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«Wir freuen uns an den einfachen Dingen»

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«Wir freuen uns an den einfachen Dingen»

Ein Besuch im Zisterzienserinnen-Kloster Magerau in Freiburg

Wenn sich andere Menschen noch im tiefsten Schlaf befinden, gehen sie in die Kirche. Wenn andere Menschen Tischgespräche führen, hören sie einer Lesung zu. Wenn andere Menschen resignieren, beten sie: Ein Gespräch über die Welt der Zisterzienserinnen in der Magerau von Freiburg.

Von IRMGARD LEHMANN

«Les traces de Dieu sur terre.» Worte des französischen Schriftstellers Pascal, die für die Welt in der Magerau nicht treffender sein könnten. Bereits auf dem schmalen Fussweg, der vom Tal der Saane hinauf zum Kloster führt, spürt man, dass hier ein anderer Geist weht. Ruhe und Bedachtsamkeit stellen sich ein. Schritte verlangsamen sich. Ein Blick zum Himmel, ein Blick zur Klostermauer, und die Frage, was dort wohl für ein Leben ist. Zaghaft der Gang zur Pforte. Da, wo einst noch ein Gitter das Drinnen vom Draussen trennte.

In einem gediegenen Raum, bestückt mit feinen Antiquitäten, mit geschnitzter Holzdecke und knarrigem Fussboden, empfängt mich Schwester Marie Gertrude. Die einstige Primarlehrerin aus dem luzernischen Willisau, die mit 33 Jahren Äbtissin wurde und heute 62 Jahre alt ist. Was darf man fragen? «Alles», sagt sie, und ein Lächeln huscht ihr über das Gesicht. Jenes Lächeln, das immer wieder da ist, wenn sie von den schönen Dingen im Kloster erzählt, vom Chorgebet in der Kirche etwa, vom Lichtstrahl, der dort morgens in der Früh durch die Rosette drängt, von der Farbenpracht bei der ersten Frühlingssonne. Schönheit, welche die kreativen Kräfte weckt – auch im geschlossenen Kloster Magerau.

Apropos geschlossenes Kloster – kann davon heute noch die Rede sein?

Äbtissin Sr. Marie Gertrude: Geschlossenes Kloster bedeutet strikte Klausur, konsequente Abgeschlossenheit. Auch von der eigenen Familie war man früher durch ein Gitter getrennt. Doch seit 1980 ist das nicht mehr so. Feiern die Eltern eine runden Geburtstag, so sind sie im Kloster zum gemeinsamen Essen eingeladen. Können die Eltern nicht mehr zu uns kommen, so dürfen wir sie auch besuchen.

Wie haben Ihre Eltern reagiert auf Ihren Entscheid, in ein so strenges Kloster einzutreten?

Mein Vater starb, als ich elf Jahre alt war. Meine Mutter war schockiert, obwohl sie sehr religiös war. Wäre ich ins Kloster Menzingen eingetreten, hätte sie sich wahrscheinlich gefreut. Aber hier . . .

Das Gitter, das uns bei meinem Eintritt 1963 noch voneinander trennte, war ihr ein Dorn im Auge, und sie hat mir immer gesagt, ich solle es doch wegnehmen. Ein Onkel hingegen hat mich deswegen nie besucht. Zu sehr hatte er Mühe damit.

Das Gitter wurde später auch weggenommen. Aber warum sind Sie denn nicht ins Kloster Menzingen eingetreten?

Da hätte ich mich gespalten gefühlt. Hier bin ich am rechten Platz und kann eine innere Einheit leben.

Aus Irmgard Schaller wurde Sr. Marie Gertrude. Musste der Namenswechsel sein?

Ja, und ausserdem konnten die welschen Schwestern meinen Namen nie richtig aussprechen. Ich erinnere mich an eine ältere Schwester, die mich zu sich rief und mir mit Freude mitteilte, dass sie jetzt meinen Namen Irmgard aussprechen könne. «Il me r’garde», rief sie. Ist das nicht ein schöner Satz für jemanden, der hier im Kloster lebt?

Ja, wo sehen Sie den Sinn eines solchen Lebens?

