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«Wir schreiben hier Turngeschichte»

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Am 18. April stellt sich Jürg Küffer, Zentralpräsident der Sport Union Schweiz (SUS), vor heimischer Kulisse in der Tribüne Gurmels vor die Delegierten seines Verbandes und informiert sie über die Einzelheiten einer Vereinbarung. Diese hat er Anfang März mit seinen Amtskollegen vom Schweizerischen Turnverband (STV) und den kleineren Organisationen Satus und dem Frauenturnverband SVKT getroffen. Der Inhalt: Die drei kleineren Organisationen sollen in den Turnverband integriert werden. «Wir schreiben hier Schweizer Turngeschichte», betont Küffer.

Zwar würden gemäss dem angedachten Modell die drei Verbände als autonome Unterorganisationen in den STV aufgenommen, wie die Verbände gestern mitgeteilt haben. Küffer muss seinen Delegierten dennoch erklären, warum das Zusammengehen nötig ist. Denn trotz der Grössenunterschiede–die drei kleinen Verbände bringen es zusammen auf einen Fünftel der Mitgliederzahl des STV–kämpfen sie mit den gleichen Problemen: «Teure Infrastruktur, aufwendige Datenbanken, sinkende öffentliche Beiträge und Mitgliederschwund.» Zudem existierten vier Ausbildungskonzepte, obschon alle Verbände mehr oder weniger dasselbe machten, und jeder führe eine eigene Verwaltung und organisiere Turnfeste.

Hinzu kommt, dass das Verständnis für die zersplitterte Turnerlandschaft vor allem unter den Jungen immer mehr schwindet. Die Aufteilung sei historisch und kulturell gewachsen, so Jürg Küffer. Der zunächst freisinnig und national geprägte Eidgenössische Turnverein entstand 1832. Die katholischen Vereine bildeten vor rund 100 Jahren zwei Verbände: die SUS und dann den Frauenverband SVKT. Die Arbeiter wiederum waren im Satus organisiert, dem Schweizerischen Arbeiter-Turn- und Sportverband. 

 Finanzielle Engpässe

Ein zentraler Faktor für die Annäherung seien die sich abzeichnenden finanziellen Engpässe, führt der Gurmelser weiter aus: «Wir leiden unter den finanziellen Kürzungen bei Swiss Olympic. Nicht-olympische Verbände erhalten immer weniger der knappen Gelder für die Sportförderung. In drei Jahren wird der Geldfluss ganz versiegen.» Zwar stehe die SUS von den drei «Kleinen» noch am besten da, da sie noch immer eine gute Mitgliederbasis habe, sagt Küffer, doch alleine könne auch sein Verband nicht existieren.

Ausserdem: Wenn eines seiner Mitglieder an einem Wettkampf des STV teilnehmen wolle, müsse es auch STV-Mitglied sein. Diese Doppelmitgliedschaften seien schädlich: «Es könnte sein, dass Mitglieder oder ganze Vereine – vor allem die grossen – uns verlassen, weil ihnen das zu aufwendig wird.» Mit der Vereinbarung könne er die Doppelmitgliedschaften verhindern.

Ausgang ist ungewiss

Alle diese Gründe sprachen dafür, dass sich die Verbandsspitzen nach Jahren des manchmal konfliktreichen Nebeneinanders nun innert kurzer Zeit fanden: «Wir führen intensive und fruchtbare Gespräche.» Ein Ausschuss erarbeitet ein Konzept, über das schliesslich die Delegierten entscheiden werden. «Der Ausgang der Entwicklung ist noch ungewiss», so Küffer. Aber es eile: «Wir werden nicht lange fackeln können, der Zeitplan, den wir uns gesetzt haben, ist eng. Die Lage ist ernst.»

Küffers Ziel: Der Verband soll sein 100-Jahre-Jubiläum 2019 würdig feiern dürfen. Er müsse zwar eine Lösung für seinen Verband finden: «Es bleibt uns nichts anderes übrig. Doch ich will nicht der Präsident sein, der den Verband auflöst.» Schon gar nicht so kurz vor dem Jubiläum.

Eine Ehre für Gurmels

Das Projekt einer grossen Turnerallianz wird am 18. April an der Versammlung in der Tribüne zu reden geben. Doch Küffer hält nicht nur schwere Kost für die rund 200 Delegierten bereit. Es werden auch die üblichen Traktanden behandelt: Ehrungen, Wahlen und die Jahresrechnung. Organisiert wird die Veranstaltung durch den TSV Gurmels, dem Küffer während zehn Jahren vorgestanden ist. Der Verein hat 450 Mitglieder und ist einer von landesweit nur noch dreien im Verband, die Kunstturnen anbieten.

