FreiburgIn den Schulen des Kantons Freiburg gibt es zwei Arten von Integration: Zum einen werden behinderte Kinder in die Regelschule integriert. Zum andern werden Kinder mit sehr unterschiedlichen Niveaus in der gleichen Klasse – die damit sehr heterogen wird – unterrichtet.
«Ein Meilenstein»
«Die Schönbergschule ist eine Integrationsschule», sagt Schulleiterin Christa Aebischer-Piller nicht ohne Stolz. Seit Langem werden geistig und lernbehinderte Kinder – Kinder mit besonderem Förderbedarf, wie Fachleute sagen – in der Regelschule unterrichtet. So kamen vor 22 Jahren erstmals geistig behinderte Kinder an die Schönbergschule, damals im Rahmen einer Nationalfondsstudie. Damit kamen auch Heilpädagoginnen an die Schule. «Das war ein Meilenstein für unsere Schule», sagt Aebischer.
Unterdessen hat die kantonale Erziehungsdirektion das dabei entstandene Integrationskonzept institutionalisiert. «Bei uns ist die Integration zum guten Alltag und zur Selbstverständlichkeit geworden», sagt Aebischer.
Vor sechs bis zehn Jahren besuchten markant mehr fremdsprachige Kinder die Schönbergschule; «vor allem Kosovo-Albaner, die vor dem Krieg geflüchtet sind», sagt Aebischer. Dies war eine neue Herausforderung für die Schule, «und auch eine Bereicherung». Fremdsprachige Kinder besuchen zu Beginn den Deutschunterricht für Fremdsprachige. Seit sieben Jahren wird an der Schönbergschule auch im Kindergarten konsequent Standarddeutsch gesprochen.
«Heterogene Klassen»
«Mehr fremdsprachige Kinder zu haben, heisst auch, heterogenere Klassen zu haben», sagt Aebischer. Für die Lehrkräfte bedeutet die Integration fremdsprachiger und lernschwacher Kinder, den Unterricht zu individualisieren: Sie erstellen ein Programm für die «Normschüler», für geistig behinderte Kinder, für Fremdsprachige, für sehr Begabte – kurz, sie behandlen ein Thema auf verschiedensten Niveaus.
Zudem verlangt die Zusammenarbeit mit der Heilpädagogin ein Umdenken: Die Lehrkräfte müssen ihr Schulzimmer öffnen und bereiten den Unterricht nicht mehr im stillen Kämmerchen vor, sondern besprechen sich mit Speziallehrkräften.
Stammen die fremdsprachigen Kinder aus ehemaligen Kriegsgebieten, seien deren Familien oft «stark traumatisiert und verunsichert», sagt Aebischer; auch dies erfordere von den Lehrkräften eine intensive Auseinandersetzung.
Die Schönbergschule kennt seit Jahren den Klassenrat, ein Schülerforum und einen Elternrat. «So nehmen wir die Probleme, aber auch die Wünsche der Kinder wahr», sagt Aebischer. Die Anregung für Ping-Pong-Tische auf dem Schulhof beispielsweise kam aus dem Schülerforum.
Kinder aus 17 Nationen
Christa Aebischer lobt das «gute Klima von Kooperation» an ihrer Schule: Lehrerinnen und Lehrer arbeiteten mit den Speziallehrkräften zusammen, diskutierten mit den Eltern, bänden die Kinder ein. «Wir sind eine Schule für alle Kinder.» Die Schulleiterin sieht aber auch Schwierigkeiten: Im Schönbergschulhaus gehen Kinder aus 17 Nationen ein und aus; gut die Hälfte stammt aus einer Migrationsfamilie, zehn bis fünfzehn Prozent sind französischer Muttersprache. «Wir haben verschiedene Kulturen mit verschiedenen Tagesrhythmen – das gibt manchmal einen Clinch, wenn die Kinder morgens um acht Uhr in der Schule aufnahmefähig sein sollten.»
Aebischer sieht vor allem ein Mittel, Schwierigkeiten zu begegnen: «Sie benennen und besprechen», sagt die Schulleiterin. «Wir müssen die Probleme bearbeitbar machen.» njb