Autor: Hannes Währer
Keine Kandidaten, keine Wahl: Nach dieser Logik verzichtete die Pfarrei Gurmels am Sonntag, 13. Dezember, darauf, die angesetzte Ersatzwahl für den Parreirat durchzuführen (FN vom 25. November). Die Präsidentin des Pfarreirats Gurmels, Jacqueline Häfliger, ist überzeugt, dass sich bei einer Wahl ohne Kandidaten – bei der im Grunde alle der rund 2200 Mitglieder über 16 Jahre wählbar sind – keine bereits vorher interessierte Person wählen lässt. «Jemand, der ohne sein Wissen gewählt worden wäre, hätte das Amt mit höchster Wahrscheinlichkeit abgelehnt», führt sie gegenüber den FN aus.
Eigene Religion pflegen
Häfliger zeigt sich enttäuscht darüber, keine Kandidaten für das Amt zu finden. «Gerade im Zuge des FN-Artikels vom Mittwoch und der Minarett-Abstimmung hätte ich erwartet, dass wir Personen finden, die das Amt auf sich nehmen», sagt die Pfarreiratspräsidentin. Es reiche schliesslich nicht, sich gegen etwas auszusprechen. «Wir müssen auch die eigene Religion und ihre Kultur pflegen», erklärt sie. Zurzeit wird das freie Ressort von den übrigen Pfarreiräten betreut.
Nach der im Amtsblatt ausgeschriebenen, aber nicht durchgeführten Wahl hat der Pfarreirat das weitere Vorgehen beschlossen. Rund drei Monate will man sich Zeit geben, um eine geeignete Person für das Amt zu finden und ist optimistisch das dies gelingen wird.
Verstoss gegen Vorgaben
Dennoch verstösst die Pfarrei Gurmels damit gegen die kirchenrechtlichen Vorgaben, die eine Wahl zwingend vorschreiben, selbst wenn keine Kandidaten vorhanden sind. Das ist auch Pfarreiratspräsidentin Häfliger bewusst. «Aber», erklärt sie, «wir sind nur in dieser Situation, weil wir das geltende Recht einhalten.» Der Sitz im Pfarreirat sei schliesslich frei geworden, weil die Person als Siegristin angestellt wurde und Angestellte der Kirchgemeinde nicht im Pfarreirat Einsitz nehmen dürfen. Die vom Gesetz vorgegebene Frist zur Suche einer Nachfolge sei sehr kurz und deshalb problematisch.
Andere Einschätzung
Jean-Paul Brügger, Präsident des Exekutivrates der katholischen kirchlichen Körperschaft des Kantons Freiburg, stört sich daran, dass das vorgeschriebene Prozedere nicht eingehalten wurde. «Die Wahl hätte durchgeführt werden müssen», erklärt er. Brügger ist auch nicht einverstanden mit Häfligers Einschätzung der Erfolgsaussichten einer Wahl ohne Kandidaten. «Es kommt durchaus vor, dass sich dabei Personen für ein Amt finden», so seine Überzeugung.
Dennoch erklärt er: «Wir werden im Exekutivrat sicher über die Situation in Gurmels diskutieren und sehen, ob wir den Lösungsansatz akzeptieren können», meint der Präsident des Exekutivrates. Daneben müsse aber auch die Frage aufgeworfen werden, weshalb unter 100 angefragten Personen niemand bereit gewesen sei, das Amt zu übernehmen.