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«Wir normalen Fans haben die Schnauze voll»

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Der Jubel über den 3:2-Siegtreffer gegen Lausanne hielt für einen 48-jährigen Stehplatz-Zuschauer aus dem Seebezirk am Samstag nur kurz an. Den Siegesschrei immer noch auf den Lippen, wurde er von einer Glasflasche, abgefeuert aus dem Lausanne-Block, im Gesicht getroffen. Ob es eine kleine Schnapsflasche war oder eine grössere Bierflasche, ist unklar. Der Club fand danach kleine Schnapsflaschen am Boden, der Fan, der aus dem Augenwinkel etwas Grünes auf sich zufliegen sah, geht auch aufgrund der Wunde eher von einer Bierflasche aus. «Es war ein grosser Schock. Plötzlich war alles voller Blut», sagt der Fan, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, weil er sich nicht in den Vordergrund drängen wolle. «Es geht mir einfach darum aufzuzeigen, dass es so nicht weitergehen kann, dass wir normalen Fans die Schnauze voll haben.» Man habe sich über die Jahre daran gewöhnt, von den Gästefans auf das Übelste beschimpft oder bespuckt zu werden. Man habe sich sogar daran gewöhnt, dass man mit Bechern – gefüllt mit Bier oder Urin – beworfen werde. «Ist aber jetzt der nächste Schritt, dass man sich daran gewöhnen muss, sich von Glasflaschen bewerfen zu lassen?»

Gehirnerschütterung und Hämatome

Als der erste Schock am Samstag überwunden war, dachte der Fan, die Verletzung sei nicht so schlimm. Am Sonntag hielt er sich ruhig, doch den Brummschädel wurde er einfach nicht los. Also verbrachte er den Montag vor allem mit Arztbesuchen. Die Diagnose: Gehirnerschütterung, Hämatom im Auge, Hämatom mit Nervenschaden an den Zähnen. «Zum Glück hatte ich meine Brille nicht auf, sonst wäre es wohl schlimmer herausgekommen.» Es gehe schon wieder besser, auch dank entsprechenden Medikamenten. «Ich bin hart im Nehmen.» Der Mann hat deshalb auch bereits sachte seine Arbeit wieder aufgenommen.

Er wolle allerdings nicht, dass es einfach so weitergehe, als ob nichts passiert sei. «Ich bin seit bald 40 Jahren regelmässig im Stadion. Aber zuletzt wurde es immer schlimmer.» Er wisse nicht, ob es mit dem neuen, käfigartigen Gästesektor zu tun habe. «Jedenfalls benehmen sich dort einige seither wirklich wie Tiere.»

Was den Fan besonders stört: Die Zuschauer im Sektor neben den Gästefans haben während des Spiels am Samstag die Security-Leute mehrmals auf die Probleme aufmerksam gemacht. «Es waren keine fünf Minuten gespielt, als die ersten Schnapsfläschchen geflogen kamen. Spätestens als Mitte des zweiten Drittels ein Kind, das zum Glück eine Kappe aufhatte, am Hinterkopf getroffen wurde, beschwerten wir uns vehement.» Ohne Erfolg. Die Freiburger Security-Leute hätten bloss desinteressiert geantwortet, sie könnten nichts machen. «Und die Aufseher der Lausanner machten sich nicht die Mühe, die eigenen Leute zu beruhigen oder die Schuldigen ausfindig zu machen. Im Gegenteil. Sie filmten die Freiburger Zuschauer und amüsierten sich über diejenigen, die sich beschwerten.»

Berger bestätigt die Probleme

Gottérons Generaldirektor Raphaël Berger bestätigt, dass es in dieser Saison rund um den Gästesektor wieder vermehrt zu Problemen komme. «Schon in mehreren Spielen hatten wir Probleme mit Bierwürfen. Das ist zwar nichts Neues, aber in den letzten Jahren war es in dieser Beziehung ruhiger geworden.» Am Samstag nun hätten tatsächlich Lausanne-Fans kleine Schnapsfläschchen reingeschmuggelt und als Wurfgeschosse verwendet. «Diese Fläschchen sind bei der Eingangskontrolle schwer zu finden, zumal uns auch rechtlich bei der Durchsuchung Grenzen gesetzt sind.»

Den Vorwurf einer passiven Security hört Berger nicht zum ersten Mal. «Externe Leute haben Mühe damit, das zu verstehen, aber während eines Spiels in einem Fanblock zu intervenieren, ist schwierig bis unmöglich. Wir müssen tatsächlich abwarten, bis etwas passiert ist, und dann im Nachhinein die Schuldigen suchen und bestrafen.» Das klingt nach einer Bank­rott­erklä­rung. «Aber es ist einfach so.» Er erinnere sich an einen Match gegen Bern vor rund zehn Jahren, als die Polizei im Gästesektor interveniert habe, oder an einen Match in Lugano, als die Security das Gleiche getan habe. «Beide Male war es kontraproduktiv, weil die Situation danach erst recht ausser Kontrolle geriet.» Das sei weder ein Gottéron- noch ein eishockeyspezifisches Phänomen, sondern überall der Fall, wo es grössere Menschenansammlungen gebe. «Die Passivität ist also bloss eine Deeskalationsmassnahme.»

Anzeige bei der Polizei

Leidtragender war am Samstag der 48-jährige Fan. Er hat bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt erstattet. Auch Gottéron, das ohnehin mit der Polizei zusammenarbeitet, ist da­ran, den oder die Täter ausfindig zu machen. «Trotz Videoüberwachung ist das nicht immer ganz einfach», sagt Berger. «Oft verstecken sich die Täter, bevor sie etwas werfen.» Für die Identifikation arbeiten die Heimclubs jeweils mit den Auswärtsclubs zusammen. «Es gibt Clubs, die nicht sehr kooperativ sind», sagt Berger und bestätigt damit den Verdacht, dass nicht alle Vereine gleich konsequent gegen die Unruhestifter in den eigenen Reihen vorgehen.

Als die Liga letzte Woche 83  Stadionverbote gegen Got­téron-Ultras verhängte, weil sie sich im Stadion in Rapperswil und danach auf einer Autobahnraststätte bei einer Prügelei mit Genfer Fans daneben benommen hatten, habe er viele positive Rückmeldungen erhalten. «Gleichzeitig haben aber viele gefragt, warum es keine Stadionverbote gegen die Genfer gegeben habe.» Eine berechtigte Frage, obwohl Berger präzisiert, dass in diesem konkreten Fall die Polizei vor Ort halt nur Gottéron-Fans identifiziert habe.

Keine Getränke für Gäste?

Zusätzliche Massnahmen sind für die kommenden Heimspiele trotz Flaschenwurf nicht vorgesehen. «Es ist kein freiburgspezifisches Problem. Wir müssen das in der Liga gemeinsam anpacken.» Eine mögliche Massnahme gegen Bierschlachten sei etwa, dass wie in anderen Ländern in den Gästesektoren gar keine Getränke mehr konsumiert werden könnten.

Der verletzte Fan aus dem Seebezirk wird seinerseits auch weiterhin ins St. Leonhard pilgern. «An meinem Fansein ändert das nichts. Ich werde weiter körperlich und seelisch mit Gottéron mitleiden.» Der Mann kann wieder lachen – obwohl ihm eigentlich nicht nach Lachen zumute ist.

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