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Winzige lebende Kompostieranlagen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Blätter werden gelb und fallen von den Bäumen, die Natur geht langsam in den Winterschlaf-Modus. Jetzt beginnt die Zeit der Springschwänze. Die Tiere sind unscheinbar – die meisten Arten sind kleiner als ein Millimeter. Weltweit sind derzeit 9000 Arten bekannt, wobei die grösste Art zwei Zentimeter lang wird und in Australien lebt. «Die Artenvielfalt ist riesig. Man geht davon aus, dass es bis zu 50 000 Arten geben könnte. Es werden immer wieder neue entdeckt, und man weiss eigentlich nur wenig über diese Tiere», sagt der Freiburger Biologe Jacques Studer. Klar ist, dass die Springschwänze die Erde wohl schon vor 395 Millionen Jahren bevölkert haben – also noch vor den Dinosauriern. «Man nimmt an, dass sie damals zu den ersten mehrzelligen Tieren gehörten, die vom Wasser aus das Festland eroberten.»

Angepasst an die Umgebung

Die Springschwänze gehören wie die Insekten zum Stamm der Sechsfüsser und dort zur Gruppe der Sackkiefler, weil ihr Mundwerkzeug in einer Hülle, einer Sacktasche, eingepackt ist. Je nach Art leben sie in unterschiedlichen Lebensräumen. Die meisten Arten sind Bodenbewohner. Es gibt sogar solche, die in der Wüste klarkommen und dort für die Zersetzung des spärlich vorhandenen toten Pflanzenmaterials sorgen. Andere hat man auf Schneeflächen in extremen Höhenlagen entdeckt, wo sie sich den dortigen Bedingungen angepasst haben. Gletscherflöhe zum Beispiel leben auf dem Gletschereis. Sie ernähren sich von Algen und angewehten organischen Stoffen wie beispielsweise Pollen. Mithilfe unterschiedlicher Zucker produziert der Gletscherfloh eine Art Frostschutzmittel, das ihm ein Überleben bei minus 10 bis minus 15 Grad Celsius ermöglicht. Temperaturen über zwölf Grad sind für ihn tödlich, die bevorzugte Umgebungstemperatur liegt um null Grad Celsius.

Ein Panzer am Körper

Springschwänze weisen noch eine ganze Reihe von anderen Besonderheiten auf. So befinden sich zum Beispiel an ihrer Körperoberfläche lauter kleine Warzen. Sie sind wabenartig angeordnet, schützen das Tier wie ein Panzer und wirken wasserabstossend – das Tier kann also nicht ertrinken. «Springschwänze sind sogar fähig, eine Art Blase um sich herum zu bilden und so in Extremsituationen, etwa bei einer Überschwemmung, zu überleben», erklärt Jacques Studer. Diese Eigenschaft dient auch ihrer Ausbreitung. Sie können bis zu 14 Tage auf offener See treibend überleben und dabei mehrere Hundert Kilometer zurücklegen.

Wie eine gespannte Feder

Ihren Namen haben die Springschwänze erhalten, weil sich an ihrem Hinterleib eine Gabel befindet. Diese ist sehr flexibel, und die Tiere können sie bis zum Kopf beugen. «Am Bauch befindet sich eine Art Klappmechanismus. Dort können die Springschwänze diese Gabel einrasten lassen und spannen», erklärt der Fachmann. «Lassen sie die Gabel dann los, fliegen sie wie eine Feder mehrere Zentimeter durch die Luft – ein sehr effizienter Mechanismus, um vorwärtszukommen und potenziellen Fressfeinden zu entwischen. Für so ein kleines Tierchen ist das eine gewaltige Leistung.» Denn fliegen können die Springschwänze nicht. Aufgrund ihrer Sprungkraft werden die Springschwänze, die häufig massenhaft in der Blumenerde auftreten und herumspringen, umgangssprachlich auch als «weisse Flöhe» bezeichnet.

Jacques Studer hat die Springschwänze für die FN-Serie über die einheimische Tierwelt ausgewählt, weil sie nicht nur im Herbst, sondern während des ganzen Jahres eine sehr wichtig Arbeit verrichten – unbemerkt, aber unbezahlbar. Sie stellen nämlich sozusagen gemeinsam mit den Regenwürmern und anderen Zersetzern die Aufräumequipe und sind lebende Kompostieranlagen. Springschwänze ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenteilen wie etwa Herbstblättern. Sie mögen auch Totholz und Baumrinde. Sie zerkleinern die Pflanzenreste mit ihrem Mundwerkzeug und fressen sie auf – und was hinten rauskommt, ist bester Humus und sorgt dafür, dass der Boden, sei es im Wald oder auf der Wiese, fruchtbar wird. Von mehreren Arten ist auch bekannt, dass sie Schwermetalle aus dem Boden aufnehmen und immobilisieren, also räumlich fixieren können.

