Autor: Mireille Rotzetter
Priska Murri wurde Anfang März an der linken Schulter operiert. Während mindestens zwei Monaten muss sie den Arm in einer Schlinge tragen und ist nicht fähig, den Haushalt zu erledigen. «Ich kann nicht einmal Socken zusammenlegen», sagt sie resigniert. Pia Heuberger vom Netzwerk Sense (vgl. Kasten), wird ihr dabei und bei vielem anderem in den nächsten zwei Monaten helfen.
Gemeinsame Leidenschaft
Seit Anfang März arbeitet Pia Heuberger täglich für rund vier Stunden bei der Familie Murri in Überstorf. Sie erledigt den gesamten Haushalt: Betten machen, putzen, waschen, bügeln, kochen und einkaufen. Manchmal fährt Pia Heuberger Priska Murri auch zur Therapie.
Nach gut zwei Wochen Einsatz sind die beiden Frauen bereits ein eingespieltes Team. «Wir beraten zusammen, was es am Mittag zu essen gibt», sagt Pia Heuberger. Während des Kochens fragt sie Priska Murri gelegentlich: «Ist es in Ordnung, wenn ich das so mache?» oder «Wie viel Sauce bereitest du zu?» Sie könnten voneinander profitieren, sagen die beiden Frauen, die die Leidenschaft für das Kochen teilen.
Am Mittag isst die ganze Familie Murri gemeinsam, da die beiden Söhne im Betrieb des Vaters arbeiten. Pia Heuberger nimmt an dieser Mahlzeit auch teil. «Sie ist für uns schon fast wie ein Familienmitglied», sagt Priska Murri.
Immer gleiche Helferin
Gemeinsam essen und komplett in einen Haushalt hineinsehen, ist es da überhaupt möglich, Distanz zu wahren? «Es entwickelt sich eine sehr persönliche Beziehung», erklärt Pia Heuberger. Bei der Arbeit im Netzwerk sei man nah am Menschen. «Wir erledigen keine Pflegearbeiten, aber Priska Murri helfe ich zum Beispiel beim Duschen oder beim Anziehen der Strümpfe.» Zudem verbringe man sehr viel Zeit mit den betreuten Personen, da jede Helferin immer bei der gleichen Familie aushelfe. Dies sei aber auch das Schöne an der Arbeit. «Ich bekomme sehr viel zurück. Die Dankbarkeit ist riesig», sagt Pia Heuberger
Priska Murri schätzt es, dass vom Netzwerk Sense immer dieselbe Person für sie zuständig ist. «Es erleichtert alles ungemein. Ich muss die Dinge nur einmal erklären, und das Verhältnis wird persönlicher.»
Für Priska Murri ist es nicht einfach, beim Arbeiten zuzuschauen. «Die Küche ist das Reich einer Hausfrau, das tritt man nicht gerne ab.» Trotzdem hat Pia Heuberger nicht das Gefühl, dass ihr auf die Finger geschaut wird. «Mir wird viel Vertrauen und Toleranz entgegengebracht.»
Sieht viele Lebenswelten
Seit einem Jahr arbeitet Pia Heuberger für das Netzwerk Sense. Sie schätzt, dass sie in viele Lebenswelten hineinsehen und etwas bewirken kann. Pia Heuberger ist Diplomierte Pflegefachfrau, doch diese Ausbildung sei für ihre Arbeit nicht unbedingt nötig: «Wichtig ist, dass man einen guten Zugang zu den Menschen hat und gut kommunizieren kann.» Auf der praktischen Seite seien Fähigkeiten im Kochen, in Haushalt und Garten notwendig. «Ich bin Familienfrau und habe an verschiedenen Arbeitsstellen Erfahrungen gesammelt.»
Schwierig werde es, wenn die Betreuten sie nach dem Einsatz für das Netzwerk privat anstellen wollen. «Wenn ich Nein sagen muss, hauptsächlich aus versicherungstechnischen Gründen, sind die Leute dann enttäuscht.» Meistens bleibt Pia Heuberger mit den Betreuten nach den Einsätzen kaum in Kontakt. «Das wäre einfach zu viel.»
Im Falle der Familie Murri, wo der Einsatz lange und intensiv sei, werde man sich aber sicher noch einmal zu einem Kaffee treffen.