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«Wir müssen zeigen, dass das reale Objekt immer noch einen Wert hat»

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Am 1. Juli 2014 hat Peter Wandeler die Nachfolge von André Fasel als Direktor des Naturhistorischen Museums Freiburg angetreten. Im FN-Interview sagt er, wie er die ersten Monate im neuen Amt erlebt hat, vor welchen Herausforderungen das Museum steht–und warum er nicht an der Kükenausstellung rütteln wird.

 

 Peter Wandeler, Sie sind seit dem vergangenen Sommer Direktor des Naturhistorischen Museums Freiburg. Gibt es ein Ausstellungsobjekt, das Ihnen bereits besonders ans Herz gewachsen ist?

Kein Objekt, aber die Tiergeräusche, die in der Dauerausstellung zu hören sind. Ich mag es sehr, wenn ich auf dem Weg von meinem Büro zum Kaffeeraum von Vogelstimmen begleitet werde.

 

 Sie haben zuletzt als Projektleiter der neuen Dauerausstellung des Zoologischen Museums der Universität Zürich gearbeitet. Warum haben Sie sich für die Stelle in Freiburg beworben?

Ich finde Museen grundsätzlich spannend, gerade in der heutigen Zeit, in der so vieles virtuell ist. Das Naturhistorische Museum Freiburg hat für mich genau die richtigen Dimensionen: Es ist gross genug für ein breites Angebot und klein genug, um mit allen Mitarbeitern einen persönlichen Kontakt zu haben. Das Museum verfügt über gute Ressourcen, um seine Sammlungen zu pflegen, Forschung zu betreiben und spannende Sonderausstellungen zu gestalten. Diese drei Pfeiler sind mir wichtig.

 

 Sie sind jetzt gut ein halbes Jahr im Amt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Es war ein intensives halbes Jahr, in einer neuen Stelle und mit einer für mich neuen Verantwortung. Positiv war, dass ich mich schnell und reibungslos mit dem Museumsteam zusammengefunden habe, aber auch mit dem weiteren Umfeld, wie zum Beispiel der Vereinigung der Freunde des Museums.

 

 Gibt es etwas, das Sie besonders überrascht hat?

Eben gerade die Freunde des Museums. Das kannte ich so nicht. Das sind 1500 Personen, die jedes Jahr 20 Franken zahlen, um ein Museum zu unterstützen, das von seinen Besuchern kein Eintrittsgeld verlangt. Das zeigt, wie sehr diese Leute dem Museum verbunden sind und wie das Museum in Freiburg generell getragen wird.

 

 Tatsächlich ist das Naturhistorische Museum mit bis zu 70 000 Eintritten pro Jahr in Freiburg eine Institution. Spüren Sie einen entsprechenden Erfolgsdruck?

Nein, ich glaube, wenn man das Publikum im Auge behält und nicht vergisst, warum die Leute zu uns kommen, kann man wirklich nicht viel falsch machen. Naturmuseen sind immer attraktiv, besonders für Familien, und das Naturhistorische Museum Freiburg hat es verstanden, diesen Ruf sorgfältig zu pflegen. Darauf kann ich aufbauen.

 

 Radikale Veränderungen sind also vom neuen Direktor nicht zu erwarten?

Nein, ich werde auf jeden Fall beibehalten, was bis jetzt so gut funktioniert. Dazu gehört auch die Kükenausstellung zu Ostern, die dieses Jahr zum 30. Mal stattfindet. Ich muss zugeben, dass ich anfangs kritisch war gegenüber dieser Ausstellung mit lebenden Tieren. Aber ich habe die Ausstellung letztes Jahr mit meiner damals zweieinhalbjährigen Tochter besucht, und so, wie ich die Veranstaltung da erlebt habe, kann ich auf jeden Fall dahinter stehen. Wichtig ist, dass es nicht darum geht, Küken zu verhätscheln, sondern Wissenswertes über die Tiere zu vermitteln. Für viele Freiburger Familien ist der Besuch der Kükenausstellung eine lieb gewonnene Ostertradition und für die Kinder ein Türöffner zum Museum.

 

 Was wird sonst noch gleich bleiben?

Ich möchte den Rhythmus der Temporärausstellungen weiterführen, mit einer grossen und einer kleineren Ausstellung pro Jahr. Für 2015 sind dies die Ausstellungen «Bäume erinnern sich» und «Salz». Diese Sonderausstellungen sind wichtig, um für Abwechslung zu sorgen. Das gilt umso mehr, als sich auch an der Dauerausstellung vorerst nichts ändern wird. Diese wird in ihrem aktuellen Zustand bleiben, bis wir dereinst den geplanten Neubau beziehen können.

