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«Wir brauchen kein Minarett, um zu beten»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Nicole Jegerlehner

«I am a moslem. Don’t panic!» (Ich bin ein Muslime. Keine Panik!) Das steht auf dem T-Shirt, das Mohamed Salah Bouslama – seine Freunde nennen ihn Najib – ab und zu trägt. Gekauft hat das T-Shirt sein Sohn. Der musste deswegen bei der Direktion des Kollegiums antraben – und durfte das T-Shirt in der Schule nicht mehr tragen, weil es provozierend sei. «Andere tragen T-Shirts mit Schimpfwörtern drauf oder Strings, die aus der Hose schauen – sind die nicht provozierend?», fragt Najib Bouslama. Aus Trotz trägt nun er das T-Shirt. Eine Provokation sieht er darin nicht. «Der Spruch reflektiert eine Situation und ironisiert sie», sagt er. Das rege zum Dialog an.

Minderheiten respektieren

Der algerisch-schweizerische Doppelbürger lebt seit 26 Jahren in der Schweiz. «Ich lebe länger hier als in Algerien», sagt er. Der 49-Jährige könnte sich nie vorstellen, wieder in Algerien zu leben. Spricht er über die Regierung in Algerien, kommt er schnell in Fahrt. «Die Menschen dort leben in Armut und werden unterdrückt», sagt er. In der Schweiz sei auch nicht alles gut. «Aber hier herrscht das am wenigsten schlechte politische System der Welt», sagt er: «Minderheiten werden respektiert.»

18 Jahre nicht in Algerien

Nachdem er Algerien verlassen hatte, setzte er während 18 Jahren keinen Fuss mehr in sein Herkunftsland. «Ich hatte ein Problem mit dem Militär.» Seine Eltern und sein Bruder haben ihn in der Schweiz besucht. «Es war trotzdem sehr hart, nicht zurückkehren zu können», sagt er. Die Wut darüber lodert noch heute in ihm – das wird spürbar, wenn er über sein Herkunftsland spricht.

In die Schweiz kam Najib Bouslama, weil er in Algerien eine Schweizer Ethnologin kennengelernt hatte, die ein Jahr lang dort arbeitete. Er kam mit ihr in die Schweiz und war zwanzig Jahre lang mit ihr verheiratet. Ihre beiden Kinder kennen beide Religionen: Mit der Mutter feiern sie Weihnachten, mit dem Vater Ramadan. «Es braucht diese Offenheit zwischen den Religionen», sagt Bouslama. Heute ist er mit einer Muslimin verheiratet, die auch aus Algerien stammt.

Bouslama ist ein gläubiger Muslime. Er betet täglich, geht regelmässig in die Moschee und feiert Ramadan. Die täglich fünf Gebete spricht er aber nicht zu fixen Zeiten, sondern betet sie oft abends alle zusammen. «Wir leben nicht in einem muslimischen Land, wir müssen uns anpassen», sagt er. Er schätzt sehr, dass in der Schweiz Religionsfreiheit gilt. «Muslime haben hier mehr Freiheiten als in einigen muslimischen Ländern.»

Die Initiative, welche ein Verbot für Minarette fordert (siehe Kasten), sei für die Muslime an sich kein Problem: «Wir brauchen kein Minarett, um zu beten», sagt er. Doch schmerze ihn die Initiative: «Sie richtet sich gegen mich als muslimischer Schweizer.» Er respektiere die Schweiz, die Schweizer Gesetze und Andersgläubige. «Da erwarte ich, dass auch meine Religion respektiert wird.» Die Initiative sei rassistisch und anti-islamisch, «das verletzt mich».

Najib Bouslama versteht die Ängste der Schweizer Bevölkerung vor einer Islamisierung: «Der Durchschnittsschweizer weiss doch nichts von unserer Religion», sagt er, «er hört nur von Islamisten.» Genau dies nutzten die Politiker, die hinter der Initiative stünden, aus: «Sie vermischen Minarette mit Terrorismus – und das ist für den Religionsfrieden in der Schweiz schädlicher, als wenn Minarette gebaut würden.»

Najib Bouslama ist sich sehr wohl bewusst, dass es muslimische Extremisten gibt. Er beobachtet diese im Auftrage der Eidgenossenschaft: Für das Bundesamt für Migration erarbeitet er Rapporte über die politische Entwicklung in Algerien, Marokko und Tunesien. Zudem übersetzt er Texte aus dem Arabischen und ist bei Gesprächen mit Flüchtlingen dabei, um deren Herkunftsland zu bestimmen. «Extremistische Islamisten alimentieren die Ängste, mit welchen die Politiker spielen, die hinter der Minarettverbots-Initiative stehen», sagt er.

Dialog statt Initiative

In einer Demokratie dürfe die Frage, ob Minarette gebaut werden dürfen oder nicht, durchaus gestellt werden, sagt Najib Bouslama. «Mich stört aber die Art und Weise, wie sie gestellt wird.» Statt einer plakativen Initiative wünschte er sich einen Dialog – auch unter den Muslimen. Wenn die Schweizerinnen und Schweizer keine Minarette wollten, so mache es keinen Sinn, solche zu bauen: «Das würde eine unnötige Spannung schaffen.»

Bouslama betont, im Koran sei nichts vorgeschrieben, das mit dem Schweizer Recht unvereinbar sei: «Behauptet ein Mann, dass er laut dem Islam seine Frau schlagen darf und sie ihn bedienen muss, dann stimmt das nicht.» Dies sei «eine Interpretation der Religion der Männer zu ihrem eigenen Vorteil», sagt er. So sei auch das Kopftuch nicht obligatorisch. Najib Bouslama trinkt ab und zu auch Alkohol, «auch wenn das eigentlich verboten ist».

Ein gutes Beispiel sein

Zwei Kulturen zu kennen und zu leben sei für ihn eine grosse Bereicherung, sagt Bouslama. Der Doppelbürger, der im Freiburger Perollesquartier lebt, bezeichnet sich als Freiburg-Schweizer. Seine Frau nennt ihn «schweizerischer als ein Schweizer». Er selbst sagt, er sei zwar Schweizer, aber doch nicht hier beheimatet. Darum passe er sich umso mehr den hiesigen Gepflogenheiten an: «Ich will ein gutes Beispiel abgeben und zeigen, dass Muslime keine Bedrohung sind.»

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