Der Sinn hiefür ist Gott. Wenn man seine Wirklichkeit, die Liebe ist, weglässt, verliert alles seinen Sinn. Geld, Macht und Sex, treten an seine Stelle. Ohne Gott jedoch gibt es keine Menschenfamilie mehr, sondern nur noch eine wilde, grausame Horde.

Auch führen wir hier kein isoliertes Leben, sondern sind mit der Welt verbunden. Tagtäglich treffen aus aller Welt E-Mails und Briefe ein, in denen Menschen ihr Leid klagen und um das Gebet bitten.

Es gibt aber auch Menschen, die uns spontan telefonieren, um ihr Leid abzuladen, wie kürzlich eine Frau aus Genf. «Je suis Marie de Genève, j’aimerais mourir, priez pour moi.»

Sie sind überzeugt, dass das Gebet eine Wirkung hat?

Wir sind überzeugt, dass das Gebet ein Echo auslöst. Wir sehen uns als Ort des Austausches zwischen der Welt und Gott. Für diesen Kreislauf fühlen wir uns verantwortlich.

Wissen Sie, was in der Welt vor sich geht?

Wir haben kein Fernsehen und hören kaum einmal Radio. Doch haben alle die Möglichkeit, die Zeitungen zu lesen. Ein Freund des Klosters schickt uns ausserdem jede Woche eine Zusammenstellung mit den wichtigsten Ereignissen.

Ja, haben Sie denn Ihren Entschluss nie bereut, waren Sie nie frustiert?

Nein, denn bis wir die ewigen Gelübde ablegen, durchlaufen wir eine lange Probezeit (siehe Kasten).

Das Klosterleben macht aber auch frei für das Wesentliche. Denn persönlichen Besitz gibt es keinen mehr.

Im Kloster lernt man sich selber viel schneller kennen als draussen in der Welt, wo die Ablenkungen so gross sind, und man entdeckt sehr schnell die Freude an einfachen Dingen. Wie etwa eine Rose, die blüht, eine Sternennacht, ein Lichtstrahl …

Das Leben im Kloster ist letztlich ein intensiver menschlicher Prozess. Es macht die Seele frei für das göttliche Leben, das die Grenzen von Zeit und Raum sprengt.

Als Äbtissin sind Sie auch öfters ausser Haus.

Das stimmt. Es gibt heute eine intensive internationale Zusammenarbeit zwischen den Klöstern des Ordens, und so treffen sich die Verantwortlichen auf verschiedenen Ebenen.

Und alle fünf Jahre kommen die Äbte und Äbtissinen aus aller Welt in Rom zum Generalkapitel zusammen.

Sie haben im Jahre 2000 auch die Tracht vereinfacht. Man kann jetzt Ihre Haare sehen. Warum der Wechsel?

Wir waren rund ums Gesicht eingepackt und bewirkten damit manchmal eine befremdende Distanz zu den Menschen. Etwas, das nicht sein muss. Auch gab es vermehrt zu waschen, zu bügeln und zu flicken.

Was wird von jungen Frauen erwartet, die ins Kloster eintreten wollen?

Eine gewisse Gotteserfahrung und Gemeinschaftsfähigkeit. Aber auch genügend psychische und physische Gesundheit. Wir setzen auch Berufserfahrung voraus. Vor allem aber den Wunsch, das eigene Leben mit Christus zu verbinden.

Die Klostergemeinschaft als Friedensgemeinschaft?.

Ja, so kann man das nicht sehen. Auch hier gibt es Konflikte. Auch hier muss man lernen miteinander umzugehen.

Und Sie als Äbtissin haben zu richten?

Nein, Richterin spielen, das mag ich nicht. Ich höre vor allem zu und ermutige zu klärenden Gesprächen und zum Verzeihen.

Während der Arbeit reden wir zwar nur Notwendiges. Doch gibt es nebst den Schweigezeiten und dem Gebet auch Gelegenheit zur Aussprache.

Zurzeit leben noch 15 Schwestern im Kloster. In den vergangenen Jahren gab es weniger Eintritte. Haben Sie eine Erklärung hiefür?

Ich denke, es

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