 

 Sie sprechen den Neubau an der Zeughausstrasse an, der die aktuellen Platzprobleme des Museums lösen soll. Wo steht dieses Projekt?

Der Planungskredit steht im kantonalen Finanzplan 2016–2018. Ich hoffe, er kommt ins Budget 2016. Dann könnten wir 2017 den Architekturwettbewerb lancieren. Danach wird es eine Volksabstimmung über den Baukredit geben. Schön wäre, wenn wir das neue Gebäude 2023 eröffnen könnten, wenn das Museum sein 200-jähriges Bestehen feiert.

 

 Wo sehen Sie, neben dem Projekt für den Neubau, die grössten aktuellen Herausforderungen für das Museum?

Die allgegenwärtige Digitalisierung und der einfache Zugang zum Wissen sind heute eine grosse Herausforderung für alle Museen: Früher ging man ins Museum, weil man noch nie einen Tiger gesehen hatte; heute ist der Tiger nur einen Mausklick entfernt. Dieser Situation müssen wir uns stellen und zeigen, dass das reale Objekt immer noch einen Wert hat. Ich denke dabei auch an den Neubau: Dort können wir zeitgemässe Inhalte präsentieren, ohne dabei die Bedürfnisse unseres Stammpublikums zu vergessen. Das ist eine grosse Chance, aber auch eine Herausforderung.

 

 Neben Dauer- und Temporärausstellungen ist auch die Bewirtschaftung der Sammlung eine wichtige Aufgabe des Museums.

Dabei geht es einerseits darum, die Sicherheit zu gewährleisten, und andererseits, die Sammlung gezielt zu erweitern. Dieser Teil unserer Arbeit ist für das Publikum weitgehend unsichtbar. Ich denke zum Beispiel an unser Herbar, das rund 60 000 Pflanzen umfasst und bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Diese Pflanzensammlung ist von nationaler, um nicht zu sagen internationaler Bedeutung. Sie muss derzeit aufwendig saniert werden und wird laufend erweitert. Der grösste Teil unserer Sammlung befindet sich übrigens nicht im Museum, sondern in einem externen Gebäude. Ich hoffe, dass sich dies mit dem Neubau ändern wird.

«Es geht nicht darum, Küken zu verhätscheln, sondern Wissenswertes über die Tiere zu vermitteln.»

Peter Wandeler

Museumsdirektor

Zur Person

Primarlehrer und Doktor der Biologie

Peter Wandeler wurde am 25. Januar 1972 geboren und wuchs in Spiez auf. Nach einer Primarlehrerausbildung studierte er in Bern Biologie und doktorierte anschliessend an der Universität Cardiff in Wales und am Zoologischen Institut in London. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete er ab 2004 am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften und am Zoologischen Museum der Universität Zürich. Ab 2012 hat er die Erneuerung der Dauerausstellung des Zoologischen Museums geplant. 2013 erwarb er zudem einen Executive MBA mit Vertiefung in Public Management an der Berner Fachhochschule. Am 1. Juli 2014 trat er als Direktor des Naturhistorischen Museums Freiburg die Nachfolge von André Fasel an. Peter Wandeler lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Bern.cs

Jahresbilanz: 2014 kamen 66 714 Besucher

Z wischen 60 000 und 70 000 Eintritte zählt das Naturhistorische Museum Freiburg jedes Jahr. 2014 waren es exakt 66 714 Besucherinnen und Besucher. Darunter befanden sich gemäss einer Medienmitteilung des Museums 10 171 Schülerinnen und Schüler. 1779 Personen kamen allein anlässlich der Nacht der Museen.

Zur Beliebtheit des Naturhistorischen Museums tragen die vielseitigen Sonderausstellungen bei. 2014 waren dies nebst der traditionellen Kükenausstellung zu Ostern Ausstellungen über Meteoriten, Wolle und Zugvögel. Die Schau zu den Zugvögeln ist noch bis zum 1. März zu sehen. Danach folgt wiederum die Kükenausstellung (14. März bis 19. April) und anschliessend Ausstellungen über Bäume (30. Mai bis 14. Februar 2016) und über Salz (19. September bis 10. Juli 2016). cs

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