sie hatte eine Schreckreaktion», so der Mediziner. «Ihre Erinnerungslücke füllte sich aber wieder.»

Beeindruckend, wie Gremaud den Zwischenfall wegsteckte. «In dieser Sportart darfst du keine Angst haben. Ich denke deshalb schlicht nicht zu viel darüber nach», hatte sie auf die Frage, ob der Kreuzbandriss im mentalen Bereich Spuren hinterlassen könne, bereits während ihres Aufbauprogramms im Dezember gegenüber den FN gesagt. Die Methode des Verdrängens war in Pyeongchang von Erfolg gekrönt.

Der starken Springerin kam entgegen, dass der Wind im Phoenix Snow Park in Bokwang für einmal nur schwach wehte. Zudem waren mehrere der Medaillenanwärterinnen bereits in der Qualifikation gescheitert. Die französische Weltmeisterin Tess Ledeux schaffte den Cut ebenso nicht wie die beiden Kanadierinnen Dara Howell und Kim Lamarre, die vor vier Jahren bei der olympischen Slopestyle-Premiere in Sotschi Gold und Bronze gewonnen hatten.

Steile Karriere

Mit dem Gewinn der Silbermedaille geht Gremauds steiler Aufstieg weiter. Nicht einmal eineinhalb Jahre ist es her, als die Freiburgerin aus dem Nichts auf Anhieb an die Weltspitze sprang – nur gerade drei Jahre nachdem die ehemalige Alpin-Fahrerin überhaupt mit Freestyle angefangen hatte. Sowohl in der Kategorie Slope­style als auch in ihrer nicht olympischen Spezialdisziplin Big Air belegte sie im Weltcup-Winter 2016/17 mehrere Podestplätze und gewann im Big Air die European X-Games in Oslo – es war ihr letzter Wettkampf vor den Olympischen Spielen gewesen.

Gratulation von Roger Federer

Der Exploit nach fast einem Jahr Wettkampfpause kam für Gremaud selbst ebenfalls überraschend. Im Vorfeld der Spiele hatte sie ihr ursprüngliches Ziel einer Medaille revidiert und sich einzig die Finalteilnahme zum Ziel gesetzt. «Dass ich es nun doch geschafft habe, ist unglaublich und der Lohn für die harte Arbeit. Denn ehrlich gesagt gab es in den Monaten nach dem Kreuzbandriss schon manchmal Momente, in denen ich mental down war», sagte Gremaud.

Indem sie nun doch wieder sich selbst und alle anderen überrascht hat, katapultiert sich die 18-Jährige, die die Sportschule Engelberg besucht und fliessend deutsch spricht, in neue Sphären. Selbst Übersportler Roger Federer gratulierte ihr am Samstag auf Twitter zu ihrer Medaille.

38 Jahre nach Lüthy

Mit dem Erfolg beendete Gremaud auch eine lange Freiburger Durststrecke. Bis am Samstag war Skifahrer Jacques Lü­thy mit seiner Bronzemedaille 1980 in Lake Placid der letzte Freiburger Sportler gewesen, der bei Olympischen Winterspielen eine Medaille geholt hatte. 38 Jahre später wurde er von Mathilde Gremaud abgelöst. Einer 18-Jährigen, die mutmasslich noch sehr viele gute Jahre vor sich hat – und sich definitiv von nichts und niemandem aus der Bahn werfen lässt.

fm/sda

Sarah Höfflin

Eine Olympiasiegerin aus dem Kühlschrank

Fast jede Gold-Story an Olympischen Spielen beinhaltet aussergewöhnliche Kapitel. Sarah Höfflin produzierte eine dieser prickelnden Geschichten. Ihr Coup im Slope­style-Kurs liess sogar den im Normalfall überaus gesprächigen Chefcoach Misra Noto vorübergehend verstummen: «Was soll ich sagen? Ich bin sprachlos.»