Zeiger für Bodenqualität

Springschwänze haben jetzt gerade viel zu tun. Deshalb hat die Natur es so eingerichtet, dass sie in Massen vorkommen. «Auf einem Quadratmeter gesundem Waldboden findet man bis in 30 Zentimetern Tiefe zwischen 10 000 und 100 000 von ihnen», sagt der Biologe. Springschwänze gelten als die häufigsten Sechsfüsser. Nach den Milben sind sie damit die individuenreichste Tiergruppe der Bodenfauna. Auf Ackerböden, die mit schweren Maschinen bearbeitet werden, sind es massiv weniger, weil dort die Bodenporen verdichtet sind. Auch Pestizide vertragen die Springschwänze schlecht, da sie über die Haut atmen. «Wenn es keine Springschwänze gibt, ist das ein Zeichen, dass es dem Boden schlecht geht», sagt Jacques Studer.

Nur wenige Arten, zum Beispiel der Luzernefloh, gelten als Schädlinge für Agrarsysteme. Springschwänze können gelegentlich für Monokulturen im Freiland ebenso wie für Zimmerpflanzen schädlich werden, wenn ihre eigentliche Nahrungsquelle, pflanzlicher Detritus, zur Neige geht und sie die lebenden Feinwurzeln anfressen.

Von blossem Auge sind sie trotz ihrer Menge schwer zu sehen. «Nur wenn man sie gezielt sucht und eine Lupe zur Hand nimmt, sieht man sie», sagt Jacques Studer. Er erinnert sich noch gut an die Biologiestunde bei Otto Kolly im Lehrerseminar, als die Klasse diese Tiere unter dem Binokularmikroskop angeschaut hat.

Eier fliegen durch die Luft

Wenn die Springschwänze ihre Arbeit verrichtet haben, suchen sie sich im Boden ein frostsicheres Plätzchen zum Überwintern. Die kalte Jahreszeit verbringen sie in einer Winterstarre.

Im Frühling erwachen sie zu neuem Leben. Ein Weibchen legt ein paar Hundert Eier. «Diese sind extrem leicht – so leicht, dass sie über die Luft verbreitet werden.» Diese Eigenschaft hat dazu geführt, dass Springschwänze in gewissen geografischen Gebieten zu sogenannten Erstbesiedlern wurden: Wenn nach einem Vulkanausbruch im Meer eine neue Insel entstanden ist, haben sich diese Tiere als erste angesiedelt, weil ihre Eier mit dem Wind auf das neue Land gelangt waren. Auch die Besiedlung der Gletscher im alpinen Raum erfolgte auf diese Weise.

Bei uns leben die Springschwänze etwa ein Jahr. In dieser Zeit sind sie aber emsig und räumen die Natur auf. Dies tun sie in Gesellschaft von Regenwürmern und anderen Zersetzertieren, die ihre Arbeit als Ökosystemleistung erbringen (siehe Kasten).

In einer losen Serie stellen die FN in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Biologen Jacques Studer einheimische Tiere vor.

«Für so ein kleines Tierchen ist das eine gewaltige Leistung.»

Jacques Studer

Biologe

Ökosystemleistung

Von der Natur für den Menschen

Ökosystemleistungen sind Leistungen, welche die Natur erbringt und von denen der Mensch profitiert, ohne dafür bezahlen zu müssen. Sie bilden die Grundlage, die menschliches Leben auf der Erde überhaupt möglich macht.

Die Bildung von fruchtbaren Böden, die für die landwirtschaftliche Produktion unerlässlich sind, ist eine solche Leistung. Sie ist auf die Aktivität der zahlreichen Lebewesen im Boden zurückzuführen. Dazu gehören Bakterien und Pilze, aber auch Regenwürmer, Asseln oder Springschwänze. Diese sogenannten Zersetzer zerlegen tote Pflanzen oder Teile davon wie Laub, Zweige und Wurzeln und bilden dabei fruchtbaren Boden, den Humus.

In einer Handvoll Erde leben mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt. In den obersten 30 Zentimetern eines Quadratmeters gesunden Bodens finden sich unter anderem über 100 Milliarden Bakterien, 1 Million Fadenwürmer, 70 000 Milben, 50 000 Springschwänze, 100 Regenwürmer, 100 Tausendfüssler, 50 Spinnen, 30 Asseln, 30 Hundertfüssler. Ohne diese Kleinstlebewesen würden sich die im Herbst abgeworfenen Blätter der Bäume nicht zersetzen. Es könnte kein Humus gebildet werden und die Mineralstoffe für pflanzliches Wachstum und damit unsere Ernährungsgrundlage würden fehlen.

Die Entwicklung einer einen Zentimeter dicken humosen Bodenschicht kann 100 bis 300 Jahre dauern.

im

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