Ein solcher Anlass könne wegen des angebotenen Mittagessens für den organisierenden Verein lukrativ sein, betont Küffer. «Einen Riesengewinn wirft es nicht ab. Ich finde aber, ein Verein darf auch darauf stolz sein, eine Delegiertenversammlung durchzuführen.» Dennoch seies für den Verbandsvorstand nicht einfach, einen Standort für die Delegiertenversammlungen zu finden. Für ihn persönlich habe der Standort einen wesentlichen Vorteil: «Ich wohne gleich hier um die Ecke. Erstmals kann ich nach der DV am Apéro teilnehmen.»

«Nicht-olympische Verbände erhalten immer weniger Gelder. In drei Jahren wird der Geldfluss ganz versiegen.»

Jürg Küffer

Zentralpräsident Sport Union Schweiz

«Es bleibt uns nichts anderes übrig. Doch ich will nicht der Präsident sein, der den Verband auflöst.»

Jürg Küffer

Zentralpräsident Sport Union Schweiz

Migrationsprojekt: Integration in der Turnhalle

E in besonderes Steckenpferd von Jürg Küffer ist das angelaufene Projekt «Mimuki» der Sport Union Schweiz. Das Migrationsprojekt hat der Turnverband mit katholischen Wurzeln vor drei Jahren lanciert. Das Kürzel verbindet das in den meisten Turnvereinen im Land angebotene «Muki-Turnen» (Mutter-Kind) mit dem spezifischen Zielpublikum des Projekts, Kleinkindern mit Migrationshintergrund und ihren Müttern – Väter kämen wohl selten in diese Turnstunden, so die Vermutung.

In der Zentralschweiz haben erste Vereine das Konzept aufgenommen und als Pilotprojekte umgesetzt, sagt Küffer. «Der Erfolg der ersten Pilotversuche ist gewaltig, das hatten wir nicht gedacht.» Langfristig ist eine Ausweitung des Projektes auf die ganze Schweiz angedacht. Doch die ohnehin kleinen Kapazitäten des Turnverbandes seien schon ausgeschöpft, so Küffer weiter. Das Bundesamt für Sport (Baspo) zeige sich interessiert am Konzept und biete finanzielle Unterstützung an. Sobald die Finanzierung gesichert ist, will die Sport Union dem Projekt eine eigene Struktur geben. Eine Projektleitung soll neue Netzwerke spinnen und bestehende ausbauen.

Vorschulturnen für Migrantenkinder sei mit viel Aufwand verbunden, betont Küffer. Es sei nicht einfach für die traditionell-schweizerisch geprägten Turnverbände, an die ausländische Bevölkerung heranzukommen. «Für die Vereine bedeutet das eine Knochenarbeit. Die Leiterinnen müssen speziell geschult werden, namentlich in interkulturellen Fragen. Sie müssen sich zum Teil mit Händen und Füssen verständlich machen.» Aber es lohne sich: «Hier können wir als Verband einen Beitrag an die Integration ins Dorf- und Vereinsleben leisten.» Natürlich können die Vereine so auch auf neue Mitglieder hoffen. fca

www.mimuki.ch

Zum Programm

Ein Turnfest im Sensebezirk

Am 19. bis 21. Juni organisiert der Freiburgische Teilverband FTSU der Sport Union im Sensebezirk ein regionales Turnfest. 2000 Erwachsene und 400 Kinder für den Jugitag aus 110 Vereinen aus der ganzen Schweiz sind angemeldet. Am Freitagnachmittag ist das Bewegungsfest für die älteren Semester vorgesehen, am Samstag der Jugendsporttag von FTSU und dem katholischen Frauenturnverband. Am Sonntag wird ein Feldgottesdienst organisiert. Der Festplatz steht wie schon beim Turnfest von 2007 in Obermonten, benützt werden die Sportanlagen in St.Antoni, Alterswil, Heitenried, Gurmels und Wünnewil. Die Freiburgische Turn- und Sportunion (FTSU) mit einem Dutzend Vereinen–vor allem aus dem Sensebezirk–ist einer von acht Regionalverbänden.fca

Zur Organisation

Ein Verband mit langer Geschichte

Die Sport Union Schweiz (SUS) ist die Nachfolgeorganisation des 1919 in Dietikon gegründeten Schweizerischen Katholischen Turn- und Sportverbandes (SKTSV) und seit der Namens- und Konzeptänderung von 2000 ein überkonfessioneller und polysportiver Breitensportverband. Unter ihrem Dach sind 230 Vereine aus verschiedenen Bereichen mit über 40000 Mitgliedern zusammengefasst, darunter sind ein Drittel Jugendliche und Kinder. Sitz und Geschäftsstelle befinden sich in Luzern. Der Vorstand wird seit 2008 vom Zentralpräsidenten Jürg Küffer geführt, von 1992 bis 2001 Präsident des TSV Gurmels. Alle sechs Jahre findet ein nationales Sportfest statt, letztmals 2012 in Gossau/SG. Der Gastgeber des Sportfestes 2018 wird in den nächsten Tagen bestimmt.fca

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