Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Wir brauchen keine Spezialeffekte»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carole Schneuwly

Floriana Frassetto und Bernie Schürch, was bedeutet es Ihnen, in «Ihr» Mummenschanz-Theater in Villars-sur-Glâne zurückzukehren, das hier nach der Expo 02 wieder aufgebaut wurde?

Frassetto: Sehr viel. Dieses Theater steckt voller Erinnerungen an die Expo-Zeit in Biel. Wieder hier zu sein, berührt mich sehr und lässt mich diese wunderbaren Monate noch einmal erleben.

Schürch: Es war eine einzigartige Chance und eine grosse Ehre, dass wir dieses Theater für die Arteplage Biel bauen und uns dort so vielen Menschen präsentieren durften. Schade ist, dass man den weissen Schriftzug mit unserem Namen auf der Fassade jetzt nicht mehr lesen kann. Aber der war halt nur für die Dauer der Expo konstruiert.

Der Erfolg von Mummenschanz ist seit 40 Jahren ungebrochen. Wie erklären Sie sich das?

Schürch:Unser Publikum kann in jeder unserer Vorstellungen etwas entdecken. Es entdeckt unsere Kreationen, und es entdeckt dabei sich selbst. Wir sagen den Leuten nicht, was sie sehen sollen. Jeder kann in dem unendlichen schwarzen Raum seine eigenen Bilder und seine eigenen Ideen entwickeln. Dabei gibt es keine Grenzen.

Frassetto: Ganz wichtig ist die Stille: Wir bieten den Menschen zwei Stunden in einer Stille, in der sie plötzlich ihre eigenen Geräusche und ihre eigene Musik wahrnehmen.

Man bezeichnet Sie darum auch gerne als «Musiker der Stille» …

Frassetto: Eine schöne Bezeichnung. Die Stille ist für uns wie eine Musikpartitur. Wir füllen sie mit Rhythmen, Spannungen und Variationen.

Schürch:Ich habe unsere Kunst trotz der Stille immer als musikalisch empfunden. Die Stille existiert nicht. Wir erfinden sie jedes Mal neu und suchen einen gemeinsamen Nenner mit dem Publikum. Es ist wie bei einem Musiker, der das gleiche Stück immer und immer wieder spielt und dabei immer besser wird.

Seit vier Jahrzehnten arbeiten Sie mit den gleichen, einfachen Mitteln. Eine konsequente Absage an die moderne Technik?

Frassetto: Immer, wenn wir etwas in dieser Richtung ausprobiert haben, hat die Technik versagt … Aber wir brauchen für unsere Geschichten ja keine Spezialeffekte. Das war von Anfang an der Schlüssel zu unserem Erfolg: Wir erzählen kleine, einfache Geschichten, welche die Menschen auf der ganzen Welt verstehen.

Schürch: Wir füllen unsere Figuren mit Leben und mit Gefühlen. Je besser uns das gelingt, umso einfacher können wir sein. Das ist für uns der rote Faden und unser Draht zum Publikum.

Ihre Figuren erfinden und konstruieren Sie alle selbst. Haben Sie spezielle Lieblinge?

Frassetto: Sie sind alle unsere Lieblinge. Sie sind wie eine Familie. Wir spielen mit ihnen, wir unterhalten und pflegen sie, und wir sprechen jeden Tag mit ihnen, um sie psychologisch darauf vorzubereiten, die Fantasie des Publikums zu berühren …

Bernie Schürch, Sie werden Mummenschanz im Juni verlassen. Warum?

Ich bin 67 Jahre alt, da ist es höchste Zeit, mit Bewegungstheater aufzuhören. Mein Körper ist müde und braucht eine Pause. Das 40-Jahr-Jubiläum ist ein guter Zeitpunkt, um zu gehen. Natürlich werde ich traurig sein und Krisen haben, aber daraus kann auch die Energie entstehen, um etwas Neues anzufangen.

Für Sie, Floriana Frassetto, geht das Abenteuer Mummenschanz weiter …

Ja, ich selber bin immer noch sehr motiviert, und ich bin sicher, dass wir mit Philipp Egli den richtigen Nachfolger für Bernie gefunden haben. Als Bernie mir gesagt hat, dass er aufhören will, war ich sehr traurig. Dann hatte ich eines Nachts einen Traum: Ich sah zwei Eier auf einer Bühne herumrollen, und aus einem schlüpfte Philipp Egli. Tags darauf habe ich ihn angerufen. Und irgendwann machen wir aus dem Eier-Traum eine neue Nummer …

Bernie Schürch und Floriana Frassetto: «Die Stille ist wie eine Musikpartitur.»Bilder Charles Ellena

Jubiläum: Eine 40-jährige Erfolgsgeschichte

Es ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die das Theater Mummenschanz seit seiner Gründung im Jahr 1972 schreibt: Die Truppe füllt die Theatersäle in unzähligen Ländern auf allen Kontinenten und erhält immer wieder Preise, zuletzt den «Swiss Award» in der Kategorie Kultur. Ein wichtiger Teil des Erfolgsrezepts ist die Tatsache, dass Mummenschanz sich zwar stetig weiterentwickelt, die Grundidee aber nie verändert hat: ein unverwechselbares Figurentheater, das ohne Sprache, ohne Musik und ohne Spezialeffekte auskommt.

Mit Gesichts- und Körpermasken, mit selbst gefertigten Kreationen aus Knetmasse, Karton, Papier oder Draht, mit grossem pantomimischem, schauspielerischem und akrobatischem Können und mit grenzenloser Fantasie schafft Mummenschanz ein universelles Theater, das die Menschen auf der ganzen Welt verstehen.

Zur Kontinuität von Mummenschanz hat ebenfalls beigetragen, dass es in den vier Jahrzehnten des Bestehens der Truppe nur wenige personelle Wechsel gegeben hat. Vom Gründertrio sind Bernie Schürch und Floriana Frassetto bis heute dabei. Der Dritte im Bunde, Andrès Bossard, ist 1992 verstorben. Seither ist Mummenschanz ein Quartett. Nebst Schürch und Frassetto stehen heute Raffaella Mattioli (seit 2000) und Pietro Montandon (seit 2007) auf der Bühne. Bernie Schürch wird die Gruppe am Ende der Jubiläumstournee im Juni verlassen. Sein Nachfolger ist der Zürcher Tänzer und Choreograf Philipp Egli, der seit Anfang Jahr sukzessive in die verschiedenen Nummern eingeführt wird.

Ein bisschen sind die Wurzeln des Mummenschanz-Erfolgs übrigens in Freiburg zu finden: Der allererste Auftritt von Bernie Schürch und Andrès Bossard nach dem Abschluss der Schauspielschule fand 1971 im Theater am Stalden statt … cs

Informationen und Tourdaten: www.mummenschanz.com.

Die Jubiläumsshow vereint die schönsten Nummern aus vier Jahrzehnten.Bilder zvg

Meistgelesen

Mehr zum Thema