Noto, ein Mann der ersten Schweizer Freeski-Stunde, fand den sprachlichen Tritt indes rasch wieder. Seine Wangen glühten trotz der Kälte, die Euphorie sprudelte minutenlang aus ihm heraus. Er hatte eine Athletin «von einem anderen Stern» gesehen, eine Sportlerin, die einen nahezu beispiellosen Umweg an die Weltspitze hinter sich hat. «Vor vier Jahren wusste sie wohl kaum, dass sie richtig gut Ski fahren kann.» 2018 gewann sie innerhalb von 20 Tagen die X-Games und Olympia-Gold. Höfflins Curriculum Vitae ist ohnehin beeindruckend. Die Tochter eines Genfers und einer Neuseeländerin verbrachte einen Teil ihrer Jugend in England. Neben dem Studium der Neurowissenschaft tummelte sich das Bewegungstalent in Manchester tagelang in Indoor-Skiparks – in «Kühlschränken», wie die Engländer zu sagen pflegen. Die wahren Herausforderungen ihres Hobbys lernte die Romande erst während längeren Aufenthalten in Frankreich kennen.

In Tignes und Méribel finanzierte sie sich ihr Skiabenteuer mit Jobs in Busunternehmen und Einsätzen hinter der Bar­theke. Ihre Lust an Experimenten wuchs, ihre Ambitionen wurden grösser. Dann spielte ein schöner Zufall eine entscheidende Rolle: Auf der europäischen SFR-Tour in Val Thorens entdeckte Christoph Perreten ihren Namen auf einer Startliste. «Bis dahin hatten wir von ihr nie etwas gehört», erinnert sich der Freestyle-Boss von Swiss-Ski.

Eine eher zufällige Begegnung im Januar 2015 mit dem «Rohdiamanten» (Noto) veränderte den Alltag Höfflins komplett. Die Schweizer Entscheidungsträger handelten sofort und unbürokratisch. Noto quartierte Höfflin im Frühling danach in einem Hotel in Affoltern am Albis ein. Im Wassersprungzentrum in Mettmenstetten durchlief sie eine mehrmonatige Intensivschulung – Theorie, Rotationen, Flips.

Vom Amateurstatus ins Profi-Geschäft, von instinktiven Runs zum exakt geplanten Spektakel. «Man sah ihr Talent, musste aber hart arbeiten mit ihr. Es ging zuerst einmal darum, ihr beizubringen, was sie überhaupt macht. Sarah schaffte Tricks, verstand sie aber gar nicht.» Noto fasst den Beginn der Zusammenarbeit in etwa so zusammen: «Wir haben sehr viel miteinander geredet, es ging zunächst um fundamentale Dinge.»

Sie hat das Know-how des Trainerstabs regelrecht verschlungen und jeden Input sofort umgesetzt. An gewissen Tagen mussten die Betreuer die forsche Freestylerin fast ein bisschen stoppen; der Übermut der Spätberufenen beschleunigte den Aufstieg nicht immer. Aber ihre Courage, ihre Bereitschaft, Schmerzen auszuhalten, zahlten sich aus. «Sie steht nach jedem Crash wieder auf», sagt Noto.

Ihr ungewöhnlicher, kaum einmal gerader Weg führte sie zum wertvollsten Ergebnis ihrer Karriere. Im dritten Final-Run gelang Höfflin, was nur Champions können: unter Druck im wichtigsten Wettkampf die maximale Performance abzurufen. Nach einem «Auf und Ab», nach einer manchmal «etwas komplizierten» Lebenslinie, wie sie selber resümierte.

Der Diamant funkelte, die Kronjuwelen leuchteten. Und die zweitklassierte Teamkollegin Mathilde Gremaud wollte mit ihrer Copine «einfach Spass haben». Ein Duo aus der Romandie ganz oben – ein Novum, unvergleichlich. «Riesig wars.» Noto übertrieb nicht.

sda

 

 

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